Sechs Brauereichefs diskutierten zum Tag des Bieres in Kitzingen über die Aussichten ihrer Branche. Fazit: Heimisches Bier ist populär.
Noch zwei Jahre, dann steht den Bierbrauern im Freistaat ein stolzes Jubiläum ins Haus: Am 23. April 2016 wird der 500. Geburtstag des Reinheitsgebots gefeiert, eine Erfolgsgeschichte.
Auch wenn der Bierkonsum insgesamt zurückgeht, gibt es zum „Tag des Bieres“ an diesem Mittwoch eine erfreuliche Nachricht für die Brauereien der Region: Heimisches Bier liegt im Trend, ist gefragter denn je: „Noch vor 20 Jahren haben vor allem Touristen oft nach so genannten 'Fernsehbieren' gefragt. Jetzt wollen sie unbedingt ein Bier aus der Region,“ freut sich Dietrich Oechsner aus Ochsenfurt. „Denn Regionalität bedeutet auch die Sicherheit, wo die Zutaten herkommen.“
Karl-Heinz Pritzl, Kauzen-Chef, pflichtet seinem Ochsenfurter Mitbewerber bei: „Nach fremdem Bier fragt niemand mehr. Im Trend ist 'Bio um die Ecke' beim Bäcker, Metzger, Winzer, Obstbauer – und eben bei uns Bierbrauern. Und wer die heimische Wirtschaft stützt, der sichert auch Arbeitsplätze.“ Kesselring-Seniorchef Eckhard Himmel aus Marktsteft pflichtet ihm bei: „Wir stärken den heimischen Wirtschaftskreislauf, kaufen unsere Rohstoffe vor Ort ein.“ Und Karl Wolf aus Rüdenhausen sagt voller Stolz: „Unsere Biere sind keine Massenware.“
Sechs Brauereibesitzer gibt es im Landkreis Kitzingen und im nahen Ochsenfurt: Oechsner, Pritzl, Himmel, Wolf sowie Friedrich Düll (Krautheimer) und Sebastian Rank (Düll/Gnodstadt) haben beim Redaktionsbesuch in Kitzingen über die Aussichten ihrer Zunft diskutiert.
Fakt ist: Auch wenn heimisches Bier gefragt ist, ist ein gegenläufiger Trend seit Jahren stabil: Der Pro-Kopf-Verbrauch an Gerstensaft geht stetig zurück. 2012 sank der Absatz auf den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung: 96,5 Millionen Hektoliter. Vor allem jüngere Menschen trinken immer weniger Bier. Erschwerend kommt hinzu: Die Verkaufspreise im Handel werden von den Großbrauereien diktiert, über „Dumping-Preise“ wettert Kauzen-Chef Pritzl, der Chef der Gemeinschaft „Mainfranken-Bier“ ist.
Zudem schließen immer mehr Dorfgaststätten, fröhliche Stammtischrunden werden seltener. „Es gibt weniger Absatzstätten und die Verweildauer ist geringer geworden“, sagt Friedrich Düll, der seit drei Jahren Präsident des Bayerischen Brauereibundes ist. Von einem Brauereisterben will er nicht sprechen, doch gesunken ist die Zahl der Brauereien allemal. 1300 gibt es deutschlandweit: Klingt gut, aber rund 950 davon sind kleine Gasthof-Brauereien. Ähnlich stellt sich das Verhältnis auch in Unterfranken dar. 39 selbstständige Brauereien gibt es noch. Sebastian Rank hat so eine Gasthof-Brauerei in Gnodstadt. Er weiß um die Vorteile: „Hier gibt es noch einen Chef, mit dem man reden kann. Ich bin mit dem Zuspruch zufrieden.“
Erfreulich: Die Gemeinschaft „Mainfranken-Bier“ belässt es nicht beim Reden, kommt zu den Kunden: Am Dienstag, 29. April (ab 16 Uhr) gibt's auf dem Würzburger Marktplatz eine Bierprobe. Im Ausschank ist natürlich ausschließlich heimisches Bier, und der Clou: Es gibt Freibier, so lange der Vorrat reicht.