Das Dettelbacher Kultur- und Kommunikationszentrum wird von jungen und etwas älteren Besuchern gut gefüllt. Warum? Weil Märchen auch im 21.Jahrhundert nichts von ihrer Spannung verloren haben.
"Als ich klein war, haben mir meine Mama und meine ältere Schwester Märchen vorgelesen", denkt Helene Sauter gerne an ihre eigene Kindheit zurück. Märchen waren schon immer ein Teil ihres Lebens. Am Sonntagnachmittag eröffnete die bekannte Märchenerzählerin aus Euerfeld gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt Dettelbach die ersten Märchen-Wochen im dortigen Kultur- und Kommunikationszentrum (KuK).
Im Jubiläumsjahr der Brüder Grimm lauschten zahlreiche kleine und große Ohren den Worten der Erzählerin, die natürlich mit "Es war einmal..." begannen. Bis zum 30. November gibt es jede Menge kurzweilige und unterhaltsame Veranstaltungen im KuK rund um das Thema "Märchen".
Vor 200 Jahren erschienen die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, was die Stadt Dettelbach zum Anlass nahm, das Thema intensiv zu vertiefen.
Dass zur Premiere so viele kleine und große Besucher kamen, lag wohl auch an der Prämierung der Preisträger beim Malwettbewerb, den die Stadt zum Thema "Mein liebstes Märchen" veranstaltet hatte.
Bürgermeisterin Christine Konrad war von der Resonanz begeistert. Dass das KuK mit so viel Leben erfüllt ist, könne man sich durchaus häufiger wünschen, meinte sie. Voller Lebensfreude begegnete Helene Sauter den Mädchen und Buben, die auf bequemen Sitzwürfeln und den Treppenstufen Platz genommen hatten. "Vor des Königs Palast stand ein Birnbaum", flüsterte sie lächelnd den Kindern in der ersten Reihe zu und hielt ihnen eine reife Birne vor die Nase. Schnell wurde es mucksmäuschenstill in Sauters Märchenland. Ihre Tochter Magdalena entlockte den Saiten ihrer Harfe stimmungsvolle Klänge, stimmig zu den erzählten Szenen.
Während die Geschichte von Rotkäppchen breites Zunicken bei den Kindern verursachte, lauschten die Kinder immer intensiver bei den weniger bekannten Märchen von Fuchs und Pferd oder der Bienenkönigin.
Märchenerzählerin Helene Sauter hat eine klare Intention: "Mit den verschiedenen Märchen kann ich die Seele ansprechen". Die gelernte Erzieherin liebt es, "wenn unser Innerstes angesprochen wird." Noch vor ihrer Ausbildung zur Märchenerzählerin veränderte sie die grausamen Passagen in den Märchen, um in späteren Jahren wieder zu den Gänsehautmomenten zurückzukehren.
Sauter liebt den engen Kontakt zu ihren kleinen Zuhörern. "Ich lasse sie gerne aktiv mitmachen." Mitgebrachte Gegenstände machen ihre Geschichten greifbar.
Äpfel, Muscheln, Töpfe und viele andere Gegenstände aus den Märchengeschichten durften die Kinder im KuK in die Hand nehmen.
Nicht zum Anfassen, dafür aber zum Anschauen waren die vielen bunten Zeichnungen der neun bis 15-Jährigen, die am Malwettbewerb teilnahmen. Büchereileiterin Lea Schneeberger war begeistert von den farbenfrohen Beiträgen, die die kleinen Künstler eingereicht hatten. Die schönsten Bilder, die im KuK an großen Stellwänden aufgehängt sind, zeichnete die Jury mit Schneeberger, Konrad und Sauter aus.
Schneeberger führte in die Ausstellung ein, die während der beiden Märchen-Wochen verschiedene Bücher für Jung und Alt zeigt. Dabei wird das Thema "Märchen" auch modern aufgearbeitet.
"Einige der modernen Bücher werden zur Diskussion anregen", prophezeit Schneeberger.
In der Ausstellung gibt es märchenhafte Gegenstände zu bewundern und knifflige Rätsel zu lösen. Beim Milchkannenrätsel wird sich herausstellen, wer am besten fühlen kann. Schneeberger selbst freut sich schon auf die Grusel-Märchen-Nacht für die älteren Kinder. Für die Jüngeren veranstalten die Lesepaten der Stadtbibliothek unterhaltsame Bilderbuchkinos.
Die Erwachsenen hat die Büchereileiterin nicht vergessen. Sie kommen bei einem grimmigen Abend mit kuriosen Geschichten auf ihre Kosten. "Märchen sprechen alle Menschen an", hat die Bibliothekarin festgestellt und ist guter Dinge, dass die aktuell positive Tendenz so weiter geht.
Ziemlich zuversichtlich blickt auch Helene Sauter in die Zukunft. Die Beliebtheitsskala der Märchen zeige zurzeit steil nach oben. "Märchen kommen bei den Kindern sowohl in Kindergärten als in Schulen wieder gut an." Dass auch immer mehr Senioren wieder Märchenbücher in die Hand nehmen, freut sie ganz besonders.