Die aktuelle Attraktion Kitzingens sitzt auf einer Holzkiste, die auf einem Gerüst in der Luitpoldstraße steht. Künstler und Bürgermeister Klaus Christof gestaltet die Fassade des Fastnachtmuseums - sofern er wegen der vielen Schaulustigen zum Arbeiten kommt.
"Hast' Hunger?" Von unten, vom Gehsteig her, schwingt sich die Frage hinauf in Klaus Christofs Ohren. Der Künstler zieht den Pinsel zurück und blickt von dem Gerüst herab, auf dem er gerade arbeitet. Er schüttelt den Kopf, als das Paar, das unten steht, ihm eine Leberkäs-Semmel anbietet. "Danke, nein. Ich ess' nix, wenn ich schaff'."
Während der Arbeit wird Klaus Christof normalerweise nicht von derart vielen Blicken begleitet. Sowohl Fremde als auch Bekannte bleiben in der Kitzinger Luitpoldstraße stehen und schauen hinauf zum malenden 1. Bürgermeister. Der 64-Jährige gibt der Fassade des neuen Deutschen Fastnachtmuseums ein ganz individuelles Gesicht - oder besser: 13 Gesichter. So viele Faschingsmasken werden künftig die untere Eingangstür des Museums bewachen.
Es sind dekorative Masken aus ganz Deutschland, die Christof daheim in seiner Atelier-Werkstatt erst auf Backpapier gezeichnet und dann "durchgerädelt" hat. Das heißt, er hat das Papier - ähnlich wie ein Schneider seinen Stoff - mit einem Loch rädchen bearbeitet. "Wenn man das dann gegen die Wand hält und Asche darauf gibt, dringt die Asche durch die Löcher", erklärt Christof. So gelangt die erste Skizze an die Wand.
Vor Ort zeigt sich dann Christofs gestalterisches Talent. Er verwendet eine neue Mischung von Dispersions- und Mineralfarben, die etwa eine Viertelstunde nach dem Auftragen bereits getrocknet sind. Mit gekonnten Pinselstrichen verleiht er den Schön- und Schreck-Masken ihre charakteristischen Züge und Farbstimmung.
"Wenn´s Wetter einigermaßen passt, bin ich nächsten Dienstag fertig", schaute Christof gestern voraus.
Traurig wird er nicht sein, wenn er seinen luftigen Arbeitsplatz verlässt. "Hier geht's schon ganz schön laut zu und es stinkt nach Abgasen." Außerdem bleibt ständig einer stehen und linst nach oben, wissbegierig, was Christof da gerade tut.
"Da kommst' ja zu gar nix!", meinte der Künstler, als ihn innerhalb kurzer Zeit nicht nur die Presse, sondern auch fünf zufällig Vorbeikommende mit Fragen löcherten. Er antwortete zwar geduldig, warnte aber auch: "Morgen werd' ich eine Plane vors Gerüst hängen!"
Ob er das wirklich tut? Wenn ja, wird ihm auch viel Lob entgehen - etwa so wie das des sechsten Passanten, der innerhalb von fünf Minuten an der Fassade vorbei lief, den Daumen hoch-streckte und rief: "Schaut' gut aus!"
13 Schön- und Schreck-Masken aus ganz Deutschland, fein per Hand gemalt, werden bald das Deutsche Fastnachtmuseum zieren.
Laut Künstler Klaus Christof ist die Zahl 13 reiner Zufall - genau so viel Platz gibt die Fassade her.
EIN GROSSPROJEKT:Projekt 4,2 Millionen Euro kosten die aufwändigen Um- und Neubauarbeiten für das neue Deutsche Fastnachtmuseum mitten im Kitzinger Stadtkern. Erster Spatenstich war im März 2012.
Das ist passiert In vier Bauabschnitten wurden seitdem das Haus Luitpoldstraße 4 umgebaut, das Anwesen Rosenstraße 10 baulich angepasst, die Baulücke im Grundstück Rosenstraße 8 geschlossen und eine Verbindung der Gebäude in der Luitpoldstraße und der Rosenstraße mit einem eingeschossigen Bau hergestellt.
Wiedereröffnung Das "neue" Fastnachtmuseum soll heuer - wie könnte es anders sein? - am 11.11. wieder seine Türen öffnen.