Hinter die Kulissen der Schaubmühle blicken

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Ludwig Lippert ist Müllermeister in der Schaubmühle in Volkach. Am Pfingstmontag öffnet er die Mühle für Besucher. Fotos: Carmen Schmitt
Ludwig Lippert ist Müllermeister in der Schaubmühle in Volkach. Am Pfingstmontag öffnet er die Mühle für Besucher. Fotos: Carmen Schmitt
 
 
 
 
 
 
 
 

Bei Ludwig Lippert in der Schaubmühle können die Besucher am Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag hinter die Kulissen schauen. Der Müllermeister aus Volkach erklärt, was zu tun ist, bevor aus dem Mehl Brot oder Kuchen wird.

Unter dem Dach der Schaubmühle in Volkach rütteln acht runde Behälter. Das Auge kann der Bewegung nicht folgen. Die Maschinen heizen den Raum auf. Es dröhnt. Zerkleinern, sieben, zerkleinern und immer wieder sieben. Das Getreide durchläuft mehrere Stufen, bis es zu Mehl wird. "Es ist nicht nur oben Korn rein, unten Mehl raus. In einer Mühle passiert viel mehr", sagt Ludwig Lippert. Der Müllermeister öffnet beim Deutschen Mühlentag am Pfingstmontag seine Türen und lässt die Besucher hinter die Kulissen des Betriebs schauen.

Alles aus dem Korn holen
In einer Stunde kann die Mühle 600 Kilogramm Getreide vermahlen. "80 Prozent davon werden zu Mehl", sagt Lippert. Der Rest landet aber nicht im Müll. Die Schale des Korns wird dem Vollkornmehl wieder zugemischt oder zu Tierfutter.
Dem Müller ist wichtig, dass von dem Getreide nichts verloren geht.

Im Mühlenladen bietet er Mehle aus Weizen, Roggen und Dinkel an. Direkt neben den Regalen im Laden rattern die Walzstühle, die das Getreide mahlen. Die Früchte für das Mehl kauft er von Bauern aus dem Umkreis. Dass seine Produkte regional sind, kommt bei den Kunden gut an. "Es wird immer sensibler nachgefragt, wo die Produkte herkommen", sagt der 43-jährige Müller. Er spürt, dass die Konsumenten immer bewusster werden. "Selber Brot backen ist wieder Trend geworden", sagt er. "Die Leute wollen ausprobieren." Und das können sie bei Ludwig Lippert: 18 Sorten Mehl produziert er in dem Familienbetrieb.

Viel Arbeit bis zum reifen Mehl
Bevor das Mehl im Verkaufsregal steht, haben der Müllermeister und seine drei Angestellten viel zu tun. Das Getreide wird gereinigt, sortiert, gewogen, getrocknet, wieder gereinigt und befeuchtet, von Walzen bearbeitet und immer wieder gesiebt. In mehreren Dutzend Rohren rauscht das gemahlene Korn vier Stockwerke hoch und hinunter. Erst wenn das gemahlene Korn durch die Löcher des letzten Siebs passt, ist es fein genug. Weiches weißes Mehl rieselt am Ende durch die Platte. Doch auch dann ist es noch nicht soweit, um damit Kuchen oder Brot zu backen. "Mehl reift nach", sagt Ludwig Lippert. "Erst nach zwei Wochen ist es richtig gut." Mit frischem Mehl werde der Teig nicht stabil, erklärt er.



Auf dem Gesicht des Müllermeisters liegt ein zarter Hauch Mehlstaub. Der 43-Jährige hat helle Augen und Grübchen, wenn er lacht. Damit er durch die Eingangstür passt, muss er seinen Rücken etwas krümmen. 1,80 Meter ist der Holzrahmen hoch. In der Schaubmühle ist auch sonst das Meiste aus Holz. "Das reguliert die Luftfeuchtigkeit", sagt Lippert. Die Mühle in Volkach besteht seit über 1000 Jahren. Früher war sie kleiner und eine reine Wassermühle. Heute liefert die Turbine, angetrieben vom Wasser der Volkach, noch zehn Prozent des Strombedarfs. Ludwig Lippert führt die Mühle in der dritten Generation. 1936 kaufte sein Großvater die Mühle. Sein Vater packt auch jetzt noch mit an.

Film und Führung gibt Einblick
Die Schaubmühle in Volkach ist eine von 250 Mühlen in Bayern, die noch betrieben werden. Hauptsächlich laufen sie, wie die von Lippert, zur Verarbeitung von Getreide. Von allen bayerischen Mühlen machen 46 beim Mühlentag mit und öffnen ihre Anlagen für Besucher. Ludwig Lippert ist schon zum fünften Mal dabei. Am Pfingstmontag, 20. Mai, ist sein Betrieb von 11 bis 17 Uhr geöffnet. In Führungen und in einem Film können die Besucher den Weg vom Korn zum Mehl beobachten.


Deutscher Mühlentag

Veranstaltet wird der Mühlentag von der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V. mit ihren Landes- und Regionalvereinen. Zum 20. Mal findet der Tag der offenen Tür heuer statt. Bundesweit machen mehr als 1000 Mühlen mit.

Ziel des Mühlentages ist es, die Öffentlichkeit auf die "ältesten Maschinen der Menschheit" aufmerksam zu machen.

Die Geschichte der Mühlentechnik reicht über 2000 Jahre zurück. Durch Wind oder Wasser angetrieben, werden sie zum Holz sägen, Schmieden, Pumpen oder zur Verarbeitung von Getreide genutzt.