Beschluss-Chaos ums Bürger- /Jugendzentrum

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Bei Leserbrief-Schreiberin Bianca Tröge (Mitte) rufen manche Worte aus dem Rat ein trauriges Gesicht hervor.
Bei Leserbrief-Schreiberin Bianca Tröge (Mitte) rufen manche Worte aus dem Rat ein trauriges Gesicht hervor.
 
Die Mimik der Zuschauer spricht für sich.
Die Mimik der Zuschauer spricht für sich.
 
Herbert Schmidt schlägt die Hände vors Gesicht.
Herbert Schmidt schlägt die Hände vors Gesicht.
 

Der Eilantrag fiel durch - aber die Finanzierung auch. Die Siedler erlebten im Kitzinger Stadtrat ein Wechselbad der Gefühle.

Willkommen in der Achterbahn! So hätte der Kitzinger Stadtrat seine 55 Zuhörer begrüßen können. Die vielen Siedler, die sich wegen der Entscheidung zum Stadtteilzentrum Siedlung im Sitzungssaal drängten, erlebten eine rasante Fahrt durch die phantastische Welt der Stadtratsbeschlüsse.

Nach einem intensiven zweistündigen Austausch von Pro- und Kontra-Argumenten fiel vielen der Gäste ein Stein vom Herzen: Nur 13 Stadträte stimmten für den Eilantrag, den Umbau des Pfarrheims St. Vinzenz zum Stadtteilzentrum Siedlung noch einmal ganz neu aufzudröseln und Dritte für Finanzierung und Betrieb zu suchen; 17 Stadträte waren dagegen. Damit schien der Weg für das seit über drei Jahren diskutierte Leuchtturmprojekt im Stadtentwicklungsprogramm "Soziale Stadt" endgültig frei.

Doch dann kam das, was sie im Publikum den "Hammer" nannten: Mit 14:16 Stimmen wurde die Finanzierung der rund 2,4 Millionen Euro teuren Maßnahme abgelehnt. Offensichtlich hatte das Wort "Kredit" im Text der Kämmerei die "Abweichler" verunsichert. Erst nach der Abstimmung klärte sich der Sachverhalt. Doch dann war es zu spät, der Beschluss stand.

Die Reaktionen der Siedler reichten von ungläubigen Zwischenrufen wie "Das gibt´s doch nicht!" bis hin zum Hände-vor-den-Kopf-schlagen.

Was nun? Das ist die große Frage. Um den Beschluss für den Umbau des Pfarrheims in die Tat umsetzen zu können, muss die Ratsmehrheit dem Finanzierungsvorschlag der Verwaltung zustimmen; Letztere wird also wohl eine neue Sitzungsvorlage ausarbeiten. Nicht nur die Siedler sind äußerst gespannt, wie die erneute Entscheidung ausfallen wird.

Vorgeschichte Schon seit mehr als drei Jahren wird in Kitzingen kontrovers über ein Stadtteilzentrum für die Siedlung diskutiert. Während sich die Siedler selbst von Anfang an für ein solches ausgesprochen haben, ging es im Stadtrat lange hin und her. Vor einem Jahr fiel dann, denkbar knapp mit 15:13, die Entscheidung, das "Leuchtturmprojekt" für das Siedlungs-Förderprogramm "Soziale Stadt" durchzuziehen und das St. Vinzenz-Pfarrheim für 2,4 Millionen Euro umzubauen.

Finanzierungshoffnung Vor einem Jahr ging man vom denkbar günstigsten Fall aus: Dass die Regierung die Komplettsumme von 2,4 Millionen Euro als förderfähig anerkennt. Eine 60-prozentige Förderung hätte 1,4 Millionen Euro Zuschüsse bedeutet.

Aktuelle Situation De facto gibt es nur rund 1,1 Millionen Euro Zuschüsse.

Rats- kontra Siedler-Unterschriften Gut die Hälfte der Räte hatte vor der Donnerstagssitzung einen Eilantrag unterzeichnet, dessen Ziel es war, das Stadtteilzentrum noch einmal aufs Tapet zu bringen und wenn möglich Dritte in die Finanzierung einzubeziehen.
Die Siedler finden, das sei alles schon versucht worden: Vom Siedler-Sportverein über die vier Kirchen (Freie Christen, freie Evangelische Christen, Katholische und Evangelische Gemeinde), die beiden Schulen, die Burschenschaft Siedler-Knörz, den Gesangverein und den Siedlerbund bis hin zur Kinder- und Jugendberatungsstelle in der Egerländer Straße, die gerne ins Stadtteilzentrum einziehen würde, haben sich alle Vereine und Verbände der Siedlung auf einer Unterschriftenliste für den Umbau von St. Vinzenz zu "ihrem" Stadtteilzentrum ausgesprochen - auch wenn die Zuschüsse nicht in der erhofften Höhe fließen.