Hinschauen lohnt sich

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Der Main hat viel mehr zu bieten als nur eine schöne Idylle. Foto: Diana Fuchs
Der Main hat viel mehr zu bieten als nur eine schöne Idylle. Foto: Diana Fuchs
Mit solchen Bildern wollen die Fischer aufrütteln und zeigen, wie sehr Fische beim Passieren hochtechnischer Kraftwerksturbinen verletzt werden können. Foto: Fischereiverband Unterfranken
Mit solchen Bildern wollen die Fischer aufrütteln und zeigen, wie sehr Fische beim Passieren hochtechnischer Kraftwerksturbinen verletzt werden können. Foto: Fischereiverband Unterfranken
 
Drohende Gefahr: Hoch oben in den Bäumen lauern die Kormorane, aufgenommen im Februar 2013 gegenüber der "Schwarzenauer Grube" bei Gerlachshausen. Zu diesem Zeitpunkt durften die Vögel, die als gute Taucher und noch bessere Fischesser bekannt sind, schon nicht mehr geschossen werden. Foto: Fischereiverband Unterfranken.
Drohende Gefahr: Hoch oben in den Bäumen lauern die Kormorane, aufgenommen im Februar 2013 gegenüber der "Schwarzenauer Grube" bei Gerlachshausen. Zu diesem Zeitpunkt durften die Vögel, die als gute Taucher und noch bessere Fischesser bekannt sind, schon nicht mehr geschossen werden. Foto: Fischereiverband Unterfranken.
 
Aufklärung tut Not: Bernhard Ziegler und Dr. Peter Wondrak wollen das Interesse für die Fische im Main wecken und auf die drohenden Gefahren für sie hinweisen. Auch die drei gemalten Grundeln finden ihren Platz auf dem Fischlehrpfad in Kitzingen. Sie werden bis zu zehn Zentimeter groß und haben sich in den letzten Jahren im Main rasant ausgebreitet. Foto: Nina Grötsch
Aufklärung tut Not: Bernhard Ziegler und Dr. Peter Wondrak wollen das Interesse für die Fische im Main wecken und auf die drohenden Gefahren für sie hinweisen. Auch die drei gemalten Grundeln finden ihren Platz auf dem Fischlehrpfad in Kitzingen. Sie werden bis zu zehn Zentimeter groß und haben sich in den letzten Jahren im Main rasant ausgebreitet. Foto: Nina Grötsch
 

Die Fische des Mains sind schützens- und auch sehenswert. Ein Fischlehrpfad soll das beweisen.

Der tapsige Pandabär, der majestätische Tiger oder die knuddelige Robbe mit den großen Kulleraugen - für diese vom Aussterben bedrohte Tiere Sympathien zu wecken, ist nicht schwer. Sie schauen aus Bilderbüchern, entzücken als Stofftier und können sich vor Attributen wie "süß" und "putzig" kaum retten. Der Aal kann davon nur träumen. Er ist kalt, glitschig, schlangenförmig und lebt dort, wo ihn kaum einer sieht - als Fisch im Main.
Dabei hat auch der Aal viele faszinierende Eigenschaften - doch das den Menschen zu beweisen, ist alles andere als einfach. Bernhard Ziegler und Dr. Peter Wondrak packen es trotzdem an. Mit Hilfe eines Fischlehrpfads, der in Kürze in Kitzingen errichtet werden soll, sehen sie eine gute Möglichkeit, das Interesse für Fische zu entfachen.

"Die Leute leben am Main, doch die Unterwasserwelt ist ihnen unbekannt", sagt Bernhard Ziegler, Obermeister der Fischer- und
Schifferzunft Kitzingen. "Dabei gibt es so viel zu entdecken." Und schon gerät er ins Schwärmen, erzählt von der marmorierten Grundel, die sich mit zwei Artgenossen in den letzten Jahren rasant verbreitet hat, oder von der Giebel, von der es nur Weibchen gibt, und die sich trotzdem vermehrt, weil sie ihre Eier von anderen Fischarten befruchten lässt, die männlichen Chromosomen aber nicht eingebaut werden. Wenn man Ziegler nach seinem persönlichen Lieblingsfisch fragt, nennt er die Schleie, die er wegen ihrer glänzenden und schimmernden Schuppen auch den "Märchenfisch" nennt. Auch die Schleie hat eine Besonderheit: In der Nacht legt sie sich auf den Grund des Flusses und bildet um sich herum eine Art Schleimbeutel, um sich zu schützen.
"Bevor die Menschen etwas für schützenswert erachten, müssen sie erst einmal wissen, dass es das überhaupt gibt", bringt es Ziegler auf den Punkt. Genau dabei sollen künftig die insgesamt neun Tafeln helfen, auf denen die wichtigsten Fische des Mains zu sehen sind. Die Vorlagen dazu hat Ziegler mit Acrylfarben selbst gemalt, die Texte lieferte Dr. Peter Wondrak.

Wondrak ist Präsident des Fischereiverbands Unterfranken. Er kann sich noch an Zeiten erinnern, als es im Main tonnenweise Weißfischarten wie Rotauge, Rotfeder oder Brachsen gab. "Die haben wir teilweise sogar andernorts ausgesetzt", erzählt er. Heute ist es umgekehrt: Der Weißfisch muss besetzt werden, damit sein Fortbestehen im Main gesichert ist.

44 Fischarten gab es einmal im Main. Lachsforelle, Meerforelle, Stör und Maifisch gehören bereits der Vergangenheit an. Der Fischereiverband macht sich stark, dass es nicht noch weniger werden; aktuell sind es noch etwa 35 Arten. "Wir kämpfen gegen die Interessen des Bundes", sagt Ziegler. "Die Schifffahrt bestimmt den Main."
Der Main-Ausbau und die damit verbundene Großschifffahrt macht ihnen genauso zu schaffen wie die 30 Kraftwerk-Turbinen, die es allein in Unterfranken gibt. "30 Prozent der Fische überleben das Passieren nicht", erzählt Wondrak. Dazu kommt der Kormoran, der sich auch in unserer Gegend immer mehr ausbreitet. Der Vogel frisst täglich etwa 500 Gramm Fisch. Zwar gibt es eine Abschießgenehmigung, jedoch greift diese nur vom 1. September bis zum 15. Dezember. "Da ist der Kormoran meist noch gar nicht da", sagt Wondrak, der seit Jahren gegen eine weitere Verbreitung des Vogels kämpft - und dabei immer wieder auf die breite Lobby der Vogelschützer trifft.

Skeptisch betrachten die Fischsympathisanten auch die Ausgleichsmaßnahmen des Mainausbaus. "Da profitieren eher die Amphibien von", sagt Ziegler. Der Lebensraum für viele Fische sei verloren gegangen. Als Beispiel für neu geschaffene Gefahrenzonen nennt er die Stillwasserbereiche, die von den Fischen zum Laichen benutzt werden. Kommen jetzt die großen Schiffe, könne es passieren, dass der Laich ans Land oder die jungen Fische weggespült werden.

Um das Fortpflanzungsdefizit auszugleichen haben sich die Fischer etwas einfallen lassen müssen. Viele Fischarten werden mittlerweile in Bruthäusern gezüchtet und dann im Main ausgesetzt. Andere, zum Beispiel der Aal, werden als Jungaale aus den europäischen Atlantik-Flussmündungen gefischt und zum Teil an die Fischereiorganisationen verkauft, die die Jungaale dann in die jeweiligen Flüsse aussetzen. Viel Aufwand. Viel Arbeit. Und immer wieder das Gefühl, irgendwie gegen den Strom zu schwimmen.


Fischlehrpfad