Kunstmaler Franz Fersch ahmt die Maler der Barockzeit perfekt nach. Auch das Wandgemälde der Mauritiuskirche in Wiesentheid hat er rekonstruiert. Der Franz, der kann's.
Ganz klein, oben in einer Ecke des Freskos der Wiesentheider Mauritiuskirche, hat sich Franz Fersch verewigt. In Form einer Brezel, denn das wurde einst durch einen Zufall das Zeichen des Kunstmalers. Gleich daneben steht in lateinischer Sprache „Fa. Fromm hoc templum restauravit A.D. 2015 – 2017“, was bedeutet: „Die Firma Fromm hat dieses Gotteshaus restauriert in den Jahren 2015 bis 2017“. Das sei so üblich bei solchen Kunstwerken, meint Fersch.
Seine Arbeit beginnt, wenn die Restauratoren in Wiesentheid in der Mauritiuskirche bei den Gemälden nicht mehr weiter wussten. Fersch retuschiert die teils recht ramponierten Gemälde an den Wänden oder an der Decke der Kirche, oder er rekonstruiert sie, wenn nichts mehr zu erkennen war von den Originalen der Künstler, die einst um 1730 dort gemalt haben. Mit dem Fresko an der Decke ist Franz Fersch fertig. Derzeit sind die beiden Kapellen rechts und links vom Haupteingang aus an der Reihe, denn auch dort litten die Malereien aus verschiedenen Gründen im Laufe der Jahrzehnte.
Von der Archäologie zum Restaurator
Fersch, der aus Pondorf in der Nähe von Eichstätt kommt, ist eigentlich studierter Kunstmaler. Nachdem er zunächst als Fundzeichner in der Archäologie tätig war, rutschte er mehr zufällig in die Restauratoren-Branche. Die sei gerade bei Malern relativ überschaubar, viele Fachleute gebe es nicht, so Fersch. Welcher Künstler tausche schon seine heimische Staffelei mit den alten Kirchen, in denen es meist kalt und relativ dunkel ist? Aufträge hat Fersch immer wieder, nach Wiesentheid sind die Bücher für die nächsten zwei Jahre bereits so gut wie voll. Kein Wunder, kann er den Pinselschwung der barocken Meister von einst wie kaum ein anderer, sagen seine Kollegen. Rund 30 Maler aus der Epoche hat er bereits nachgebessert. Giovanni Francesco Marchini allerdings bisher noch nicht, denn diesen italienischen Meister finde man im deutschen Raum eher selten.
Genau hinschauen, das ist sein Geheimnis
Wie geht er dabei vor, was ist sein Geheimnis, um das zu können? „Man muss genau hinschauen, die Eigenheiten, die Handschrift des Original Malers möglichst exakt nachahmen“, sagt Fersch. In der Mauritiuskirche hatte und hat er viel zu tun. Der Chor bot rund 600 Quadratmeter Malfläche, das Langhaus noch einmal 2000 Quadratmeter. „So eine große Fläche habe ich noch nie bearbeitet“, gibt Fersch zu. Dort sei ja nahezu alles ausgemalt, es sei „alles malerisch gelöst. So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Zum Restaurieren sei Retusche allein oft nicht ausreichend, man müsse teilweise schon „malerisch eingreifen“, wie er es nennt. Etwa an den stark beschädigten Stellen an der Decke, wo Wasser eingedrungen war, oder an anderen Ecken, wo der Putz völlig weg war.
Besondere Farben
Bei den Farben werden in solchen Fällen historische Pigmente verwendet, erläutert der Maler. Nur noch eine Firma stelle diese aufwendigen Materialien her. Da könne das Kilo, wie etwa beim Blau, zu dessen Herstellung gemahlenes Kobaltglas verwendet wird, schon mal 350 Euro kosten. Die Farben müssten Alkali-beständig sein, sie dürfen keine organischen Farbstoffe enthalten. Etwa 15 verschiedene Pigmente reichen aus, je nach Ton mischt er sie dann auf seinem Maltisch. Das geht nur mit geübtem Auge, auch das ist eine Kunst. „Man muss den Original Farbton möglichst exakt treffen.“ Bevor die Farbe wieder aufgemalt werden konnte, waren oft einige Vorbereitungen notwendig. Fein säuberlich reinigen, Putz auftragen, wo er fehlte oder die losen Stücke am alten Putz erst einmal sichern. Dazu werden kleine Löcher gebohrt, in die flüssiger Kalkmörtel eingespritzt wird. Bei größeren Stellen werde gedübelt und gekittet. An Stellen, wo nichts mehr zu sehen war, wird anhand von Zeichnungen rekonstruiert, oder eben aus dem Kopf, oder eine ähnliche Stelle aus der Kirche nachgeahmt.
Viel Beeindruckendes in der Mauritiuskirche
Wir erfahren, dass Barock „nie exakt symetrisch“ sei, wie Fersch sagt. Manchmal fehle was, dann tauchen Figuren auf, die im 19. Jahrhundert anscheinend übermalt wurden. Was ihn an der Mauritiuskirche weiter beeindruckt, in der er bereits im vierten Jahr tätig ist? Da fällt Franz Fersch einiges ein. Das mit der Kuppel und der Scheinarchitektur sei nicht so schwierig. Ihn fasziniert ein anderes Detail. So ist im Chor kein Übergang von der senkrechten Wand zur Decke zu sehen. Außerdem wisse man nicht exakt, wie die Skizze von der Zeichnung auf die Wand übertragen wurde. Manchmal wurde es in den Putz geritzt, hier nicht. In Wiesentheid vermutet er, dass ein System aus gespannten Schnüren zum Einsatz kam.
Arbeitsplatz genau im Gedächtnis
„Im technischen Zeichnen waren die Leute jedenfalls unheimlich begabt“, zollt er Marchinis Männern großen Respekt. Dass Kunstmaler Franz Fersch seinen Arbeitsplatz fast fotografisch im Gedächtnis hat, wird beim Rundgang immer wieder deutlich. „Beim Franz sind sie bestens aufgehoben. Er kennt jeden Quadratzentimeter“, stimmte mich anfangs ein Restaurator ein. Das ist wirklich so.