Insolvenz angemeldet: Weingut in Unterfranken droht nach fast 180 Jahren das Aus

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Kitzingen: Weingut am Wilhelmsberg droht nach fast 180 Jahren das Aus
1903 wurde der damalige Betrieb der Familie Meuschel zum Königlich Bayerischen Hoflieferanten ernannt. Jetzt musste das mittlerweile übernommene Weingut Insolvenz anmelden.
Kitzingen: Weingut am Wilhelmsberg droht nach fast 180 Jahren das Aus
Collage inFranken.de: Robert Michael/dpa (Symbol) ; Weingut Wilh. Meuschel jr. (Archiv)

2018 wurde das Traditionsweingut "Wilhelm Meuschel Jr." in Kitzingen verkauft. Doch die neuen Betreiber konnten nicht an alte Erfolge anknüpfen - jetzt droht nach fast 180 Jahren das endgültige Aus.

Traurige Nachrichten aus Kitzingen: Das Traditionsweingut am Wilhelmsberg hat Insolvenz angemeldet. Der Antrag sei bereits am 2. Februar 2024 gestellt worden, erklärt ein Sprecher der zuständigen Kanzlei gegenüber inFranken.de. Damit droht dem Betrieb, der seit 2018 von zwei Jungwinzern unter dem Namen "Gut Wilhelmsberg" geführt wird, das endgültige Aus. 

Damals hatten Markus Heid und Lukas Herrmann den Betrieb als Leiter übernommen, gekauft hatte das Weingut und die Kellerei eine Investorengruppe. Zuvor war es seit 1845 im Besitz der Familie Meuschel - das Unternehmen erlebte turbulente und prächtige Zeiten. 1903 wurde das Weingut gar zum Königlich Bayerischen Hoflieferanten ernannt. Heid und Hermann wollten damals die Möglichkeit nutzen, "an diese großartige Tradition anzuknüpfen", erklärten sie auf ihrer Website.

"Nicht wie geplant": Insolvenzverwalter erklärt Probleme bei Weingut am Wilhelmsberg

Gleichzeitig handelte es sich auch um ein neues Konzept: biologischer Anbau, an den Klimawandel angepasste Lesezeiten und "spritzige, fruchtige und sortentypische" Weine mit modernem Image. Doch der Plan ging nicht auf, wie die Kanzlei des vorläufigen Insolvenzverwalters gegenüber inFranken.de erläutert.

"Die Gut Wilhelmsberg GmbH wurde seit Gründung von einem der Gesellschafter über Darlehensmittel finanziert. Der Businessplan sah auch anfängliche Verluste aus der Geschäftstätigkeit vor", so der Sprecher. "Der Absatz des produzierten Weines entwickelte sich dann aber nicht wie geplant, weshalb die Verlustzone auch rund 5 Jahre nach Gründung nicht verlassen werden konnte", heißt es weiter.

"Der Hauptinvestor wollte oder konnte dann zuletzt die Verluste nicht mehr auffangen. Aufgrund der zum Jahreswechsel 2023/2024 ausgebliebenen Zahlungen erfolgte dann die Insolvenzantragstellung", erklärt der Kanzlei-Sprecher den Hintergrund.

Bisher kein einziger konkreter Interessent: Ende für fast 180 Jahre altes Kitzinger Weingut?

Eine erste Analyse habe ergeben, dass aus Sicht des vorläufigen Insolvenzverwalters "der Vertrieb gestärkt werden" müsse. "Dies wird aber ohne externe finanzielle Mittel aus eigener Kraft voraussichtlich nicht möglich sein", so das ernüchternde Fazit.

"Das Insolvenzgutachten wurde eingereicht. Die Entscheidung des Insolvenzgerichtes über den Antrag bleibt abzuwarten", so der Sprecher. Aktuell suche man nach einem neuen Investor. Doch der Betrieb steht auf wackeligen Beinen. Denn: "Einen konkreten Interessenten für die Betriebsgesellschaft gibt es noch nicht", heißt es abschließend. 

Derweil wurde ein Weingut aus dem Kreis Miltenberg vom "Feinschmecker" zu einem der besten Produzenten Deutschlands gekürt. Mehr Nachrichten aus dem Raum Kitzingen findet ihr im Lokalressort.