Das sollten Bürger wissen: Die Verwaltung im Corona-Modus

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Das Iphöfer Dienstleistungszentrum (links) und das Rathaus bleiben in der Corona-Krise bis auf Weiteres geschlossen.
Michael Koch
Iphofens Bürgermeister Josef Mend überbrachte den Angestellten des städtischen Altenbetreuungszentrums zum Dank eine Torte.
Bellanti

Selbst wenn Stadtverwaltungen geschlossen haben – zu tun gibt es immer etwas, sagt Iphofens Bürgermeister. Und manche Bedienstete erfahren plötzlich hohe Aufmerksamkeit.

Vor einigen Tagen hat Bürgermeister Josef Mend die Notbremse gezogen und die Türen im Iphöfer Dienstleistungszentrum schließen lassen. Obwohl dazu aufgerufen war, die Verwaltung nur noch in Notfällen aufzusuchen, standen immer wieder Besucher mit vergleichsweise banalen Anliegen in der Tür, besonders im Einwohnermeldeamt. „Die Unvernunft der Leute ist schon beeindruckend“, sagt Mend. Aber was tun die Angestellten eigentlich ohne den gewöhnlichen Publikumsverkehr? Was können die Bürger weiterhin erledigen? Und worauf ist in Zeiten wie diesen zu achten?

Der Bürgermeister selbst überbringt eine Dankes-Torte

Das Leben hinter den dicken Sandsteinblöcken des Iphöfer VG-Gebäudes geht weiter, so viel lässt sich sagen, nur eben etwas ruhiger, wie Mend erklärt. „In jeder Verwaltung liegt Unerledigtes herum, und jetzt ist die Zeit, gewisse Dinge aufzuarbeiten.“ Den höchsten Publikumsverkehr habe im Normalfall das Einwohnermeldeamt, dort werden Pässe beantragt, Geburtsurkunden ausgestellt, Sozialhilfeanträge geklärt oder Gewerbe angemeldet. Das ist jetzt nur eingeschränkt möglich. „In anderen Sachgebieten“, sagt Mend, „ändert sich vom Arbeitsablauf her ja nicht viel.“ Im Bauamt, der Finanzverwaltung oder der Poststelle wird auch außerhalb von Krisenzeiten ohne großen Kundenkontakt gearbeitet. Für die Angestellten im städtischen Altenbetreuungszentrum, die derzeit am Limit arbeiten, hat sich die Stadt vergangene Woche eine süße Überraschung ausgedacht: Der Bürgermeister überbrachte ihnen eine mit Früchten verzierte Torte.

Die Mitarbeiter der Verwaltung sind weiterhin erreichbar: telefonisch, per E-Mail und über das Bürgerportal im Internet. Mend spricht von „drastischen Maßnahmen“, die aber nötig seien, nicht nur, um Infektionsketten zu unterbrechen, sondern auch zum Schutz der Angestellten. Wie heikel dieser Tage auch auf sonst wenig beachtete Bereiche geblickt wird, zeigt das Beispiel der Kläranlage. Die Klärwärter sind mittlerweile nur noch wechselweise im Einsatz, damit der Betrieb auch dann sichergestellt ist, wenn sich einer mit dem Virus angesteckt hat. „Nicht auszudenken, wenn es eine technische Panne gibt und das Becken überläuft“, sagt Mend. Die dort Beschäftigten sind demnach systemrelevant.

Brautpaare bekommen derzeit überhaupt keinen Termin im Iphöfer Rathaus, diese strikte Regelung galt schon vor der am 21. März in Kraft gesetzten bayernweiten Ausgangsbeschränkung. Ausnahmen gibt es allenfalls für sogenannte „Not-Trauungen“. Laut Bürgermeister Mend handelt es sich dabei etwa um Eheschließungen auf dem Sterbebett. „Das hat es schon immer gegeben, wenn auch selten.“ Sie könnten dazu dienen, Klarheit in Erbangelegenheiten zu schaffen. Mend selbst erinnert sich in seiner demnächst endenden 30-jährigen Amtszeit nur an eine solche Not-Trauung.

Besuche sind abgesagt, Ratssitzungen finden statt

Die regelmäßigen Geburtstagsbesuche hat der Bürgermeister schon vor Wochen bis auf Weiteres ausgesetzt: Es sind in der Regel Menschen ab 80, die von ihm aufgesucht werden und die der Corona-Risikogruppe zuzuordnen sind. Auch die meisten anderen Termine, die sich sonst wie schlecht verlegte Kacheln in seinem Kalender übereinanderlegten, sind abgesagt. Stattfinden sollen weiterhin Sitzungen des Stadtrats oder seiner Ausschüsse. Mend will auf diese Weise verhindern, dass private Bauanträge und öffentliche Aufträge liegen bleiben. Bei der Bauausschusssitzung vor anderthalb Wochen saßen die meisten Teilnehmer in gebührendem Sicherheitsabstand zueinander. Auch das für 6. April anberaumte Treffen des Stadtrats soll wie geplant stattfinden – immerhin ist es das letzte in der bewährten Zusammensetzung.

Im Mai soll sich der neue Rat konstituieren, den die Iphöfer bei der Kommunalwahl am 15. März bestimmt haben. Für diesen Termin ist auch die Vereidigung des neuen Bürgermeisters Dieter Lenzer vorgesehen. Ob es bei diesem Datum bleiben wird, ist derzeit alles andere als sicher. Mend sieht den Amtswechsel allerdings nicht in Gefahr. Die Geschäfte und den Schlüssel zum Rathaus könne er zur Not auch ohne großes Zeremoniell an seinen Nachfolger übergeben. Wie er die für ihn ungewohnt viele Freizeit verbringt? Mit Gartenarbeit, Lesen oder Holzhacken. „Ach“, sagt er, „es ist doch ganz angenehm, wenn man nicht jeden Abend aus dem Haus und deshalb sein Essen in sich reinschaufeln muss.“