Iphofen: Erstaunlicher Archäologie-Fund - Geweihe und Gussformen deuten auf besonderen Ort hin
Autor: Ralf Welz
Iphofen, Sonntag, 21. Mai 2023
Archäologen ist in Unterfranken eine fulminante Entdeckung geglückt. Bei einer Grabung stießen sie unter anderem auf Gussformen und abgesägte Geweihe. Die Fundstücke weisen auf einen ganz besonderen Ort hin.
- Iphofen: Grabung im Kreis Kitzingen bringt gleich mehrere bedeutsame Funde zum Vorschein
- "Ist sicher etwas Exzeptionelles": Archäologe sieht Hinweise auf gehobenes Handwerk
- Frühmittelalterliche Öfen und Metallfragmente deuten auf Guss- und Schmiedeplatz hin
- "Befund eindeutig": Im Dornheimer Grund entdecktes Skelett sorgt für große Überraschung
Im Zuge ihrer Grabungen haben Archäologen im Landkreis Kitzingen eine alles andere als alltägliche Entdeckung gemacht: Ein Forscherteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Kräfte vor Ort stießen südöstlich von Iphofen auf Spuren einer Siedlung aus der Merowingerzeit. "Interessant sind wirklich viele Dinge", betont Projektkoordinator Michael Marchert im Gespräch mit inFranken.de. Insbesondere die zutage geförderten Überreste eines historischen Handwerker-Areals faszinieren den Experten spürbar nachhaltig.
Grabung im Dornheimer Grund ergibt Hinweise auf gehobenes Handwerk - Fundgut ergiebig
Der Begriff Merowingerzeit umfasst eine archäologische Periode der Frühgeschichte Mitteleuropas. Ab dem 6. Jahrhundert fingen die fränkischen Könige aus dem Geschlecht der Merowinger mit der Kolonialisierung des heutigen Frankens an. Zum Schluss der Völkerwanderungszeit konnte der Merowinger-König Chlodwig I. die einzelnen fränkischen Herrschaftsgebiete in einem großen Reich vereinen. Er wurde damit 482 zum Alleinherrscher und König aller Franken. Gleichzeitig setzte der Siegeszug des Christentums in der Region ein.
Auf der Grabungsstätte im sogenannten Dornheimer Grund deuten unter anderem drei frühmittelalterliche Grubenhäuser darauf hin, dass sich bereits ab der Zeit um 600 vor Ort unterschiedliche Handwerksleute niedergelassen haben. "Wir haben Hinweise auf mannigfache Handwerksbereiche", sagt Marchert. "Das ist tatsächlich sehr, sehr spannend." Neben abgesägten Geweihen, die ein Indiz für sogenanntes Beinhandwerk seien, gebe es Anhaltspunkte für "viele verschiedene Handwerke".
"Im letzten Jahr haben wir Hinweise auf Metallverarbeitung entdeckt." Unter anderem seien Edelmetallreste im Bereich der Metallverarbeitungsöfen nachgewiesen worden. "Das ist sehr beachtlich", hält der wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ur- und Frühgeschichte der Uni Jena fest. "Wir müssen fragen: Haben wir es hier teils mit gehobenem Handwerk zu tun?" Laut Schilderung des Experten war dies in der Merowingerzeit in ländlichen Gefilden vergleichsweise selten. "Von daher ist dies sicher etwas Exzeptionelles", betont der Archäologe. "Es gibt Hinweise auf ein entsprechendes Handwerker-Areal, das wir hier vorliegen haben." Das Fundgut ist diesbezüglich ergiebig.
"Befund eindeutig": Entdecktes Skelett sorgt bei Archäologen für Überraschung
Zwei frühmittelalterliche Öfen und zahlreiche Metallfragmente lassen auf die einstige Existenz eines Guss- und Schmiedeplatzes vor Ort schließen. Die Entdeckung von Werkzeugen lässt sich in Zusammenhang mit entsprechenden Schmiedearbeiten bringen. Die Ausgrabungen im Dornheimer Grund laufen bereits seit 2018.
Die ersten Untersuchungen fanden sogar schon im Jahr 2012 statt. Die einzelnen archäologischen Grabungskampagnen werden gleichwohl noch immer fortgesetzt. Für eine Überraschung sorgte zuletzt das Auffinden eines Skeletts.