Warum schenkten die drei Sterndeuter dem Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe? Eine Goldschmiedin, ein Pfarrer und eine Apothekerin aus dem Landkreis lösen das Rätsel.
                           
          
           
   
          Orgelakkorde brausen durchs Kirchenschiff, Kerzen brennen, Weihrauch steigt auf. Bei allen festlichen Gottesdiensten in katholischen Kirchen schwingen Ministranten die dekorativen kleinen Fässer mit dem verrauchenden Harz. "Früher stand Weihrauch nur dem römischen Kaiser zu, der gottgleich war. Die Christen haben dies auf Gott und Jesus übertragen", sagt Iphofens Pfarrer Hans Reeg. 
In der Sakristei der Stadtpfarrkirche St. Veit öffnet er eine Klappe im Holzpodest. Es kommen einige Packungen des körnigen Harzes von Olibanum, dem Weihrauchbaum, zum Vorschein. Die Mesnerin achtet darauf, dass immer ein Vorrat für die Messen da ist. 
  
  Gold, Weihrauch und Myrrhe brachten die drei gelehrten Männer oder Sterndeuter oder Heiligen Drei Könige dem Jesuskind als Geschenke nach dessen Geburt mit. So ist es im Evangelium des Matthäus überliefert. 
 "Und nur in diesem Evangelium", sagt Reeg. Deswegen führen die Sternsinger-Kinder auch Weihrauch mit sich, soweit die Fässer für die elf Iphöfer Gruppen ausreichen.
Die Bedeutung des Weihrauchs ist aus Psalm 141, Vers 2, zu entnehmen: "Wie Weihrauch steige mein Gebet vor Dir, Gott, auf." Der wabernde, duftende Nebel symbolisiert die Gebete. Er ist das Zeichen für die Würde aller Getauften als ein Volk von Priestern, Propheten und Königen. Der Dienst mit dem Rauchfass ist für die Ministranten gar nicht so einfach. Sie müssen die Kohle rechtzeitig anzünden, damit sie gut glüht, sie müssen auch wissen, wann das Fass während der Liturgie gebraucht wird.
Der Weihrauchbaum wächst in Trockengebieten um das Horn von Afrika, in Arabien und in Indien. Zwischen Ende März und Anfang April beginnt die Gewinnung des Harzes, indem der Rinde Schnitte zugefügt werden. 
Weihrauch ist wertvoll. In der Antike war das Harz ein hochbezahltes und begehrtes Handelsgut. Für medizinische Zwecke wird Weihrauch seit Jahrtausenden eingesetzt.
  
  Merkwürdige Gaben Gold, Weihrauch und Myrrhe: seltsame Geschenke für ein Baby. Darum geht es auch nicht, sondern um die Symbolik der drei Gaben. 
  
  Gold ist ein Zeichen für Macht.  "Gold ist beständig. Es übte schon immer eine Faszination auf die Menschen aus", sagt Stefanie Köllner, die als Goldschmiedemeisterin bei Eyyüp Goldschmied in Würzburg angestellt ist. Eine Filiale für Gold- und Silberschmuck gibt es in Kitzingen. 
Köllner bekommt ihr Arbeitsmaterial aus den Goldminen als Barren, Nuggets oder kleine Klümpchen. 
  
  Es ist Feingold, das reinste Gold, das gewonnen werden kann. Für die Verarbeitung zu Schmuck legiert sie das Gold mit Kupfer und Silber für gelb schimmerndes Gold oder zusätzlich mit Palladium für Weißgold. "Wie beim Kuchenbacken kommt alles in einen Schmelztiegel", erklärt die Goldschmiedin. Dann gießt sie die flüssige Masse in Formen, walzt, schmiedet, dreht Drähte. Hauptsächlich fertigt sie 585er Goldschmuckstücke an. 
  
  Gier ebnet Betrügern den Weg Goldkauf und -verkauf sind Vertrauenssache. "Die Gier nach Gold führt dazu, dass sich manche Leute von Betrügern etwas andrehen lassen", warnt Köllner. Messing zum Beispiel. 
Wenn es gut poliert ist und glänzt, kann es so verführerisch aussehen wie edles Gold. Wer echtes Gold empfängt, muss ein König sein - so wie das Jesuskind.
  
  Gold, Weihrauch und Myrrhe. Das dritte Geschenk schmeckt bitter und bringt einen düsteren Aspekt in die Geschichte. Leichname wurden schon zu Zeiten der alten Ägypter mit Myrrhe einbalsamiert.  Auf das Christentum übertragen, symbolisiert Myrrhe, dass Jesus am Kreuz sterben wird. Das dritte Geschenk will aussagen, dass die Weisen aus dem Morgenland das Jesuskind nicht nur für etwas Königliches und Göttliches hielten, sondern auch für einen Menschen.
Die Myrrhekörner gleichen den Harzkugeln des Weihrauchs. Auch Myrrhe - nach neuer Regel Myrre geschrieben - ist das getrocknete Harz von strauchartigen Bäumen, Commiphora myrrha. Auch Myrrhe kann als Räucherwerk verbrannt werden. 
Ebenso kommt sie in der Medizin zur Anwendung. Als Myrrhentinktur hat das Harz heute pharmazeutische Bedeutung bei Entzündungen der Mundschleimhaut. "Wenn dann jemand nach Naturheilmitteln fragt, empfehle ich Myrrhetinktur", sagt Renate Stichel-Gürck, Inhaberin der Stadtapotheke Mainbernheim. Generell sei Myrrhe etwas in Vergessenheit geraten. "Früher hatte es jeder Zahnarzt", erinnert sich die Fachfrau. Nun gebe es ja cortisonhaltige Haftsalben, die seien einfacher anzuwenden. 
  
  Gold macht glücklich Weihrauch werde in der Heilkunde noch öfter eingesetzt. Auch Gold! Es sei ein in der Homöopathie erprobtes Mittel. Stichel-Gürck: "Gold macht gute Stimmung." - Aber auch "äußerlich" angewendet, zum Beispiel als Halskette, dürfte es denselben Freude bringenden Effekt haben.