Rattenplagen müssen nicht sein. Der Kitzinger Stadtbauhof ist ständig auf Patrouille und setzt dabei auch auf Thunfisch und Nutella.
                           
          
           
   
          Das Gift wechselt Norbert Muther alle drei Jahre. Der Mitarbeiter des Stadtbauhofs Kitzingen bringt den Tod. Zusammen mit seinem Kollegen Wilhelm Knötgen kontrolliert er regelmäßig das Kitzinger Kanalnetz und legt Köder aus.
Ratten sind intelligent. Wenn sie das Gefühl haben, dass mit dem Leckerbissen, der da an einem Draht vom Kanaldeckel herunterbaumelt, etwas nicht stimmt, geben sie ihren Artgenossen ein Signal. 
  
  Wenn gar ein toter Nager neben einem Giftköder liegen sollte, dann wissen sowieso alle Tiere Bescheid, dass ihnen eine Tod bringende Falle gestellt wurde.  Ob und wie viele Ratten in Schächten und Rohren unterwegs sind, merken die Männer an den angeknabberten oder verspeisten Köderblöcken - und an der Zahl der Anrufe von Bürgern im Ordnungsamt. 
Bei Bedarf legen die Experten neues Gift aus, an der Oberfläche in Köderboxen, unter der Straßendecke in Schächten. Dann kontrollieren sie wieder nach zehn bis 14 Tagen. 
  
  Derzeit verwenden sie den Wirkstoff Difenacoum. Es ist ein Gerinnungshemmer. Die Ratten verbluten innerlich - wenn sie das Tod bringende Lockmittel verspeist haben.  "Nicht jeder Köder wird gleich gut angenommen", sagt Muther. Deswegen hilft er manchmal nach, indem er die Blöcke mit Thunfisch und Nutella zugleich bestreicht - eine Kombination, die Menschen verschmähen würden, Ratten jedoch lieben.
Ab und zu bespricht sich Norbert Muther auch mit dem Schädlingsbekämpfer Reinhold Lechner. Dann geht es meist um die EU-Richtlinien zur Schädlingsbekämpfung und über die Biozid-Verordnung. Hierüber tauschen sich die Fachleute aus. 
Lechner jedoch führt Privataufträge aus und hat es nicht nur mit Ratten zu tun. Wenn bei jemandem im Landkreis Ameisen durch die Küche krabbeln, Wespen das Schlafzimmer unsicher machen oder Schaben durch den Keller huschen, rückt Lechner aus. Hauptkunden des Schädlingsbekämpfers sind Betriebe, vor allem Lebensmittelbetriebe. Gaststätten, Metzgereien oder Bäckereien sind verpflichtet, regelmäßig Kontrollen vornehmen zu lassen. Ratten und Mäuse können sich aber auch durch Supermärkte fressen. Lechner: "Wenn uns das Gesundheitsamt anruft, dann treten wir auf den Plan."
  
  Eigentlich sehen die Tiere harmlos aus. Aber sie sind seit Jahrhunderten ein Gesundheitsrisiko für den Menschen, denn sie übertragen die Erreger von Tuberkulose, Typhus, Salmonellose oder Pest.  Mit ihrem Urin oder Kot verunreinigen sie Lebensmittel. 
Die Nager können auch Tierseuchen wie Tollwut übertragen. Reinhold Lechner hat es auch immer wieder mit Firmen zu tun, die über Schäden durch die Nager an Bausubstanz, Einrichtungsgegenständen, Waren oder Stromkabeln klagen.
  
  Neuralgische Punkte Seit es vor etwa einem Jahr eine Plage mit einem großen Rudel Ratten in Repperndorf gab, ist Ruhe im Stadtgebiet eingekehrt. Kritische Stellen gibt es laut Muther aber schon: am Mainkai und überall da, wo die Enten gefüttert werden. Dieses für die Wasservögel gedachte Futter lockt auch Ratten an, so dass diese die Giftköder links liegen lassen. 
Die Schädlingsbekämpfer hatten kürzlich auch in der Keltenstraße ein Rattenproblem. Der Grund war, dass manche Anlieger die gelben Säcke schon eine Woche vor der Abholung auf den Gehsteig gelegt hatten. 
  
  Verhält sich der Mensch falsch, indem er Speiseabfälle auf den Komposthaufen wirft oder Speisereste in die Toilette kippt, freut das die Nager. Rund 160 bis 200 Millionen Ratten sollen Deutschlands Untergrund bevölkern. In Kitzingen wird alles unternommen, um die Population in Schach zu halten. Aber die Bürger müssen mithelfen.  "Ratten sind Allesfresser. Das A und O ist, selbst darauf zu achten, dass nichts weggeworfen wird, was die Ratten anlockt", mahnt Muther. Man sollte es den Tieren auch nicht so leicht machen, an Futter zu gelangen, sondern Ritzen und Löcher in Gebäuden versiegeln, ins Freie führende Lüftungsschächte und Kanäle sowie Kellerfenster vergittern und das Grundstück nicht verwildern lassen.
 Auf diese Weise kann einer Rattenplage vorgebeugt werden. Doch die Nager werden immer wieder die Nähe des Menschen suchen. Es ist eine unendliche Geschichte. "Wir werden nicht arbeitslos", sagt Schädlingsbekämpfer und Kammerjäger Reinhold Lechner.