Claus Mannsbart aus Buchbrunn hat ein seltenes Hobby: Er macht angeschlagene vierrädrige Großkatzen wieder fit. Seine Jaguar-Oldtimer sind eine Wucht.
Es ist sein Blick, der ihn verrät. Seine Frau kennt ihn genau. "Im Kopf bist du doch schon wieder an einem Auto dran!", sagt sie - und lächelt nachsichtig. Meistens zumindest. Sie weiß, dass ihr Mann kaum anders kann. Er ist einfach ein leidenschaftlicher Schrauber. Wenn er einen alten Jaguar in der Werkstatt stehen hat, der nicht richtig anspringt, dann kann er erst dann ruhen, wenn das "Kätzchen" wieder schnurrt.
Und eigentlich hat Claus Mannsbart fast immer einen alten Jaguar in der Werkstatt stehen.
"Ich weiß auch nicht, warum", sagt der 62-jährige Buchbrunner mit einem Schulterzucken. "Aber irgendwie klingt 'Jaguar' halt gut." Und das im doppelten Sinn.
"Wenn ich mal schlecht drauf bin, dann gehe ich in die Garage, drehe den Zündschlüssel des V8, drücke den Startknopf und spüre, wie meine gute Laune zurückkommt, wenn der Motor schön blubbert."
Schrauber-Schicksal Wahrscheinlich ist das Benzin im Blut einfach sein Schicksal. Schon sein Opa und sein Onkel mütterlicherseits betrieben ein Motorradgeschäft. Sein großer Bruder sowie ein "Spezl" aus der Schule, der Automechaniker lernte, besorgten den Rest. Sie nahmen ihn mit in die Werkstatt, wenn sie an Motorrädern und Autos herumschraubten. "Mit 14 war ich schon infiziert. Mit 15 bekam ich eine Sondergenehmigung, um den Moped-Führerschein zu machen", erzählt Claus Mannsbart. Dennoch ergriff er nach der Mittleren Reife einen nichttechnischen Beruf. Er wurde Bahnbeamter.
"Weil sie mir eingeredet hatten, dass man als Automechaniker immer schmutzige Fingernägel hat."
Mit 22 Jahren fuhr Mannsbart für den Automobilclub Kitzingen (AMC) deutschlandweit Geländesport- und Motorcross-Rennen. "Im Lauf der Zeit habe ich von der Technik immer mehr Ahnung gekriegt." Erst mit rund 40 Jahren hörte der Vater zweier Söhne nach einer Knöchelverletztung mit dem Rennsport auf - und widmete sich fortan verstärkt seiner Schrauber-Leidenschaft. Erst wurden Fiat-Fahrzeuge auseinander- und wieder zusammengebaut, dann waren Mercedes und Polo an der Reihe. Und schließlich kam der Quantensprung.
Großkatzenliebe Kurz vor Claus Mannsbarts 50. Geburtstag fuhr er nach München, um sich "nur so interessehalber" einen Jaguar XJ 6, Serie 3, Baujahr 1981, mit 205 PS anzuschauen.
In der Landeshauptstadt angekommen, bekam er einen Anruf von zuhause: Ein Bekannter wollte ihm seinen Mercedes abkaufen.
Mannsbart erinnert sich: "Gut, dachte ich, wenn der Mercedes weg ist, brauche ich ja wieder ein Spielzeug - und habe den Jaguar gekauft." Es sollte der Beginn einer großen Katzenliebe werden.
Seither sind viele Jaguar-Modelle durch die Hände des Buchbrunners gegangen - im wahrsten Sinn des Wortes. "Faszinierend" findet der 62-Jährige es, "dass die alten Autos im Prinzip aus ganz simpler Technik bestehen". Man brauche ein bisschen Jaguar-Spezialwerkzeug, ansonsten aber nur "ein paar Schraubenschlüssel und einen großen Hammer". Anders als bei modernen Maschinen könne der Hobby-Schrauber sich hier voll ausleben. Wenn er doch mal einen Fehler nicht findet, liest Mannsbart die Werkstatt-Handbücher von vorne bis hinten durch.
Sein "erlesenes" Wissen und die Erfahrung tun dann ein Übriges, um dem Jaguar wieder auf die Tatzen zu helfen.
"Dei' Auto brennt!" Mittlerweile hat der Freund vierrädriger Großkatzen auch für die Ersatzteile, die original oder originalgetreu nachgebildet sein müssen, gute Quellen gefunden. "Jaguar-Teile sind im Marken-Vergleich sogar günstig." Derzeit ist auf der Hebebühne in der Werkstatt ein besonders schnuckeliger Oldtimer in der dunkelgrünen Kult-Farbe "British Racing Green" aufgebockt: ein Daimler 420, Baujahr 1967, linksgelenkt, von dem nur 355 Exemplare gebaut wurden. Ein Daimler? "Ja - aber mit dem uns bekannten Daimler-Benz hat das nichts zu gemeinsam", erklärt der Fachmann. "Daimler und Jaguar haben 1960 in England fusioniert.
Der Jaguar 420 und der Daimler 420 sind baugleich."
Der Buchbrunner 420er hat derzeit ein großes Loch unter der Motorhaube: Mannsbart hat den Sechszylinder-"Schiffsmotor" ausgebaut, um ein Problem an den Kolbenringen zu beheben. "Der Motor hat zuvor so gequalmt, dass die Leute an der Ampel wild gefuchtelt und geschrien haben: 'Dei' Auto brennt!'", erzählt Mannsbart lachend.
Bald wird der Racing-Grüne wieder dastehen wie geleckt - und schnurren wie ein Kater. Vielleicht wird er eines Tages Gesellschaft von einem weiteren Traumtypen bekommen: "Ein E-Typ V12, das wär' schon was", sinniert der AMC-ler. Allerdings sei das eine Preisfrage. "Außerdem weiß ich nicht, ob ich mir das antun will. Der Einstieg ist nicht gerade komfortabel - und man wird ja auch nicht jünger." Claus Mannsbarts Blick schweift in die Ferne. Im Kopf ist er schon dabei, auch dieses Problem zu lösen.