Viele Altenpflegeeinrichtungen und Seniorenheime suchen nach Auszubildenden. Die demografische Entwicklung lässt ihnen keine Wahl. Manche Einrichtungen starten regelrecht Werbekampagnen, um neues Personal zu gewinnen.
                           
          
           
   
          Valentina Brinkmann ist gelernte Näherin. Vor einiger Zeit machte sie einen Pflegehelferkurs und ein Praktikum in der Altenpflegeeinrichtung "Haus Franziskus" in Ochsenfurt - und war begeistert. 
  
  "Ich habe mich gefragt, warum ich das nicht schon früher gemacht habe", erzählt die Ochsenfurterin. Sie hat sich zu einer Ausbildung zur Altenpflegerin entschlossen. Damit hat sie einen Beruf ergriffen, der Zukunft hat. Sie wird gebraucht werden. Es droht ein Mangel an Pflegefachkräften, denn die Zahl von gegenwärtig 2,1 Millionen pflegebedürftigen Menschen wird bis zum Jahr 2030 auf 3,3 Millionen ansteigen. 
  
  Das kann bedeuten, dass in 15 Jahren in Deutschland voraussichtlich rund 152 000 Pflegekräfte fehlen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden kürzlich mitteilte. 
 Einrichtungen wie das Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg lassen diesen unguten Trend nicht einfach auf sich zukommen, sondern werben um Mitarbeiter. Erst vor Kurzem fand eine Informationsveranstaltung für 100 Mittelschüler der 9. Jahrgangsstufe statt. Personalleiter Stefan Strohmenger und Diplom-Pflegewirt Arne Ewert berichteten vor Ort in den lokalen Mittelschulen über die vielen Berufsbilder in der Altenpflege und über Praktikumsplätze.
"Generell gilt, dass wir aktuell keinen Mangel an Pflegekräften in unserer Einrichtung verzeichnen; der zukünftige Mangel ist natürlich dennoch nicht wegzudiskutieren", sagt Stefan Strohmenger. Bei Valentina Brinkmann können er und Pflegedienstleitung Ute Krone sicher sein, dass sie nach ihrer Ausbildung im Haus Franziskus in Ochsenfurt auch weiterarbeiten wird. "Der Umgang mit den alten Menschen ist etwas für mich. 
Ich möchte ihnen das Gefühl vermitteln, dass sie hier zuhause sind", sagt Brinkmann.
Auch die 21-jährige Jana Meyer hat erst einmal 14 Monate lang als Pflegehelferin in den Beruf hineingeschnuppert. Zuvor war sie in einem Krankenhaus und in einer Behinderteneinrichtung und probierte aus, ob sie die Arbeit dort ausfüllen würde. Bei den alten Menschen ist sie auf ihre berufliche Zukunft gestoßen. "Es ist schön, deren Dankbarkeit zu spüren", sagt Jana Meyer. 
  
  Hemmschwellen ablegen Ute Krone legt Wert darauf, dass die Interessenten sich selbst beim praktischen Mitarbeiten im Haus Franziskus erproben. "Wichtig ist, dass sie keine Hemmschwellen haben vor den alten Leuten und ihren Krankheiten", sagt Krone.
Tanja Rehberg aus Ochsenfurt hat bereits im Juli ausgelernt. 
Im Bereich Altenpflege ist die 26-Jährige aber schon seit insgesamt acht Jahren beschäftigt, davon vier Jahre als Helferin. Bei ihr war es so, dass Ute Krone auf sie zukam, sozusagen um ihre Mitarbeit warb. 
  
  Rehberg hat auch die Schattenseiten ihres Berufes kennen gelernt. Altenpfleger arbeiten im Schichtdienst, damit sie an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr für die Bewohner da sein können.  Und sie stehen stark unter Druck, der zum einen durch die Kontrollen durch die Heimaufsicht und den Medizinischen Dienst der Pflegekassen entsteht, zum anderen durch die getaktete Arbeitszeit. "Diese strenge Struktur lässt nicht viel Zeit für längere Gespräche mit den alten Menschen", bedauert Ute Krone. 
Zwei Drittel der überwiegend weiblichen Auszubildenden sind mit ihrer Ausbildung aber zufrieden oder sehr zufrieden. 
Das geht aus dem Ausbildungsreport Pflegeberufe 2011 hervor, den die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) im März in Berlin veröffentlicht hat. Befragt wurden mehr als 4000 Auszubildende in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege. 
  
  Auszubildende haben sich aber auch über Mängel in der praktischen Ausbildung und über häufige Überstunden beschwert. Abschreckend sind ebenfalls die relativ niedrigen Gehälter. Da kann man sich ziemlich ausgenutzt fühlen.  Krone hat eine ganz klare Forderung: "In Sachen Bezahlung müsste von der Politik mehr getan werden." Im Übrigen müsste der Altenpflege-Beruf in der Gesellschaft einen besseren Stellenwert bekommen. 
Weil das noch nicht so ist, haben viele Einrichtungen Werbekampagnen in eigener Sache gestartet, um Nachwuchs zu bekommen. Bislang hatte das Haus Franziskus laut Krone alle Ausbildungsplätze besetzen können. Aktuell sind es fünf. Ein großer Trumpf ist dabei die Jobsicherheit. Kompetente Altenpfleger müssen keine Arbeitslosigkeit fürchten.