Volkacher Weinstube Torbäck erhält Drohbrief - weil sie Grüne bewirtet
Autor: Ralf Welz
Volkach, Montag, 11. November 2024
Fassungslosigkeit in Volkach. Die Betreiber der Weinstube Torbäck haben einen Drohbrief bekommen, weil im Lokal ein Stammtisch der Grünen stattfand. Stadträtin Andrea Rauch spricht von "anonymer Erpressung".
Im unterfränkischen Volkach (Kreis Kitzingen) sind Wirtsleute angefeindet worden, weil sie die örtlichen Grünen in ihren Räumlichkeiten willkommen hießen. In einem an die Weinstube Torbäck adressierten Schreiben wurde den Betreibern des Gastronomiebetriebs sogar mit unliebsamen Konsequenzen gedroht, sollten sie die Parteimitglieder ein weiteres Mal als Gäste empfangen. Die Restaurantinhaber zeigen sich ob des Vorfalls fassungslos. "So weit sind wir in Volkach schon", halten sie in einem Social-Media-Beitrag fest. Infolge der anonymen Warnung einzuknicken, kommt für die Verantwortlichen jedoch auf gar keinen Fall infrage.
"Man muss politisch nicht einer Meinung sein, aber genau das macht eine Demokratie aus", betont das Team des Lokals. "Wenn man anderen aber seine Meinung aufdrängen will durch Drohungen, entwickeln wir uns gerade zurück. Und was damals daraus geworden ist, sollte man als intelligenter Mensch wissen", halten die Gastronomen fest. Im Landkreis Bamberg wurde im vergangenen Sommer derweil eine Veranstaltung mit AfD-Chef Tino Chrupalla kurzfristig abgesagt. Der Termin hätte in einem Sportheim stattfinden sollen - nach Bedrohungen und Anfeindungen zog der Fußballverein aber die Reißleine.
Volkacher Weinstube Torbäck wegen Grünen-Stammtisch bedroht - Stadträtin spricht von "anonymer Erpressung"
In dem Anfang November erhaltenen Drohbrief werden die Grünen als angebliche Verbrecher verunglimpft. "Liebes Torbäck-Team, erneut mussten wir erfahren, dass 'Die Grünen' bei euch einen Stammtisch abgehalten haben", heißt es in dem anonymen Schriftstück. "Sie haben somit erneut dieser kriminellen Partei mit ihrer schwerkriminellen Ortsvorsitzenden Andrea Rauch eine Plattform geboten. Sollten Sie weiterhin bzw. nochmals dieser Partei 'Unterschlupf' gewähren, und somit die illegalen Machenschaften unterstützen, werden wir Volkacher Bürger Ihr Restaurant boykottieren und zum Boykott gegen Ihr Restaurant aufrufen." Unterzeichnet ist das Schreiben mit "Ihre Gäste und Volkacher Bürger".
Neben den Betreibern der Weinstube Torbäck hat sich inzwischen auch die in den Zeilen namentlich genannte Kommunalpolitikerin Andrea Rauch öffentlich zu Wort gemeldet. Diese ist Fraktionsvorsitzende und Mitglied der Grünen-Fraktion im Stadtrat Volkach, nicht aber "Ortsvorsitzende", wie vom Briefverfasser behauptet. Rauch verweist auf den Stellenwert, den die namenlos erstellte Mitteilung laut ihrer Auffassung hat. "Diese anonyme Erpressung ist eine Einzelmeinung, die so daherkommt, als vertrete sie die Bürger Volkachs", hält Rauch in einem am Freitag (8. November 2024) im Netz veröffentlichten Statement fest.
Der Drohbrief war zuvor von den Torbäck-Verantwortlichen am 2. November auf der Facebook-Seite der Wirtschaft gepostet worden. Wie die Stadträtin schildert, erhalte sie seit der Veröffentlichung des Briefs viel Rückendeckung aus der Bevölkerung und dem kompletten Volkacher Stadtrat. Für diese Solidarität sei sie sehr dankbar. "Es kann in einem Rechtsstaat nicht sein, dass Betriebe und nun sogar einzelne Personen verleumdet werden", betont Rauch. Laut Angaben der Grünen-Politikerin ermittelt nun die Kriminalpolizei in der Angelegenheit. Um die verantwortliche Person "zur Rechenschaft zu ziehen", sei man dankbar für entsprechende Hinweise.
"Lassen uns davon nicht einschüchtern": Grünen-Fraktionsvorsitzende mit klarer Ansage
"Es ist wichtig, dass die Weinstube Torbäck den Brief veröffentlicht hat und Stellung bezieht", verdeutlicht die Fraktionsvorsitzende der Grünen. Niemand müsse so etwas hinnehmen. "Es darf nicht sein, dass in unserem lebenswerten Volkach dieser Hass verfängt. Wir lassen uns davon nicht einschüchtern, keine Frage." Obwohl die Nachricht zeige, dass es in Volkach Menschen gebe, "die vor nichts zurückschrecken", sei die Begebenheit für sie "eher Ansporn als Abschreckung", konstatiert Andrea Rauch. "So weit darf es nicht kommen", betont sie. "Denn wo fängt es an, wo hört es auf?"
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Auch aufseiten des Restaurants zeigt man sich kämpferisch. "Wir tolerieren das nicht", halten die Lokalbetreiber in ihrem Social-Media-Post fest. Der Vorfall sei zudem zur Anzeige gebracht worden. Zum Schluss ihres Beitrags wenden sich die Wirtsleute direkt an den Verfasser des Drohschreibens. "An den Neandertaler, der diesen Brief verfasst hat und zu feige war, seinen Namen oder Anschrift darunter zu setzten: Solche Gäste wollen wir nicht", macht das Team der Weinstube Torbäck in Volkach deutlich.