Unheilbar: Hugo Brennfleck ist mit OPV infiziert - dem Oldtimer-Porsche-Virus.
Die Sandra ist Schuld. Die Sandra Schlereth, die seit 13 Jahren im Weingut Brennfleck arbeitet. "Sie hat mir ein Abo für eine Oldtimer-Zeitschrift geschenkt", erzählt Hugo Brennfleck von einer Geburtstags-Überraschung, die Folgen hatte. Sie infizierte ihn und seine Familie mit OPV - dem Oldtimer-Porsche-Virus.
Der 48-jährige Inhaber des Sulzfelder Weingutes spürte es gleich ganz deutlich: Beim Schmökern in dem Magazin kribbelte es schon. "Nicht nur mir, sondern auch meiner Frau Susanne haben die hübschen, alten Wagen richtig gut gefallen."
So war quasi das Samenkorn gelegt, als einer kam, der es kräftig goss: York Falkenberg vom Kitzinger Automobilclub AMC.
Die Falkenbergs und Brennflecks begegneten einander rein zufällig. "In der Sulzfelder Grundschule bekommen die Erstklässler Paten-Schüler aus höheren Klassen. So kamen unsere Töchter zusammen.
Auf einem Fest haben wir Eltern uns dann getroffen." Rasch war man begeistert im Gespräch - im Gespräch über Oldtimer. "Es hat sich dann so ergeben, dass sie uns mal mit zu einem Treffen genommen haben."
Danach wuchs bei Hugo und Susanne Brennfleck die Oldie-Leidenschaft rasch.
War es Zufall? Schicksal? Jedenfalls entdeckte Hugo Brennfleck wenig später im Internet einen, so sagt er, "wunderschönen 356er Porsche SC", Baujahr 1964, schwarz, mit dunkelgrünen Ledersitzen und 95 PS. Zusammen mit dem Würzburger Porsche-Chef, den er kannte, fuhr der Winzer nach Freising, um den Wagen zu begutachten. "Er stand 1a da." Der Besitzer habe sich nur ganz schwer von dem Auto getrennt. Brennfleck sagt: "Wir haben heute noch Kontakt zu ihm.
Er hat mir beigebracht, dass man Oldtimer nicht überstürzt kauft, sondern wartet, bis man einen richtig gut erhaltenen findet." Einen, der möglichst nah am Original ist.
So wie Hugo Brennflecks zweiter Porsche. Der 1953 gebaute, 55 PS starke, sandgraue VA mit Metall-Cockpit ist ein ganz seltenes Cabrio. "Meine Frau war gerade auf Mutter-Kind-Kur. Deshalb hatte ich wahrscheinlich ein bisschen mehr Zeit als sonst." Der VA stand in Holland. "Wieder bin ich mit einem Fachmann hingefahren - und hab' den Wagen gleich mit zurückgenommen. Die Grundsubstanz war super."
Hörner aus Mexiko,
Aschenbecher aus USA Daheim jedoch begann ein Puzzle-Spiel. Zwei Original-Hörner für die Front-Stoßstange fand Brennfleck per Ebay in Mexiko.
Den Original-Aschenbecher, der in Deutschland 1600 Euro gekostet hätte, entdeckte der dreifache Vater auf einer amerikanischen Internetseite. Und das Radio bekam er über den Betreiber des Düsseldorfer Radiomuseums.
"Ich selber bin kein Schrauber", stellt Hugo Brennfleck klar. Aber durch den AMC kennt er viele Schrauber-Freaks - und selbst weiß er über jedes Schräubchen an den unterschiedlichen Modellen Bescheid. "Da gibt es sooooo viele Kleinigkeiten!" Er spreizt die Hände ganz weit vom Körper ab. Jeder Schalter und jede Armatur sind, je nach Baujahr, anders gestaltet. "Ich hab' mir viel Wissen angelesen. Vielleicht bin ich ja ein bissle verrückt", meint der Winzer lachend.
Warum er sich gerade für Porsche so begeistert? "Eigentlich ist das Zufall", überlegt Brennfleck.
"Die alten Porsche sind einfach schön und schnittig - aber nicht so protzig wie neue Modelle." Außerdem liebt er das "Fahrgefühl wie im siebten Himmel" - selbst in scharfen Kurven halten die Porsche-Oldies die Spur. Und eine kleine familiäre "Vorbelastung" gibt es auch: Ein altes Familienbild zeigt das Kind Hugo mit seiner Beute vom Ostereiersuchen - vor dem Porsche seines Onkels, eines Antiquitätenhändlers.
Altes und Neues zu vereinen, das ist im Weingut Brennfleck seit jeher ein großes Thema. Die Winzerfamilie, deren Weinbau-Tradition sich bis 1591 zurückverfolgen lässt, verbindet historische und moderne Architektur auf preisgekrönte Art. "Auch Wein und Oldtimer sind einfach eine klasse Kombination", findet Hugo Brennfleck, der mit seiner Frau "plötzlich auch gern alte Filme anschaut" - wegen der historischen Autos.
Apropos anschauen: "Wenn ich mal Ärger hab'", erzählt der 48-Jährige, "dann hock' ich mich in meinen 356er, gucke mir das schöne Cockpit an, rieche das Leder - das entspannt mich ungemein!"
Manchmal klappt das derart gut, dass der Winzer von einem weiteren Porsche träumt: "Ein roter 54er Speedster, das wär's noch...", sinniert er und sein Blick wird ganz sehnsuchtsvoll.
Er ist eindeutig mit OPV infiziert, dem Oldtimer-Porsche-Virus. "Eingeschleppt" wurde dieses Virus durch ein lieb gemeintes Geburtstagsgeschenk. "Sandra Schlereth ist Schuld." Hugo Brennfleck streicht mit der Hand sanft über seine fahrbaren Juwelen - und lächelt: "Das hat sie gut gemacht."
INFO: Oldtimer-Ausfahrt am 22. August
Treffen: Young- & Oldtimer-Freunde treffen sich am Donnerstag, 22. August, mit ihren "Schnauferli" um 18.30 Uhr am Mainparkplatz in Sulzfeld.
Von dort aus geht es ab 19 Uhr über Marktbreit, Ochsenfurt, Hopferstadt, Oellingen, Hemmersheim, Gollhofen, Geckenheim, Reusch und Schloss Frankenberg/Nenzenheim bis zur Weinparadiesscheune in Ippesheim, wo die Fahrzeuge ab 20 Uhr zu bewundern sein werden.
Infos: Der Automobilclub beantwortet gerne Fragen: www.amc-kitzingen.de
ldk