Matthias Till war 900 Gramm leicht, als er viel zu früh zur Welt kam. Seither kämpft der kleine Kerl - um ein halbwegs normales Leben. Ein Begleithund könnte ihm und seiner Familie helfen. Doch die Familie kann die Kosten alleine nicht aufbringen.
Goldig, zart, aber aufgeweckt. Der erste Eindruck stimmt - und ist doch völlig falsch. Wer ein bisschen Zeit mit dem dreijährigen Matthias Till verbringt, der spürt: Der blonde Bub lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Der kleine Kitzinger ist etwas Besonderes, in jeder Hinsicht.
Per Notkaiserschnitt - seine Mama Susanne hatte eine Schwangerschaftsvergiftung - kam er im Oktober 2010 mit gerade mal 900 Gramm Körpergewicht zur Welt, 13 Wochen zu früh. Seit seiner Geburt ist bei Familie Till nichts mehr so, wie es vorher war. Bei ihrem neugeborenen Winzling - Matthias war 32 Zentimeter klein - stellten die Ärzte einen Lungenriss fest. Mit vier Monaten bekam er eine Hirnhautentzündung, es folgte eine Infektion mit RS-Viren, die das angeschlagene Immunsystem des Babys zusätzlich schwächten.
"Seit dieser Zeit wird Matthias durch einen Monitor überwacht, wenn er schläft. Weil er immer wieder mit dem Atmen aufhört oder seine Sauerstoffsättigung unter die kritische Marke fällt", berichtet Susanne Till ganz sachlich.
Matthias wird künstlich ernährt
Die 33-jährige Kinderpflegerin liebt ihren Kleinsten genauso wie seine drei großen Geschwister Laura, Lena und Benedikt. Sie hasst "Tränendrüsen-Getue". Nur denen, die nachfragen, erzählt sie, dass sie vergangene Nacht acht Mal aus dem Bett gesprungen ist, weil Matthias' Überwachungssystem Alarm schlug. "Manchmal muss man seine Atmung stimulieren, manchmal ist nur der Sondenschlauch für die künstliche Ernährung abgeknickt."
Matthias hat sehr große Probleme mit dem Essen. "Er hat Phasen, in denen er tagelang überhaupt nichts essen kann, sodass er über eine Magensonde künstlich ernährt wird." Die Kalorien, die er selbst zu sich nehmen kann, reichen nicht aus, um zu einem kräftigen Kind heranzuwachsen. Dies sieht man dem hübschen Jungen auch an: Aktuell ist er mit drei Jahren 86 Zentimeter klein und zehn Kilogramm leicht.
Neben den körperlichen gibt es auch geistige Unterschiede zu Gleichaltrigen. Vor einigen Monaten stellten die Ärzte bei Matthias eine schwere Wahrnehmungsstörung mit autistischen Zügen fest. "Er hat keinerlei Gefahrenbewusstsein und empfindet Schmerzen nur sehr vermindert." Er verstößt oft gegen Regeln, läuft seiner Familie zum Beispiel immer wieder davon. "Matthias lebt in seiner eigenen Welt", sagt Susanne Till. Dabei ist der Kleine sehr clever: Technische Geräte faszinieren ihn. Beim Pressetermin begann er gleich, den Fotoapparat genauestens zu untersuchen. Und auf dem iPad macht er manchem Schulkind was vor.
Viele Klinik-Aufenthalte
15 Mal hatte Matthias so große gesundheitliche Probleme, dass er stationär in die Uni-Klinik musste, viermal zudem in die Erlanger Kinderklinik. Die Fachleute dort sprachen die Tills erstmals auf das Thema "Begleithund" an. "Auf Tiere reagiert Matthias sehr gut", erklärt die Mutter. Nach einigem Suchen nahm die Familie Kontakt zum gemeinnützigen Verein Rehahunde Deutschland e.V. auf, einem der Pioniere in der Ausbildung von Reha-Hunden für Kinder. "Wir haben das Ausbildungshaus bei Rostock besucht und Matthias wollte danach gar nicht mehr heim."
Susanne Till und ihr Mann setzen große Hoffnung in einen gut ausgebildeten Rehahund. "Er könnte Matthias aus seiner Isolation herausholen, so dass seine Aufmerksamkeitsspanne höher wird und sich seine Ausdauer und Feinmotorik verbessern. Und er würde ihn vom Weglaufen abhalten." Der Rehahund würde auch Alarm schlagen, wenn die Ernährungspumpe oder der Überwachungsmonitor piepsen. "Das wäre eine große Hilfe für uns alle."
Durch die lange Ausbildungszeit für diese speziellen Aufgaben kostet ein solcher Hund allerdings um die 25.000 Euro - eine Summe, die die Familie alleine nicht aufbringen kann.
Aktuell weint und schreit Matthias sehr viel. Er haut und beißt sich selber, wenn er unzufrieden ist und keine andere Ausdrucksmöglichkeit findet. Außerdem ist er in ungewohnten Situationen sehr ängstlich. "Der Rehahund wird ihm Selbstbewusstsein geben und ihm helfen, seine innere Mitte zu finden und soziale Kontakte zu knüpfen", ist sich Susanne Till sicher.
Auch, wenn sie ihre Familiengeschichte am liebsten aus der Öffentlichkeit raushalten würde, freut sie sich doch riesig über jede Spende und jede Aktion, die dazu beitragen, ihrem ganz besonderen Jungen ein Stück Lebensqualität zu schenken.
Mehr Freiraum und Lebensqualität
Verein: Rehahunde-Deutschland e.V. (Sitz: Tessin bei Rostock) ist ein gemeinnütziger Verein und bildet für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen Rehabilitationshundeaus, die ihnen im Alltag helfen, ihnen mehr Akzeptanz, mehr Freiraum, mehr Lebensqualität geben und - vor allem - gut für die Seele sind.
Ausbildung: Rehahunde werden nach deutschen
Qualitätsstandards und Richtlinien ausgebildet
Erfahrung: Thomas Gross, 2. Vorsitzender des Rehahunde e.V, hat Matthias Till mehrfach getroffen. Er ist sicher: "Für ihn wäre ein Begleit- und Therapiehund sehr sinnvoll."
Kosten: Rehahunde werden mindestens anderthalb Jahre gezielt auf ihre speziellen Aufgaben vorbereitet. Insgesamt entstehen dabei Kosten von rund 25.000 Euro, die nicht von öffentlichen Kassen getragen werden. Nur Blindenführhunde werden in Deutschland über Krankenkassen finanziert. Spendenkonto Rehahunde-Deutschland e.V.: Kto-Nr.: 2534118, BLZ: 130 900 00, Verwendungszweck "Matthias Till".
Info: www.rehahunde.de,
info@rehahunde.de; Wer vor Ort Hilfsaktionen planen möchte, kann sich auch direkt mit Susanne Till in Verbindung setzen: Tel. 0170/3150360.