Bei den Notärzten muss es schnell gehen

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Ein Notarztfahrzeug fährt hinter dem Rettungswagen einen Einsatz. Im Streit um die Bezahlung von Notarzt-Einsätzen haben Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung Bayern in letzter Minute vor den Feiertagen eine Lösung gefunden. Foto: dpa/Stephan Jansen
Ein Notarztfahrzeug fährt hinter dem Rettungswagen einen Einsatz. Im Streit um die Bezahlung von Notarzt-Einsätzen haben Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung Bayern in letzter Minute vor den Feiertagen eine Lösung gefunden. Foto: dpa/Stephan Jansen
 

Lange Zeit wurde in Bayern um das Honorar für Notärzte gestritten. Die medizinische Notfallhilfe im Landkreis Kitzingen war über die Feiertage jedoch nicht gefährdet.

Ausgerechnet kurz vor Weihnachten wurde die Bevölkerung von Medienberichten aufgeschreckt: Es könnte sein, dass keine Notärzte mehr ausrücken, weil deren Einsätze nicht mehr honoriert werden sollen. Um die Vergütung der Lebensretter stritten die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB). Die besonders qualifizierten und ausgebildeten Mediziner eilen bei schweren Verkehrsunfällen zu Hilfe. Sie kommen auch, wenn die medizinische Situation des betroffenen Patienten unklar ist, wie etwa bei einer plötzlichen Atemnot.

Was den Landkreis Kitzingen betrifft: Die notärztliche Versorgung war und ist während der Ferien- und Urlaubszeit jederzeit geregelt und gesichert. "Wir hatten bei der Dienstplanung darauf Wert gelegt, dass dieser Knatsch zwischen den Krankenkassen und der KVB nicht auf dem Rücken der Patienten stattfinden darf", sagt Dr.
Stephan Rapp, Chefarzt an der Klinik Kitzinger Land und Obmann der Notarztgruppe Kitzingen. "Wir" - das sind außer Stephan Rapp Dr. Gabriele Kinzlmeier-Setz in Kitzingen, Dr. Rudolf Wirsing (Helios Klinik), Obmann in Volkach, und Dr. Klaus Kolbert, Obmann in Wiesentheid. Die Notarztwachen im Landkreis Kitzingen sind den drei Rettungswachen in Volkach, Wiesentheid und Kitzingen angegliedert.


Für die Bevölkerung gesorgt

"Wir haben für uns geklärt, dass wir unseren Dienst wie bisher erfüllen werden, auch auf die Gefahr hin, dass es mit der Honorierung nicht klappt", betont Dr. Rapp noch einmal. Er und seine Notarzt-Kollegen seien davon ausgegangen, dass es in dieser Auseinandersetzung bald zu einer Einigung kommt.

Hintergrund des aktuellen Konflikts: Aus rechtlichen Gründen darf die KVB nur noch dann ein Notarzthonorar auszahlen, wenn die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Dazu sind die Krankenkassen jedoch nur bereit, wenn der jeweilige Einsatz von der Zentralen Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst Bayern (ZAST) als Notarzteinsatz anerkannt wurde. Daher müssen nun alle Einsatzdaten, die der KVB von den Notärzten zur Abrechnung gemeldet wurden, mit den ZAST-Daten abgeglichen werden.

Über Jahre hinweg war es zu Unklarheiten und Abweichungen in der Abrechnung von KVB und ZAST gekommen. Seit 2009 entstand ein Defizit, das immer größer geworden und von der KVB quersubventioniert worden war. Nachdem dies von übergeordneter Instanz verboten wurde, eskalierte der Streit.

Im vergangenen Vierteljahr ging es hin und her. Die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände schrieb noch am 19. Dezember in einer Pressemitteilung: "Noch offene Fragen zur Honorierung der Notarztdienste sind allein von der KVB zu verantworten." Die Vereinigung gab am selben Tag als Reaktion eine Presseinformation mit folgender Überschrift heraus: "Vorstand der KVB befürchtet Kollaps im Notarztdienst: Krankenkassen lassen Lebensretter im Stich."


Straffer Zeitplan

So gab jede Organisation der anderen die Schuld dafür, dass die Notärzte im Ungewissen gelassen wurden. "Wer hier welche Schuld hat, verbirgt sich mir", sagt Stephan Rapp nur knapp. Letztendlich waren sich alle Beteiligten einig, dass eine Lösung im Honorarstreit gefunden werden und das Defizit korrigiert werden muss. Dies gelang am 20. Dezember durch Vermittlung des Bayerischen Innenministeriums. KVB und Krankenkassen einigten sich auf ein Maßnahmenpaket. Demnach werden die Notärzte bis zum 31. März mit einem Honorar in bisheriger Höhe bedacht. Währenddessen laufen die Verhandlungen aber weiter. Denn zum Abschluss gekommen ist das ganze Verfahren dadurch nicht.

Rapp selbst bringt eine gehörige Portion persönlichen Engagements mit. Als Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin und derzeit Leitender Arzt der Klinik Kitzinger Land hat er einen straffen Zeitplan. Dennoch übernimmt er noch vier Notarztdienste im Monat. Seine Kollegen fahren genauso noch zusätzlich Einsätze. Sie haben zum Teil Praxen, das betrifft vor allem die Notärzte in Wiesentheid und Volkach, zum Teil sind sie angestellte Ärzte in der Klinik Kitzinger Land oder in einer Würzburger Klinik. Mit Blick auf die weiteren Verhandlungen sagt Stephan Rapp daher: "Ohne Honorierung wird der Idealismus der Notärzte an seine Grenzen stoßen."