Holz soll die ganze Iphöfer Altstadt beheizen

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Die Hackschnitzelanlage der Stadt Iphofen gibt es seit drei Jahren. Ihre Bedeutung für die Energieversorgung wird noch zunehmen. Foto: G. Bauer
Die Hackschnitzelanlage der Stadt Iphofen gibt es seit drei Jahren. Ihre Bedeutung für die Energieversorgung wird noch zunehmen. Foto: G. Bauer

Für den Weg in die Zukunft hat Iphofen einen wissenschaftlichen Leitfaden bekommen.

Ein letztes Mal waren die Wissenschaftler der Technischen Universität München bei einer Stadtratssitzung und stellten die Ergebnisse ihrer Untersuchung vor. Es ist ein Leitfaden entstanden, der möglichst umfassend öffentlich gemacht werden soll.

Julia Drittenpreis, Thomas Schmid und Oliver Zadow waren von Januar 2011 bis Ende Oktober 2012 in Iphofen, Mönchsondheim und Hellmitzheim unterwegs, recherchierten, führten viele Interviews und fanden heraus, wie in der Stadt und den Stadtteilen Energie gespart und gleichzeitig auch erzeugt beziehungsweise verteilt werden kann.

Günstig fürs Sparen seien die dicht aneinander gebauten Häuser in der Altstadt. Sie verbrauchten weniger Energie als freistehende Gebäude, sagte Drittenpreis.

Auf über 70 Prozent des Baubestandes treffe dies zu.
Zudem sei die kompakte Bebauung wiederum günstig für einen Anschluss der Häuser an eine zentrale Energieversorgung, sagen die Wissenschaftler vom Lehrstuhl für Bauklimatik und Haustechnik. Eine Hackschnitzelanlage unterhalb von Hallenbad und Volksschule betreibt die Stadt schon. Laut Oliver Zadow wäre eine zweite Anlage oder ein Blockheizkraftwerk für den Aufbau eines Nahwärmenetzes für die ganze Altstadt notwendig. Die Kosten würden dann bei 26 Euro pro MWh liegen. Zum Vergleich: Der Gaspreis liegt bei 48 Euro pro MWh. Beim Blick über die Stadt hinaus in das ganze Gemeindegebiet und im Hinblick auf Iphofens große Waldgebiete sagte Thomas Schmid: "30 Prozent des gesamten Wärmebedarfs könnte durch die Waldnutzung gedeckt werden." Und wer ein Holzrecht hat, könne dies gegen die Wärmeversorgung eintauschen, lautete ein Vorschlag. In den Dörfern hätte wegen der lockeren Bebauung eine zentrale Wärmeversorgung keinen Sinn.

Was die Energiegewinnung betrifft, kommen Iphofen und seine Stadtteile mit Holz wohl am weitesten. Für Windenergieanlagen gibt es nur noch zwei einzelne Standorte, wenn alle gesetzlichen Vorgaben wie Abstand zum Windrad und Gesichtpunkte der Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden. Solarthermie wird auch nicht der Renner werden, wenn die Kollektoren nur auf den drei Prozent der Dachflächen in der Altstadt aufgebracht werden können, die nicht einsehbar sind.

Der Energienutzungsplan zeigt, was machbar sein könnte. Er ist auf der Ebene des Flächennutzungsplanes anzusetzen.

Der Leitfaden gibt der Stadt ein Stück Klarheit. "Er zeigt uns deutlich, wovon wir die Finger lassen sollten", sagte Bürgermeister Josef Mend (FWG).
Über das Energiesparen sprach Julia Drittenpreis. Sie stellte Lösungen vor, wie auch Denkmäler energetisch saniert werden können: durch eine Dämmung der Innenwände, einen Austausch von Einscheibenverglasung durch Fenster mit drei Scheiben oder durch eine Isolierung der Dächer oder obersten Geschossdecken. Der von ihr und ihren Kollegen erarbeitete Leitfaden könne eine Hilfestellung zur Beratung von Privatleuten sein, sagte sie.
Die Stadträte signalisierten, dass beim Energiesparen angesetzt werden sollte. Für die Altstadt könnte ein Ziel sein, bis 2035 jährlich vier bis fünf Gebäude energetisch zu sanieren.

Bürgermeister Mend appellierte an den Stadtrat, die Handlungsempfehlungen des Energienutzungsplans anzuerkennen. Diesem Aufruf folgten bei der Abstimmung alle Stadtratsmitglieder. Nun soll überlegt werden, wie eine Umsetzung im öffentlichen Bereich schrittweise gelingen kann.

Privatleute brauchen keine Angst haben, dass sie die Stadt zwingt, ihre Gebäude zu dämmen. "Wir können niemanden anhand des Planes dazu verpflichten, etwas Bestimmtes zu machen", stellte Mend klar. Der Leitfaden soll aber auf die Homepage der Stadt ins Internet gestellt werden, damit sich die Bürger informieren können. Wer dann sanieren will, dem kann die Stadt künftig einen Energieberater vermitteln.