Wer seinen Ägyptenurlaub storniert, hat es gar nicht so leicht, eine Alternative zu finden. Reiseberaterin Nina Wittmann hilft den Kunden bei der Suche.
Nächste Woche sollte der Flieger abheben. Schon seit Wochen freute sich das Paar auf seine Ägyptenreise, sah sich in Gedanken schon am Strand unter Palmen liegen oder mit einem Cocktail in der Hand durch die Hotelanlage schlendern - und dann hieß es plötzlich: Ausgeträumt!
Die aktuellen Unruhen in Ägypten, die mittlerweile eine offizielle Reisewarnung des Auswärtigen Amts nach sich gezogen haben, haben viele Urlauber in Sorge versetzt. Nina Wittmann vom Reiseland in Kitzingen und Sebastian Rohden vom Tui-Reisecenter im E-Center können dies bestätigen. Gerade in den letzten Tagen, mitten in der Urlaubshochsaison, hat sich die Lage in Ägypten so zugespitzt, dass sich viele Kunden bei ihnen über ihre Möglichkeiten erkundigt oder gleich storniert haben. "Die Leute verfolgen ganz intensiv die Nachrichten und sind bei den aktuellen Geschehnissen natürlich verunsichert", versteht Nina Wittmann.
Vom Auswärtigen Amt und von den Reiseveranstaltern werden die Reisebüros stets auf aktuellem Stand gehalten. Seit Freitag bieten die meisten Veranstalter eine kostenlose Stornierung oder Umbuchung an, wenn die Reisen in den Zeitraum bis Ende August beziehungsweise Mitte September fallen.
Intensive Suche nötig Doch was wird nun aus den geplatzten Urlaubsträumen? Genau hier liegt die Herausforderung für Nina Wittmann und ihre Kollegen. Die Suche nach Alternativen sei nämlich aktuell alles andere als leicht. In Bayern sind aktuell noch Schulferien und es gebe kaum noch freie Flüge. "Vieles ist extrem teuer - oder voll", bringt es die Reiseberaterin auf den Punkt. Die Kunden fragen bei den Ausweichmöglichkeiten vor allem nach Ländern wie Spanien oder der Türkei. Was tatsächlich noch auf dem Markt ist, finden Nina Wittmann und ihre Kollegen gemeinsam mit dem Kunden heraus - auch wenn das in der aktuellen Lage durchaus mal etwas länger dauern kann und "last minute" dabei nicht unbedingt mit einem Schnäppchenpreis verbunden ist.
Dass die Leute verärgert sind, kann Nina Wittmann verstehen. "Man freut sich monatelang auf den Urlaub, für viele ist der geplante Termin der einzig mögliche im Jahr." Da wolle man am Ende natürlich nicht leer ausgehen. Vor allem dann nicht, wenn um einen herum lauter Urlaubsziele von den Katalogen blitzen.
"Wir waren gut beschäftigt", erzählt Sebastian Rohden. Von 7.55 bis 21 Uhr waren er und sein Team am Freitag mit Umbuchen beschäftigt - und am Samstag ging es in die Verlängerung. Auch jetzt kommen noch Anfragen von beunruhigten Kunden, die erst nach dem 15. September nach Ägypten fliegen würden. "Hier heißt es bislang noch abwarten - oder kostenpflichtig umbuchen", sagt Rohden. Je nach den weiteren Entwicklungen kann es sein, dass das Auswärtige Amt die Reisewarnung noch verlängert.
Es hat sich erst jetzt zugespitzt Unruhen herrschen in Ägypten nicht erst seit gestern. Die Nachfrage nach einem Urlaub in diesem Land ist schon seit 2012 rückläufig. Nina Wittmann spricht von etwa 30 Prozent. Von Leuten, die in der letzten Zeit vor Ort waren, hat die Reiseberaterin jedoch durchweg positive Rückmeldungen erhalten. "Man habe überhaupt nichts mitbekommen", hat man ihr erzählt. Erst in der letzten Woche, als auch die Urlaubsregionen immer weiter in den politischen Disput involviert wurden, hat eine Kundin erzählt, man habe außerhalb des Hotels öfters mal Demonstranten oder Panzer gesehen. "Die Reiseleiter vor Ort wissen am besten Bescheid. Auf die sollte man hören und aktuell nichts auf eigene Faust unternehmen," rät Nina Wittmann. Sie geht davon aus, dass Ägypten als Urlaubsziel auch in der nahen Zukunft problematisch bleibt. "Die Leute werden verhalten bleiben", tippt sie.
Wie Sebastian Rohden erzählt, gibt es den ein oder anderen aber doch, der sich nicht von seinem Reiseziel Ägypten abbringen lassen will. "Bis zum 15. September kommen aber selbst die, die wollen, nicht dorthin", erzählt der Büroleiter des Tui-Reisecenters. "Zumindest nicht über Pauschalreisen, höchstens per Linienflug."
Der Traum geht weiter Mittlerweile träumt übrigens auch das Paar wieder, das nächste Woche seine Ägyptenreise angetreten wäre. Nach zweieinhalbstündiger Suche und intensiver Beratung hat sich der anfängliche Frust über den geplatzten Urlaub wieder in prickelnde Vorfreude verwandelt. Ihr Flieger landet jetzt auf der thailändischen Insel Ko Samui - ohne Unruhen und mit noch viel mehr Kokospalmen als in Ägypten.