Bruno Schneyer übernahm 1984 das Kino seines Vaters in Zeil. Für unsere 80er-Jahre-Serie blickt er in ein Jahrzehnt zurück, in dem die Haare wieder kürzer wurden und zahlreiche Filmklassiker das Licht der Leinwand erblickten.
Durch eine kleine, knapp einen Meter hohe Tür geht es ins Allerheiligste des Zeiler Capitol-Kinos: den Vorführraum. Links steht ein großer schwarzer Filmprojektor aus der Anfangszeit des Kinos im Jahr 1953, rechts blinkt die digitale Gegenwart in Form eines schwarzen Kastens mit Monitor. Zwischen den beiden Abspielgeräten liegen im kleinen Vorführraum des Zeiler Kinos nur wenige Schritte, auf der Leinwand jedoch mehrere Jahrzehnte Filmgeschichte. Alleine die 80er Jahre bescherten uns einige Filme, die heute Kultstatus haben: Dirty Dancing, Ghostbusters, Indiana Jones, E.T., Rambo, Flashdance, Mad Max, La Boum, Top Gun ...
Fragt man Bruno Schneyer, den Inhaber des Zeiler Kinos, fallen zunächst aber ganz andere Titel: Das Leben des Brian, Der Name der Rose, Full Metal Jacket, Down by Law, Theo gegen den Rest der Welt. Das Kino spiegelt die volle Bandbreite des damaligen Lebensgefühls wider. Auf der einen Seite Unterhaltungsfilme, die dem Bild der Erlebnis- und Spaßgesellschaft der 80er entsprechen, auf der anderen "subversive Underdogfilme", wie Bruno Schneyer sie nennt, die gesellschaftliche Missstände aufgreifen.
Schneyer, Jahrgang 1960, hat die 80er als junger Erwachsener hautnah miterlebt. "Sex, Drugs and Rock 'n‘ Roll" ist das Erste, was ihm auf das Jahrzehnt angesprochen einfällt, und damit verbunden die Rebellion gegen die Welt der Erwachsenen. "Diese Anti-Stimmung hat ja eigentlich schon viel früher angefangen - mit Elvis Presley und dann in den 60ern den Beatles", sagt Schneyer. "Wir mussten uns einfach gegen die Engstirnigkeit unserer Elternhäuser behaupten."
Kurzhaarschnitte als Gegenreaktion
Der Protest fand auch deutlich sichtbar auf den Köpfen statt. Galten lange Haare zu Beatles- und Stones-Zeiten noch als Unding, fingen in den 80ern auch die Erwachsenen an, sich die Haare länger wachsen zu lassen, wie Schneyer erzählt. "Dann haben die jungen Leute sie sich plötzlich wieder ganz kurz geschnitten oder hatten eine Punkfrisur."
Auch die Filmwelt verschaffte dem Ganzen Ausdruck. "Das Leben des Brian zum Beispiel gilt ja heute noch in der katholischen Kirche als Blasphemie. Der Film macht sich letztendlich aber einfach über die irrationale Welt der Erwachsenen lustig", sagt Schneyer. Nach einer kurzen Pause fügt er mit Nachdruck an: "zu Recht".
Ein Thema, auf das der Zeiler im Gespräch immer wieder zurückkommt, ist der Wehrdienst bei der Bundeswehr. Schneyer war als Jugendlicher lange Ministrant. "Das fünfte Gebot sagt: Du sollst nicht töten. Und dann wird man zum Militär eingezogen." An diesem Punkt hätten sich viele gefragt: Wie glaubwürdig ist die Welt der Erwachsenen überhaupt?