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Kitzinger Bahnhof geht in den Verkauf


Autor: Harald Meyer

Kitzingen, Dienstag, 22. August 2017

Nach der bösen Überraschung vom Februar 2016 hat's die Bahn geschafft: Der Kitzinger Bahnhof wird verkauft. Allerdings gibt's etliche Fragezeichen.
Der Kitzinger Bahnhof geht mit eineinhalb Jahren Verspätung in den Verkauf. Seit Mitte August steht das 1880 errichtete Gebäude im Portal der Bahn-Tochter DB Immobilien.


Die Verspätung der Deutschen Bahn (DB) ist gewaltig: Eineinhalb Jahre nach der damals überraschenden Ankündigung ist der Verkauf des Kitzinger Bahnhofs jetzt auf dem Weg. Das 1880 errichtete Gebäude samt dem rund 2400 Quadratmeter Grundstück stehen seit wenigen Tagen auf der Internetseite der Bahn-Tochter DB Immobilien. Was fehlt, ist der Kaufpreis.

Angesichts der langen Vorlaufzeit sind die Informationen im Immobilienportal recht dürftig. Potenzielle Käufer erfahren immerhin, dass der Bahnhof sanierungsbedürftig ist, unter Denkmalschutz steht, im Erdgeschoss gewerblich genutzt wird und von vier Wohnungen nur eine vermietet ist.

Unvorbereiteter Nackenschlag

Wer das dünn gestrickte Verkaufsangebot betrachtet, fragt sich, warum die Bahn im Februar 2016 der Stadt Kitzingen mit der bösen Überraschung Bahnhofsverkauf ein Bein stellte. Der Nackenschlag aus der DB-Zentrale traf Kitzingen damals unvorbereitet. Schließlich war ein Vertrag zwischen Stadt und Bahn unterschriftsreif, der die millionenschwere Umgestaltung des Vorplatzes, die Schaffung von Pendlerparkplätzen und den Bau eines Busbahnhofs ermöglicht hätte.

Die großen Veränderungspläne platzten damals. Lediglich der Pendlerparkplatz an den Kleingärten ging in die weitere Planung und soll ab März 2018 gebaut werden – mit 121 Stellplätzen. Der Rest der Vorstellungen für ein optimiertes Bahnhofsumfeld, übrigens seit 2007 immer wieder vergeblich angeschoben, hängt jetzt vom Verkauf ab.

Da wird die Stadt vermutlich mitbieten. Schließlich gab es laut Bürgermeister Stefan Güntner schon vor etlichen Monaten einen – bei Grundstücksgeschäften üblich – nichtöffentlichen Ratsbeschluss, in dem ein Kaufpreis mehrheitlich festgesetzt worden sei. Die einst angedachte Summe werde sich aber wohl deutlich nach unten bewegen, so Güntner auf Anfrage.

Großer Investitionsstau

Grund sei eine Besichtigung des Gebäudes im Juli. Stadträte und Vertreter der Verwaltung seien sich danach einig gewesen, dass der Bahnhof nicht gerade in einem guten Zustand sei. „Es gibt einen beträchtlichen Investitionsstau“, sagt der Bürgermeister. Und nachdem einige Einrichtungen der Bahn wie die Wartehalle und das Reisecenter im Gebäude bleiben müssten, müsse die Stadt beim Kaufpreis Abstriche machen. Wie groß die ausfallen könnten, das werde in absehbarer Zeit im Stadtrat entschieden.

Alte Pläne könnten wieder auf den Tisch kommen

Das Gremium muss sich zudem Gedanken machen, welche Nutzungen in dem Bau möglich sind, wenn Kitzingen den Zuschlag erhält. In diesem Fall kämen dann die Pläne aus der Schublade, die die Bahn mit ihrer „bösen Überraschun“ vom Februar 2016 lange blockiert hat: der Busbahnhof, der zweite Pendlerparkplatz und die längst nötige Verbesserung des Bahnhofsvorplatzes, wo sich Fußgänger, Autos und Busse gegenseitig im Weg stehen.