Wohnen in Zeil: altes Gebälk in neuem Gewand

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Raimund und Johannes Erlwein auf der Altane, die in den Innenhof der beiden Gebäude hineinragt. Vater und Sohn haben viele Stunden gemeinsam renoviert. Fotos: Andreas Lösch
Raimund und Johannes Erlwein auf der Altane, die in den Innenhof der beiden Gebäude hineinragt. Vater und Sohn haben viele Stunden gemeinsam renoviert. Fotos: Andreas Lösch
Früher erstreckte sich der Gebäudekomplex des einstigen landwirtschaftlichen Anwesens bis hoch zum Marktplatz, das Pfarrhaus (linker Bildrand) gehörte mit dazu. Das in den 1970er Jahren gebaute Pfarrzentrum mit Flachdach passt da nicht so ganz ins Bild.
Früher erstreckte sich der Gebäudekomplex des einstigen landwirtschaftlichen Anwesens bis hoch zum Marktplatz, das Pfarrhaus (linker Bildrand) gehörte mit dazu. Das in den 1970er Jahren gebaute Pfarrzentrum mit Flachdach passt da nicht so ganz ins Bild.
 
Außenwand und Dachstuhl in der Oberen Heppengasse: Viel Arbeit stand an, einige Balken mussten ersetzt, Wände und Böden restauriert und zum Teil erneuert werden. Foto: Erlwein
Außenwand und Dachstuhl in der Oberen Heppengasse: Viel Arbeit stand an, einige Balken mussten ersetzt, Wände und Böden restauriert und zum Teil erneuert werden. Foto: Erlwein
 
Blick vom Erlwein-Haus in die Lange Gasse.
Blick vom Erlwein-Haus in die Lange Gasse.
 
Eine Treppe als modernes Element? Kein Problem, fügt sich gut ein in das alte Fachwerk.
Eine Treppe als modernes Element? Kein Problem, fügt sich gut ein in das alte Fachwerk.
 
Eine alte Tür aus dem Bestand des Hauses in der Oberen Heppengasse wurde zum Tisch unfunktioniert.
Eine alte Tür aus dem Bestand des Hauses in der Oberen Heppengasse wurde zum Tisch unfunktioniert.
 
Die Altane, auf der auch das titelgebende Foto des Artikels entstand, sah Anfang der 1980er Jahre noch so aus. Foto: Erlwein
Die Altane, auf der auch das titelgebende Foto des Artikels entstand, sah Anfang der 1980er Jahre noch so aus. Foto: Erlwein
 
Zum Teil mussten tragende Balken ausgetauscht werden. Die jahrhundertealten Holzbalken waren an manchen Stellen im Inneren "nur noch Mehl",wie die Bauherren feststellen mussten.
Zum Teil mussten tragende Balken ausgetauscht werden. Die jahrhundertealten Holzbalken waren an manchen Stellen im Inneren "nur noch Mehl",wie die Bauherren feststellen mussten.
 
 
 
 
 
 
Original aus dem 15. Jahrhundert: Manche der Holbalken überdauerten bis heute.
Original aus dem 15. Jahrhundert: Manche der Holbalken überdauerten bis heute.
 
Die Denkmalschutzmedaille des Freistaats Bayern gab es für die Familie Erlwein.
Die Denkmalschutzmedaille des Freistaats Bayern gab es für die Familie Erlwein.
 
 
 
 
Moderne Küche in altem Haus. Problem: Wo soll die Dunstabzugshaube hin? Sie wurde schließlich mittig in die Kochstelle integriert, Dampf und Rauch werden nach unten abgesaugt.
Moderne Küche in altem Haus. Problem: Wo soll die Dunstabzugshaube hin? Sie wurde schließlich mittig in die Kochstelle integriert, Dampf und Rauch werden nach unten abgesaugt.
 
Eine Aufnahme aus den 1980er Jahren Foto: Erlwein
Eine Aufnahme aus den 1980er Jahren Foto: Erlwein
 
Eine Aufnahme aus den 1980er Jahren Foto: Erlwein
Eine Aufnahme aus den 1980er Jahren Foto: Erlwein
 

Ein denkmalgeschütztes Haus renovieren? Keine leichte Aufgabe, aber eine lohnende, findet Familie Erlwein aus Zeil. Blick hinters Fachwerk.

Manchmal packt es einen, dann kann man sich einer Sache nicht mehr erwehren. So geschehen bei Raimund Erlwein. Als der heute 70-Jährige 1976 seine Stelle als Lehrer an der Realschule in Eltmann antrat, reiste er kurz darauf zu einer Konferenz ins benachbarte Zeil.

"Ich bin durch die langweilige Bamberger Straße hereingefahren", erinnert er sich an seinen ersten Eindruck von der Stadt. Kein guter, aber umgehend änderte sich das, als er der Hauptstraße in Richtung Markt folgte. "Es war ein Wow-Erlebnis", sagt Erlwein. Die Altstadt mit ihren verwinkelt gebauten Fachwerkhäusern und engen Gassen hatten es ihm angetan. Was hier seinen Anfang nahm, resultierte rund 40 Jahre später in der Verleihung der bayerischen Staatsmedaille für Denkmalschutz.

Aber nochmal zurück in der Zeit: 1978 zog Erlwein nach Zeil, schließlich entschlossen sich er und seine Frau Irene, ein Haus zu bauen. Es sollte kein Neubau werden: "Das Fachwerk hat mich fasziniert", erklärt er. Die Zeiler Innenstadt ebenso. In der Langen Gasse war ein leerstehendes landwirtschaftliches Anwesen zu haben, die Erlweins schlugen zu. Das Haus stammt Untersuchungen des Buchautors Reinhard Gutbier ("Das Deutsche Bürgerhaus") zufolge aus dem 15. Jahrhundert. Denkmalgeschützt. "Damals wusste ich so genau nicht, wie man so etwas angeht", erinnert sich Erlwein. Gegen den Rat vieler Zeitgenossen, er solle sich das nicht antun, machte sich der Lehrer an die Arbeit. "Ich wollte es einfach." Von 1983 bis 1985: Baustelle. Einzug. Familiengründung.

Drei Söhne wuchsen hier auf. Alle sind sie nun aus dem Haus, doch halt: Einer kehrte zurück. Ihn hat es ebenfalls gepackt.


Gemeinsamer Innenhof

Johannes Erlwein, 30 Jahre alt, renovierte jüngst gemeinsam mit seinem Vater das ans Elternhaus angrenzende Anwesen in der Oberen Heppengasse. Beide Gebäude bilden zusammen einen kleinen Innenhof, sind aber räumlich nicht verbunden.

Der Sohn erzählt: 2012 hatte er gerade sein Studium in Dresden beendet und trat wenig später eine Stelle in Nürnberg an. Zwischenzeitlich kam er im Elternhaus unter. Zeil als Wohnort war nur als vorübergehende Lösung geplant. "Das provisorische Pendeln, bis ich eine Wohnung in Nürnberg habe, hält jetzt schon fünf Jahre an", sagt Johannes Erlwein und lacht. Statt in die Frankenmetropole zog der 30-Jährige nur ein Haus weiter.

Viel Arbeit steckt in dem schmalen Häuslein (112 Quadratmeter Wohnfläche) und auch viel Geld, denn alte Häuser warten mit vielen Überraschungen auf, die Renovierung nach Denkmalschutz-Vorgaben ist aufwendig. Aber es lohnt sich, versichert der 30-Jährige: Die Finanzierung über die Bank bedeute zwar Schulden auf viele Jahre, "aber ich arbeite ja noch eine Weile", sagt er. Mit der Last könne er leben, dafür kann er schon ein kleines Haus sein Eigen nennen. Ohne Frage ein außergewöhnliches und ziemlich schönes noch dazu. Das sieht übrigens auch der Freistaat so: Kultusminister Ludwig Spaenle überreichte in der vergangenen Woche der Familie Erlwein für das "generationenübergreifende Projekt" die Denkmalschutzmedaille 2017.