Aufgeben gilt für FDPler Hans Müller nicht

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FDP-Kreisvorsitzender Hans Müller aus Wiesentheid kandidiert bei der Landtagswahl im Herbst. Foto: Archiv
FDP-Kreisvorsitzender Hans Müller aus Wiesentheid kandidiert bei der Landtagswahl im Herbst. Foto: Archiv

Dem FDP-Kreisverband Kitzingen ist seine schwierige Lage bewusst. Austritte und schlechte Schlagzeilen auf Bundesebene machen Sorgen. Aber die Liberalen wollen kämpfen.

Er lächelt still in sich hinein, nickt wissend und sucht nach der richtigen Formulierung. Und dann spricht Hans Müller das Wort aus, den Namen, mit dem momentan kein FDP-Mitglied klar kommt: Rösler. Der Bundesparteivorsitzende und -wirtschaftsminister ist in seiner Partei heftig umstritten. Auch Hans Müller, der Kreisvorsitzende und Kreisrat, hat so seine Probleme mit Philipp Rösler. Es fehle ihm die Außenwirkung, das Charisma.

Nach der letzten Bundestagswahl hätte der Finanzminister von der FDP sein müssen, findet Müller. Die Finanzen seien das Metier der Liberalen. Auf Bundesebene sei personell einiges nicht gut gelaufen, meint der Wiesentheider Rechtsanwalt. Und die negative Stimmung, die sich im ganzen Land ausgebreitet habe, kriege man wieder schlecht raus.

Müller spart nicht mit Selbstkritik. Seine Partei stehe für die Eigenverantwortung und die Freiheit des Bürgers.
Das nach außen deutlich zu machen, sei auf keiner politischen Ebene gelungen. Müller war einmal CSU-Mitglied. 2006 wechselte er zu den Liberalen und wurde gleich zum Kreisvorsitzenden gewählt, was den Landkreisbürgern nicht verborgen blieb. Das war schon ein Thema, über das die Leute sprachen. Müller zog auch noch einige andere Christsoziale mit sich in die FDP. Damals ging es den Liberalen bundesweit gut.

Das Versprechen von Steuererleichterungen brachte sie 2009 in die Bundesregierung. Und dann hätten sie eigentlich "liefern" sollen. Müller verwendet bewusst einen Ausdruck von Philipp Rösler. Aber außer den Hoteliers hat keine Bevölkerungsgruppe von Steuererleichterungen viel gespürt.

Die allgemeine Stimmung in Bezug auf die FDP wurde düsterer, was sich auch auf den Kreisverband niederschlug. Es gab Austritte. Die Partei wurde allgemein für überflüssig gehalten. Wer vor der letzten Bundestagswahl in die Partei eintrat - "vielleicht mit falschen Erwartungen", wie Hans Müller denkt - , verließ sie in dieser schlechten Phase wieder.
Aktuell hat der Kreisverband 33 Mitglieder, vor zwei Jahren waren es noch 38. "Ausgetreten sind aber keine langjährigen Mitglieder", betont Hans Müller.

Treue ausgezeichnet

Ein seit Jahrzehnten überzeugter Parteifreund ist Erhard Greulich aus Hüttenheim. Bei der Mitgliederversammlung des Kreisverbandes mit Neuwahlen am Dienstag wurde er zusammen mit Günter Becker aus Wiesenbronn und Robert Senft aus Neuses am Berg von Hans Müller geehrt.

Der ehemalige FDP-Kreisrat Greulich kennt das Auf und Ab seiner Partei und lässt sich davon nicht verrückt machen. "Die FDP war schon öfter im Tief. Ich gehe deswegen nicht weg", sagt er gelassen. Greulich findet, diese Tiefs hätten seiner Partei - im Nachhinein gesehen - sogar gut getan. Denn dann hätten sich alle wieder auf die eigentlichen Werte der Liberalen besonnen. Freilich habe es die FDP jetzt schwerer. Früher hat es die Parteienvielfalt und vor allem die Freien Wähler noch nicht gegeben - die ärgsten Widersacher der FDP.

Karl Weltner aus Rödelsee hat seit 1978 das Parteibuch. Damals habe ihn die sozialliberale Politik zum Eintritt bewogen, sagt Weltner. Warum nicht die CSU? "Die war für mich zu dieser Zeit wegen ihrer zu konservativen Haltung nicht wählbar." Und die SPD habe ihn damals durch Begegnungen mit radikalen Mitgliedern abgeschreckt.

Anders als Greulich und Weltner ist Wolf-Eckhard Walz aus Schernau noch ganz neu in der Partei, seit zwei Jahren. Seine Eltern gehörten seit den 1960er Jahren zur FDP. Walz hat nach dem Tod seines Vaters dessen Mitgliedschaft quasi übernommen. "Von klein auf wurde ich mit dem parteipolitischen Gedankengut geimpft.
Ich habe es erst mit weniger, später mit mehr Kritikfreude aufgenommen", sagt Walz. Nach Abschluss des Studiums der Landwirtschaft an der TU München/Weihenstephan mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus würde er sich heute als Anhänger der Sozialen Marktwirtschaft im Sinne von Ludwig Erhard - allerdings mit Betonung auf Marktwirtschaft - bezeichnen. Auch Walz ist klar, dass die FDP von je her in Unterfranken in der Kommunalpolitik nur schmal aufgestellt ist. Die Inhalte und Ziele des Parteiprogrammes der FDP begrüßt er sehr. "Leider liegt die Schwäche unserer Partei im Augenblick darin, diese Themen sachlich verständlich in die Öffentlichkeit zu transportieren", sagt Walz.
Die wirtschafts- und gesellschaftspolitische Lage der BRD und Bayerns ist seiner Meinung nach trotz aller Notwendigkeit zu weiteren Verbesserungen gut wie nie zuvor. "Und weil das nicht trotz, sondern auch dank der Koalitionsregierung so ist, glaube ich an einen Wahlerfolg", sagt Wolf-Eckhard Walz. Was die Umfragewerte angehe, könne bis Herbst noch viel geschehen.
Hans Müller berichtet,20 Prozent der Wähler könnten sich mit dem liberalen Gedankengut anfreunden. Im Herbst dieses Jahres will er es genau wissen. Müller kandidiert wieder für den Einzug in den Bayerischen Landtag.