Seit Oktober 2010 wird am Steigerwaldrand eine große Naturschutzlandschaft gestaltet. Sie ist wie ein Blick in die Zeit vor Beginn der modernen Agrarwirtschaft.
                           
          
           
   
          Die Gelbviehrinder stehen ruhig am Futterstand, schauen kurz auf und zupfen wieder am Heu. Riesig ist ihre Viehweide mit einigen alten und rund 200 neu gepflanzten Bäumen. Hutung heißt dieses Gelände in der Nähe von Hellmitzheim. Der Ort, an dem sich die Tiere seit dem Frühjahr 2011 befinden, gehört zum 3142 Hektar großen Gebiet des Life+-Naturschutzprojektes "Wälder und Waldwiesentäler am Steigerwaldrand bei Iphofen".
Rainer Fell hält kurz mit dem Dienstwagen an. Der Stadtförster von Iphofen wirkt entscheidend mit bei dem Projekt. Nun schaut Fell in die Ferne, wo die Hutung an den Wald grenzt und sucht den Waldrand ab. 
Denn im Herbst 2012 wurden fünf Rothirsche aus dem Spessart auf dem zweiten Teil der Hutung freigelassen. Das Rudel soll auf maximal 20 Tiere anwachsen. "Der Rothirsch war hier mal heimisch; vor 200 Jahren ist er ausgerottet worden", erzählt Rainer Fell. 
Die Rinder waren schon vor ihnen da. Alles begann mit vier trächtigen Kalbinnen und einem Bullen. Die Herde wuchs. Nachdem die Kühe zum zweiten Mal Kälber bekommen hatten, wurde der Bulle ausgetauscht, damit es nicht zu einer Inzucht kommt. Zwischenzeitlich wurden ein Unterstand für 15 Rinder und weitere Weideeinrichtungen gebaut. Das Gelbvieh ist eine alte, fränkische Rasse und verträgt die Freilandhaltung gut. Aus der Landwirtschaft ist diese Rasse so gut wie verschwunden, weil sie nicht mit der Milchleistung anderer konkurrieren kann.
Für das Naturschutzprojekt seien die Tiere genau richtig, sagt Rainer Fell. Er hat bei der Antragstellung des Projekts bei der Europäischen Union Ideen eingebracht und kann, wenn einige Leute zupacken müssen, seine Waldarbeiter einsetzen. Fell betreut als Sachgebietsleiter Stadtforsten das Projekt von Seiten der Stadt Iphofen und ist Mitglied des Steuerungskreises. 
  
  Der Bereich zwischen Iphofen, Uffenheim und Bad Windsheim ist das letzte großflächig genutzte Mittelwaldgebiet in Deutschland. Am Steigerwaldrand finden sich Eichenwälder und alte Viehweiden. Vieles der früheren Bewirtschaftung ist in Vergessenheit geraten oder aufgegeben worden. Die kleine Gelbvieh-Rinderherde präsentiert, wie einst auf der alten Hutung bei Hellmitzheim gewirtschaftet wurde.  Einige Bauern hätten sich dagegen gewehrt, die gepachteten Flächen nicht mehr wirtschaftlich nutzen zu können. Aber Rainer Fell sagt: "Die öffentliche Hand kann ruhig mal was für den Naturschutz tun."
Am 1. Oktober startete das Projekt. Viel ist seither gebaggert, eingezäunt, gepflanzt, gerodet und vorbereitet worden. Manches dürfte die Bevölkerung von den Arbeiten gar nicht mitbekommen haben. 
Die Eröffnung des Mittelwald-Informationspavillons in der Nähe der Bildeiche im August 2012 dürfte jedoch in Erinnerung geblieben sein. 
  
  Ende 2014 läuft das Life+-Projekt aus. Bis dahin ist noch einiges zu tun. So sollen drei Erlebniswege zu den Themen Mittelwald, Beweidung und Urwald angelegt werden.  Neben Informationstafeln sind interaktive Spielelemente geplant, mit denen gerade auch Kinder wesentliche Aussagen zu Artenvielfalt, Lebensräumen und Bewirtschaftungsformen erfahren können. An den Toren der Hutung wird noch ein Aussichtspunkt errichtet.
  
  Weinberg wie früher Was auch noch aussteht, ist das Projektziel "Wiederherstellung einer traditionell strukturierten Weinbergsfläche". Eine Besonderheit der traditionell bewirtschafteten Weinberge ist die Verwendung von Trockenmauern zur Terrassierung. 
Sie sind ein hervorragendes Biotop für Reptilien. Am Schwanberg soll eine Fläche von einem halben Hektar mit traditionellen Weinbergs-strukturen und einer Obstwiese wieder hergestellt werden. Dazu wurde die historische Weinbergsfläche schon im Frühjahr 2012 gerodet. Im Herbst wurden die Trockenmauer gebaut und in diesem Frühjahr folgt das Bepflanzen mit Weinstöcken.
2014 endet das Projekt. "Wie es weitergeht, ist offen", sagt Rainer Fell. Die Hutung jedenfalls könnte an einen Interessenten verpachtet werden, der dadurch einige Vorteile hätte. Fell: "Unterstand, Zaun, Tiere - alles ist da."