Weil man in seiner Muttersprache am besten seine Gefühle ausdrücken kann, gibt es das Programm "Starke Eltern - starke Kinder" auf Türkisch. Bald soll auch eine solche Schulung auf Russisch ins Leben gerufen werden.
                           
          
           
   
          Kinder zu erziehen, ist manchmal schwierig. Aber es gibt Fachleute, die hierbei Unterstützung geben können. Türkische Eltern müssen aber erst einmal eine Hemmschwelle und Sprachbarriere überwinden, um sich etwa für den Kurs "Starke Eltern - starke Kinder" des Kinderschutzbundes anzumelden. Gefühle auszudrücken fällt in einer nicht so geläufigen Sprache nicht leicht, während man in seiner Muttersprache die ganze Bandbreite der sprachlichen Nuancen hat.
Dies war auch dem Integrationsbeirat der Stadt Kitzingen bewusst. Deswegen organisiert Stadträtin Astrid Glos, Referentin für Integration, seit drei Jahren einen türkischsprachigen Erziehungskurs mit der türkischstämmigen Kursleiterin Safiye Klein aus Kleinlangheim, einer gelernten Krankenschwester, die beim Kinderschutzbund eine Zusatzausbildung zur Erziehungsberaterin gemacht hat. 
Klein, die mit einem Deutschen verheiratet ist, stellt sozusagen eine Brücke zwischen den Kulturen und den Sprachen dar. Denn sämtliches Unterrichtsmaterial wie Schnellhefter, Plakate und Lernzettel sind auf Deutsch.
  
  Mit einem weiteren Angebot versucht der Integrationsbeirat, den Frauen entgegenzukommen: Während der Kurszeit wird eine Kinderbetreuung angeboten.  Astrid Glos möchte schon bald das Programm "Starke Eltern - starke Kinder" für russischsprachige Eltern anbieten. An diese Gruppe heranzutreten, sei aber viel schwieriger als bei den türkischen Mitbürgern. Letztere hätten gut organisierte Gruppen. Und auch in der Moschee werde Werbung für das Erziehungsprogramm gemacht. Einige Frauen sind dieser Einladung gefolgt. Safiye Klein und Hanife Oruc haben sich mit den Müttern in einem Kreis zusammengesetzt. 
Oruc spricht mit ihnen über die Inhalte des behandelten Unterrichtsstoffes. Es ist ein angeregtes Gespräch. 
Der dritte Kurs im Haus Margarete des AWO-Ortsverbandes Kitzingen in der Buchbrunner Straße geht allmählich zu Ende. Klein und die Co-Leiterin Hanife Oruc aus Schweinfurt haben den knapp zehn Müttern während der bisherigen neun von zehn Treffen solche Dinge vermittelt wie die Ich-Botschaften. Also: Keine Vorwürfe in der Du-Form, sondern bei Konflikten die eigenen Empfindungen thematisieren. Gelehrt wird, Gefühle zu zeigen, ohne den anderen zu verletzen und - ganz wichtig - den Kindern Grenzen zu setzen und von ihnen Disziplin zu fordern. Das haben die Frauen auch in ihren Familien im Umgang mit den Kindern versucht anzuwenden, sozusagen als Hausaufgabe. "Manchmal vergessen wir das Gelernte auch im Eifer des Gefechts", gestand eine Teilnehmerin. 
Helfen sollen dabei auch Rollenspiele während der Kurseinheiten.
  
  Die Frauen erzählen, dass bei ihnen zu Hause vor allem zwei Probleme auftreten. Erstens sind die meisten Ehemänner und Väter desinteressiert.  Sie lassen ihre Frauen mal machen. Und manchmal versuchen ihre Kinder, den Spieß umzudrehen und fragen amüsiert: "Mama, hast du schon deine Hausaufgabe gemacht?" Hier müssen die Mütter aufpassen, dass ihre Autorität, die sie sich aufgebaut haben, nicht wieder untergraben wird. "Man braucht viel Geduld, um das umzusetzen, was wir hier lernen", sagt eine Kursteilnehmerin.