Bei der Wahlparty in Untersambach herrschte eine Stimmung wie auf dem Oktoberfest.
Kardamom und Nelken, Zimt und Pfeffer: In Irene Hünnerkopfs Küche hängt noch immer leichter Lebkuchenduft. 360 große Herzen hatte sie vor der Landtags- und Bezirkstagswahl gebacken. Auf jedes hatte sie mit Ausstechförmchen vorsichtig die Buchstaben C, S und U gedrückt und mit weißem Guss sichtbar gemacht. CSU - ein Zuckerschlecken? Am Wahlabend passte das Symbol perfekt.
Der "Krimi" von vor zehn Jahren ist längst vergessen. Damals hatte sich Hünnerkopf kurz vor der Wahl in einer hoch emotionalen Abstimmung mit einer Stimme Vorsprung gegen Franz Brosch durchgesetzt. Mittlerweile ist der Landtagsabgeordnete aus Untersambach ein mainfränkischer Fels in der bayerischen Politik. Hünnerkopf (50,77 Prozent) und die CSU sind auch im Raum Kitzingen-Schweinfurt (55,34 Prozent) die eindeutigen Wahlsieger.
"Im Traum nicht gedacht" "Jetzt kommt der Seehofer, jetzt zapf' mer an!" Punkt 18.30 Uhr, als der Ministerpräsident im Fernsehen erstmals den Wahlausgang kommentierte, stach Hünnerkopf in der geschmückten Festscheune das Bierfass an. Er strahlte: "Es ist ein tolles Gefühl, unter diesen Voraussetzungen noch fünf Jahre Politik machen zu dürfen. Ich bin unwahrscheinlich erleichtert; mit diesem deutlichen Wahlausgang hatte ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet." Es motiviere ungemein.
Wichtig sei es aber auch, jetzt nicht übermütig oder gar überheblich zu werden: "Ob für Rentner oder Leiharbeiter - es gibt noch einiges zu korrigieren, auch wenn wir schon viel erreicht haben."
Im Lauf des Abends wurde die Stimmung in Untersambach immer ausgelassener.
Mit zünftiger Blasmusik zog Hünnerkopf durch die Scheune, in der Dutzende CSU-Anhänger, darunter viele Amtsträger, ihm applaudierten und lauthals "Hollaria-ho" sangen. Der 62-jährige Doktor der Landwirtschaft dankte allen Helfern und seiner Familie herzlich für die vielfältige Hilfe. Seiner Irene überreichte er einen großen Blumenstrauß und meinte augenzwinkernd: "Natürlich geht das in einer Demokratie nicht, aber theoretisch könnte sie sofort für mich einspringen, wenn ich ausfallen würde." Es sei "ein großer Segen" für ihn, dass seine Frau, die seit kurzem im vorgezogenen Ruhestand ist, ihn in allen Belangen unterstütze.
Die Lebkuchen jedenfalls, die sie gebacken hatte, waren sehr gefragt. Mit ihnen konnten die Gäste den Erfolg der CSU genießen, im besten Sinn des Wortes.