Seit zehn Jahren verbindet der Bürgerbus Volkachs Ortsteile, Nordheim und Sommerach mit der Weinstadt – Ehrenamtliche Fahrer gesucht.
Mobilität für alle Bürgerinnen und Bürger, so lautete vor zehn Jahren die Idee für den Bürgerbus Volkacher Mainschleife. Vor allem Senioren aus den Ortsteilen nutzen seither das Angebot, mal mehr, mal weniger. Die Corona-Pandemie hat die Zahl der Fahrgäste trotz ausgeklügeltem Hygienekonzept stark schrumpfen lassen. Zwei Busfahrer hören im Sommer auf. Die Stadt sucht deshalb neue Fahrer. Fünf Männer im Rentenalter lenken momentan im regelmäßigen Wechsel den Neunsitzer und bringen ihre Fahrgäste in die Weinstadt und wieder zurück. Haben Sie es bereut, den Personenbeförderungsschein für eine gute Sache zu erwerben?
Dienstältester Chauffeur ist Hans-Juergen Fuchsberger. Seit neuneinhalb Jahren steuert der 70-jährige Volkacher den Kleinbus. Der ehemalige Bäckermeister und Hotelier war beim Startschuss für den Bürgerbus vor zehn Jahren dabei. Als ehemaliger Feuerwehrmann war es für ihn im Ruhestand eine Selbstverständlichkeit, anderen Menschen zu helfen. "Die Fahrgäste waren immer dankbar für den Einsatz der Fahrer", blickt Fuchsberger zurück. Manchmal gab es Einladungen der Bürgermeister. Traurig stimmt es ihn, dass wegen Corona viele Fahrgäste nicht mehr mitfahren, auch auf Anraten ihrer Familienangehörigen. In ein paar Monaten müsste Fuchsberger wieder zum Gesundheits-"TüV". Dann wird er seine Bürgerbus-Laufbahn beenden.
Mitstreiter gesucht
"Es wäre super, wenn sich weitere Fahrer für den Bürgerbus finden würden", schaut der älteste Busfahrer Erich Heinlein nach vorne. Seit sechs Jahren sitzt der Sommeracher Senior am Steuer des Shuttle und rührt die Werbetrommel. "Man kommt raus und lernt Menschen kennen", schwärmt er von der Abwechslung im Alltag und nennt Zahlen: "Über 90 Prozent der Fahrgäste sind Frauen, fast alle über 80 Jahre alt."
Warum fahren diese Menschen mit dem Bus? Heinlein kennt die Gründe: Arztbesuche, Einkäufe und persönliche Treffen mit Gleichgesinnten. Für die meisten Mitfahrer sei die Fahrt in die Kleinstadt eine willkommene Abwechslung im Alltag auf dem Land. Ehrenamt ist für den pensionierten Spediteur eine Selbstverständlichkeit. Er hat den Sommeracher Tennisclub gegründet und 38 Jahre geführt. "Alle fünf Wochen ein paar Stunden täglich Bürgerbus fahren, das ist echt kein Stress", sagt Heinlein. Und wenn er am Ende einer Tour mit einem Fahrgast eine Tasse Kaffee zusammen trinkt, dann ist das für ihn ein perfekter Abschluss getaner Arbeit.
Seit viereinhalb Jahren lenken Jürgen Schumann und Walter Fackelmann den Bürgerbus. In ein paar Monaten müssen sie zum Gesundheitscheck, um den Personenbeförderungsschein zu verlängern. "Ich wollte im Rentenalter noch etwas Sinnvolles tun und mich nützlich machen", nennt Schumann seine anfängliche Motivation, die ungebrochen ist. "Ich habe einfach meine Freude daran, älteren Menschen behilflich zu sein", schwärmt er. Dass vor der Pandemie regelmäßig auch Stammgäste im Bus mitfuhren, sieht der ehemalige Bundesehrsoldat als Beweis für das Erfolgskonzept.
Sinnvolle Freizeitbeschäftigung
Wie Schumann hat auch Fackelmann keinen Bammel vor dem anstehenden Gesundheits- und Reaktionstest. "Die knapp zwei Stunden Untersuchung stehen wir schon durch", lacht der 72-jährige Sommeracher. Seit zehn Jahren ist der ehemalige Chemielaborant in Rente. Geworben hat ihn Fahrerkollege Heinlein auf einer Silvesterfeier. "Spontan habe ich ja gesagt." Busfahrer sein ist für ihn eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. "Das kann ich nur Jedem empfehlen."
Nachdem neben Fuchsberger auch der zweite Dienstälteste Harald Horsch aus dem Busfahrergeschäft aussteigt, sucht die Stadt ab Sommer dringend Nachfolger (09381-40112, Marco Maiberger). Wer den Bürgerbus lenken möchte, muss folgende Voraussetzungen mitbringen: Vormittags Zeit haben, gerne Kleinbus fahren, kommunikativ sein und die Fahrerlaubnis Klasse B besitzen. Die Personenbeförderungslizenz finanziert die Stadt.