Magdalena Geißbauer wird 100 Jahre alt. Ihre Enkelin erklärt, wie sie das geschafft hat.
Gelbe Osterglocken und bunte Stiefmütterchen eingeplanzt in einer kleinen Holzkiste stehen vor Magdalena Geißbauer. Sie strahlt. Ihre grauen Haare sind zu einem Pferdeschwanz mit einem schwarzen Zopfgummi nach hinten gebunden. Die Dame in dem blauen Kostüm feiert einen außergewöhnlichen Geburtstag. 100 Jahre wurde sie am Donnerstag alt.
Claudia Weidinger, eine ihrer drei Enkel, weiß auch warum. "Ihr Glauben hält sie. Außerdem ist sie absolut unempfindlich. Sie ist so gut wie nie krank." Nicht ein einziges Medikament nimmt die 100-Jährige ein. Auch ihr Vater ist schon über 90 Jahre alt geworden, "vielleicht liegt es in den Genen."
Es gab immer viel zu tun Das "Lenchen" hat sich früher um die Landwirtschaft auf dem heimischen Hof gekümmert. Viele Tiere, Obst und Gemüse, der Garten - es gab immer viel zu tun und man hat sich selbst versorgt.
Bis Anfang der 70er betrieb sie zusammen mit ihrem Mann einen Lebensmittelladen. Dort gab es die einzige Dosenverschließmaschine, mit der man Wurst in Konserven konservieren konnte. Auch Süßigkeiten haben sich dort die Jüngsten von ihrem Taschengeld gekauft. "Beim Abwiegen gab es immer ein Bonbon extra", erinnert sich Bürgermeister Bernhard Brückner, der zur Geburtstagsfeier gekommen ist, um seine herzlichen Glückwünsche zu übermitteln.
Ihren Ehemann Konrad hat sie in Obernbreit kennengelernt, als er in der dortigen Gärtnerei gearbeitet hat. Im Januar 1939 wurde geheiratet. Drei Kinder haben die beiden. Seit Mitte der 80er ist Magdalena Geißbauer Witwe. Als Älteste von drei Geschwistern hat sie auch ihre beiden Brüder bereits überlebt. Doch langweilig wird ihr nicht.
Froh ist sie, dass sie noch immer ihre eigenen vier Wände um sich hat.
"Die braucht sie auch", sagt Enkelin Claudia Weidinger. In Magdalenas Haus wird noch mit dem Ölofen geheizt und auch sonst auf viele moderne Annehmlichkeiten verzichtet. "Die Oma ist das so gewohnt und fühlt sich wohl und das ist schließlich das Wichtigste." Magdalena Geißbauer ist zäh und von Grund auf zufrieden und dankbar. Selbst ein Brand in ihrer Küche vor einigen Jahren konnte ihr nichts anhaben. Und auch das große Hochwasser 1995, das nachts ihr Schlafzimmer unter Wasser setzte, brachte sie nicht aus der Ruhe. Ein Feuerwehrmann hat sie damals gerettet. "Wenn man zwei Weltkriege überstanden hat, macht einem ein Hochwasser nichts mehr aus", sagt die 42-jährige Claudia Weidinger und freut sich, dass sie heute mit ihrer Oma Geburtstag feiern kann. Die sitzt am Tisch zwischen Freunden und Bekannten und genießt den Kaffee und Kuchen, den sie so gern hat.