Zeil feiert sich in höchsten Tönen

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Als Solist zeigte Matthias Strätz, ehemaliger "Regensburger Domspatz", seine tolle Stimme.Günther Geiling
Als Solist zeigte Matthias Strätz, ehemaliger "Regensburger Domspatz", seine tolle Stimme.Günther Geiling
Ehrenbürger und frühere Bürgermeister der Stadt Zeil (von links): Alfons Hoh, ehemaliger Bürgermeister von Schmachtenberg, Landrat Wilhelm Schneider, Erster Bürgermeister Thomas Stadelmann, Ehrenbürger Alfred Östreicher, Altbürgermeister Christoph Winkler, Staatssekretär Gerhard Eck sowie Altbürgermeister Erich Geßner.Günther Geiling
Ehrenbürger und frühere Bürgermeister der Stadt Zeil (von links): Alfons Hoh, ehemaliger Bürgermeister von Schmachtenberg, Landrat Wilhelm Schneider, Erster Bürgermeister Thomas Stadelmann, Ehrenbürger Alfred Östreicher, Altbürgermeister Christoph Winkler, Staatssekretär Gerhard Eck sowie Altbürgermeister Erich Geßner.Günther Geiling
 
Der Chor des "Liederkranzes" unter Leitung von Christine RaabGünther Geiling
Der Chor des "Liederkranzes" unter Leitung von Christine RaabGünther Geiling
 
Die Herren des "Liederkranzes" erinnerten daran, dass zu Beginn nur Männer die Stimmen erhoben.Günther Geiling
Die Herren des "Liederkranzes" erinnerten daran, dass zu Beginn nur Männer die Stimmen erhoben.Günther Geiling
 
Der Zusammenhalt wurde bei dem traditionellen "Steinhauerlied" des Männergesangvereins "Sängerkranz" auch wirklich sichtbar.Günther Geiling
Der Zusammenhalt wurde bei dem traditionellen "Steinhauerlied" des Männergesangvereins "Sängerkranz" auch wirklich sichtbar.Günther Geiling
 
Der Männergesangverein "Sängerkranz" unter Dirigentin Anja Jäger.Günther Geiling
Der Männergesangverein "Sängerkranz" unter Dirigentin Anja Jäger.Günther Geiling
 
Blick in die Reihen der vielen Besucher der Matinee.Günther Geiling
Blick in die Reihen der vielen Besucher der Matinee.Günther Geiling
 

Eine musikalische Matinee im "Rudolf-Winkler-Haus" bildete den offiziellen Auftakt zur 1000-Jahr-Feier der Stadt.

Ein 1000-jähriges Bestehen ist für eine Stadt ein außergewöhnliches Ereignis und ebenso einmalig war die Matinee, zu der man aus diesem Anlass ins "Rudolf-Winkler-Haus" eingeladen hatte. "1000 Jahre Zeil - das sind über 50 Generationen von Menschen, die hier gelebt und den Grundstein für unser heutiges Zeil gelegt haben. Sie machten Zeil zu ihrer Heimat und unserer Heimat. Dieses Erbe wollen wir erhalten und dafür wollen und müssen wir uns einsetzen. Dabei finde ich es besonders schön, dass wir mit dieser Matinee das Jubiläumsjahr starten, denn Musik hat hier in Zeil eine ganz besondere Bedeutung." Dies betonte Erster Bürgermeister Thomas Stadelmann, der sich über das große Interesse aus der Bürgerschaft, aber auch über die Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste freute.

In das Jubiläumsjahr war man zwar schon in der Silvesternacht mit einer schönen Feier gestartet, hatte am Neujahrstag mit einer ökumenischen Feier auch um Gottes Segen gebeten und auf dem Marktplatz auf ein gutes Gelingen angestoßen. Als offizieller Beginn galt aber nun diese Matinee, wobei sich so mancher Bürger die Frage stellte, was dieser Name bedeute. Er kommt aus dem Französischen: la matinée bedeutet so viel wie der Vormittag und eine Vorstellung, die nicht wie gewohnt am Abend, sondern am Vormittag stattfindet.


"Man lädt ein paar Promis ein ..."

Die Moderatorin dieser Matinee, die Vorsitzende des "Liederkranzes Zeil", Christa Schlegelmilch, gab ihrem Bürgermeister ihre amüsante Erklärung von Matinee ab. "Das ist ganz einfach. Man lädt ein paar Promis zum Reden ein, macht zur Entspannung etwas Musik, reicht Sekt und Häppchen, alle ziehen sich fein an und stehen und sitzen dann herum und lassen sich gut unterhalten. Für die Redner hat der Bürgermeister gesorgt und für den musikalischen Teil sind die beiden Chöre verantwortlich." Dem folgten die beiden Chöre "Liederkranz" und "Sängerkranz" mit dem Auftaktlied "dieser Tag soll jetzt mit einem Lied beginnen".

"Vor 1 000 Jahren wurde unsere Stadt erstmals urkundlich erwähnt. Aber diese Geburtsstunde und dieses herausragende Ereignis feier wird während des gesamten Jahres und wollen dabei auf eine besondere Weise die Geschichte unserer Stadt lebendig werden lassen", meinte Stadelmann. Man könne glücklich und stolz auf das Erreichte sein, doch der Rückblick erfülle auch mit Demut und Ehrfurcht vor den Menschen, zumeist unbekannten, die hierher kamen, hier arbeiteten, hier lebten und sich über die Jahrhunderte in und für die Stadt engagierten.

In diesem Zusammenhang galt sein besonderer Gruß auch Ehrenbürger Pfarrer i.R. Alfred Östreicher sowie den Altbürgermeistern Erich Geßner, Christoph Winkler und Alfons Hoh, während die beiden weiteren Ehrenbürger Heiner Schneier und Ludwig Leisentritt aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen konnten.

Thomas Stadelmann stellte heraus, dass man bei den Veranstaltungen ganz oft den Blick zurück in die Geschichte der Stadt werfen und die Vergangenheit quasi lebendig werden lasse. Doch man werde auch die Gegenwart würdigen, die heute Wohlstand und Zufriedenheit gebe, und ebenso den Blick in die Zukunft wagen. "Wir werden vorausschauen, weil die Auseinandersetzung mit der Geschichte kein Selbstzweck ist, sondern uns Anhaltspunkte geben soll, wie wir die Zukunft noch besser gestalten können."


"Zeil ist schon eine Erfolgsstory"

Staatssekretär Gerhard Eck überbrachte auch die Glückwünsche der Bayerischen Staatsregierung und meinte, hinter den 1000 Jahren Zeil stünden auch viel Mühe und Fleiß, um eine solche Stadt zu gestalten. "Zeil ist schon eine Erfolgsstory und es verdient Respekt, dass man diesen Geburtstag auf einem solchen Niveau feiert. Nur wer seine Wurzeln kennt, ist nämlich in der Lage, seine Zukunft zu gestalten." Zeil habe seinen Platz in Unterfranken und im Landkreis Haßberge, aber auch mitten im Frankenland.

Landrat Wilhelm Schneider bezeichnete Zeil als eine großartige Stadt, die es in diesem Jahr zu feiern gelte. Die kommenden Wochen und Monate würden einmal mehr zeigen, welche Lebensfreude hier in Zeil herrsche. Er freue sich schon auf die vielfältigen Veranstaltungen und Aktionen. "Ich habe gehört, dass es einen 1000-Stimmen-Chor auf dem Marktplatz geben wird und da würde ich auch gerne mitmachen", sagte er unter dem Beifall der vielen Zuhörer. Als besondere Programmpunkte erwähnte er das "Leuchtende Zeil" oder das "Historienspiel zur Stadtgeschichte" und dankte allen Akteuren, die aus Liebe zu ihrer Heimatstadt begeistern und Festlaune verbreiten wollten.


Zuversicht und Stärke

"Zeil ist zwar schon 1 000 alt, aber seine Bewohnerinnen und Bewohner sind jung und dynamisch. Das schöne Jubiläum lässt auch das spüren, was Zeil besonders auszeichnet: die enge Verbundenheit mit der Heimat sowie die Wertschätzung und Liebe der heimischen Kultur und Lebensart", meinte der Landrat. Zeil sei ebenso eine malerische Stadt. Der historische Marktplatz, die Kirchen, Bürgerhäuser und die Grabengärten seien Motive, die bei einem Spaziergang selbst den inspirierten, der von hier sei. Aber auch der Hexenturm, das Fotomuseum, das Capitol-Theater oder das Käppelle zögen an. Zeil sei eine Visitenkarte für seine Menschen, denen Heimat, Tradition, Brauchtum und gemeinsames Feiern wichtig sei. Daraus kämen die Zuversicht und Stärke, auch die nächsten 1000 Jahre zu meistern.

In Anlehnung an das Stadtjubiläum zog sich das Motto "1000 Jahre Musik" wie ein roter Faden durch die Matinee und hätte treffender nicht gewählt werden können. Zeil hat ja auch mindestens fünf offizielle Chöre, was bei Kommunen dieser Größenordnung sicher selten ist.


Fachwerk, Frohsinn, Frankenwein

Am Anfang des musikalischen Programmes stand deswegen auch der Zeiler Ohrwurm "Fachwerk, Frohsinn, Frankenwein", der Slogan von Karl-Heinz Raab zum 1. Zeiler Weinfest, von Helmut Trautner zum Gedicht gestaltet, von Kurt Eisemann vertont und dann von den "Amsigallen" sehr oft vorgetragen. Nun hatte ihn Dirigentin Christine Raab in einen vierstimmigen Chorsatz gefasst und auch noch mit einer 4 Strophe für die 1000-Jahr-Feier ergänzt.

Dann ging es aber schon zurück auf das Jahr 1018, der ersten urkundlichen Erwähnung von Zeil, wo es die ersten Aufzeichnungen von Musik gibt, aber noch nicht mit Noten und Notenlinien. Der Gesang war höchstens zweistimmig und umfasste nur vier Töne und gesungen wurde nur von Männern.

Deswegen hörte man nur die Männer des "Liederkranzes" mit dieser einfachen Melodie des Hymnus "conctipotens genitor deus". Dem schloss sich der altitalienische Hymnus "alta trinita beata" an, der die Dreinigkeit von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist lobte und bei dem man heraushörte, dass dies wohl ursprünglich in der Zeit der Renaissance des 15. Jahrhunderts ein Prozessionslied war.


Durch die Musikgeschichte

Im Frühbarock war die Einteilung der Stimmen in Sopran, Alt, und Bass dann abgeschlossen und der "Liederkranz" unter der Leitung von Christine Raab wartete aus dieser Zeit mit dem Lied auf, das praktisch jedes Kind kennt und mit seinem fünfstimmigen Madrigal sehr eingängig ist, nämlich "tanzen und springen, singen und klingen" von dem fränkischen Komponisten Leo Haßler. Dann ließ der Chor sogar in ein A-Capella-Lied erklingen, und zwar aus der dramatischen Oper "Iphigenie auf Aulis" mit dem "Freudenklänge, Festgesänge", die einer Aufforderung zum Mitwirken am Frieden für die Welt glichen.

Der Männergesangverein "Sängerkranz" unter der Leitung von Anja Jäger traf mit seinen Liedern aus der Neuzeit dann so richtig den Geschmack des Publikums. Nach dem "ich bin kein Bajazzo, bin auch ein Mensch wie du" ging das Publikum mit ebenso wie beim "Trink Zeiler Wein". Schon einen Vorgeschmack auf den 1000-Stimmen-Chor gab es dann beim "Steinhauerlied" mit seinem Text "und ist ein Bau vorbei, gibt es ne Schmauserei. Gibt Essen und zu trinken, gebratne Wurst und Schinken, dazu Bier und Wein, da ist gut Steinhauer sein."

Zurück in die Romantik ging es mit dem Stück "die Könige" aus dem Weihnachtszyklus von Peter Cornelius, bei dem als Solist Matthias Strätz auftrat. Die Stimme des Zeilers und ehemaligen Regensburger Domspatzes war dabei klar über der romantischen Melodie- und Harmonieführung des Gesamtchores mit dem Choral "wie schön leuchtet der Morgenstern" zu hören. Dem folgten die modernen Stücke aus dem 20. Jahrhundert von John Rutter "alle Dinge dieser Welt" und "for the beauty oft he earth", die mit Bildern unterlegt wurden und damit auch die Emotionen der Zuhörer berührten.

Der besondere Abschluss erfolgte durch die Sänger des "Liederkranzes", des "Sängerkranzes" und des Publikums mit der Zeiler Hymne oder dem Jubiläumslied zur 1000-Jahr-Feier, das von Oliver Kunkel getextet und auch komponiert wurde. Es soll beim Jubiläumsfest im großen Chor zu hören sein.