"Wichtig ist, dass man gesehen wird"

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Im Stand der "Lebensregion plus": Michael Ziegler (links) und Hans Albert (rechts) informieren Besucher über die zehn Kommunen im südlichen Landkreis Haßberge (hier im Gespräch mit Ulrike und Andreas Friedmann aus Hallstadt). Fotos: Klaus Schmitt
Im Stand der "Lebensregion plus": Michael Ziegler (links) und Hans Albert (rechts) informieren Besucher über die zehn Kommunen im südlichen Landkreis Haßberge (hier im Gespräch mit Ulrike und Andreas Friedmann aus Hallstadt).  Fotos: Klaus Schmitt
Gunther Krines
Gunther Krines
 
Klemens Reinwand
Klemens Reinwand
 

Zehn Kommunen aus dem südlichen Landkreis Haßberge warben auf der Immobilienmesse in Bamberg um junge Familien und Unternehmen.

Es ist ein besonderes "Pflaster": Normalerweise jagen in der Brose-Arena in Bamberg die äußerst erfolgreichen Basketballer der Brose Baskets nach Körben und Punkten. Am Wochenende versuchten andere, dort zu punkten: Unternehmen, Verbände und Kommunen warben bei der 15. Immobilienmesse Franken in Bamberg um Kunden. Bei den Kommunen ist der Begriff Kunden vielleicht nicht ganz zutreffend. Aber sie wollen auch Interesse für sich wecken, indem sie Leute ansprechen, und damit die Gemeinschaft, für die sie verantwortlich sind, stärken. Ein Unterfangen, das Geduld braucht.

Mitten in der Brose-Arena hatte die "Lebensregion plus" an den zwei Tagen ihren Stand aufgebaut. Zum zweiten Mal nahm der Zusammenschluss von zehn Städten und Gemeinden im südlichen Landkreis Haßberge an der Immobilienmesse teil. Die "Lebensregion plus" bilden die "Fünf-Sterne"-Gemeinden im Steigerwald (Eltmann, Rauhenebrach, Sand, Knetzgau und Oberaurach) sowie die Stadt Zeil und die vier Gemeinden in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Ebelsbach (das sind Stettfeld, Ebelsbach sowie Breitbrunn und Kirchlauter).

Unsere Zeitung hat den Stand am Samstagnachmittag besucht, gerade als es einen Schichtwechsel gab. Der Stettfelder Bürgermeister Alfons Hartlieb (CSU) hatte seine Arbeit als Ansprechpartner im Stand erledigt und gab den Stab an den Eltmanner Bürgermeister Michael Ziegler (CSU) und den Oberauracher Zweiten Bürgermeister Hans Albert (CSU) weiter. An den zwei Tagen kamen fast alle Bürgermeister und die Stellvertreter im Stand der "Lebensregion plus" zum Einsatz. Sie rührten die Werbetrommel für ihre zehn Kommunen. Chefsache.


Demografie

Worum geht es? Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels mit einem prognostizierten Verlust von Einwohnern, vor allem von jungen Leuten, im Landkreis sollen Familien gewonnen werden, die sich in den zehn Gemeinden der "Lebensregion plus" niederlassen. Vielleicht ein Haus dort bauen. Das ist die eine Zielgruppe, die andere sind Gewerbetreibende, die einen Standort für ihr Unternehmen suchen. Das Hauptargument: Der südliche Kreis Haßberge hat günstige Baulandpreise. Auf jeden Fall günstiger als die beiden Städte Bamberg und Schweinfurt, zwischen denen er liegt. Da könnte sich der eine oder andere Arbeitnehmer, der in Bamberg beschäftigt ist, doch davon überzeugen lassen, dass er lieber in Eltmann oder in Oberaurach oder in einer anderen Lebensregion-Kommune ein Haus baut statt im teuren Bamberg. Neben einer attraktiven Landschaft ist die zentrale Lage "unser großes Plus", sagt Hans Albert. Und: Bei den Preisen gebe es, so Ziegler, "einen himmelweiten Unterschied" zwischen Bamberg und Schweinfurt auf der einen Seite und dem Kreis Haßberge auf der anderen Seite.

Was für den Wohnungssuchenden gilt, könnte auch für den Gewerbetreibenden gelten. Wer eine Gewerbe-Immobilie sucht, muss im Kreis Haßberge nicht so tief in die Tasche greifen wie in den benachbarten Städten. Und Anfragen in dieser Richtung gibt es immer wieder, hat Michael Ziegler erfahren.

Gibt es Konkurrenz unter den zehn Kommunen? Überhaupt nicht, betonen Ziegler und Albert. "Sinn ist, dass wir uns zusammen vermarkten. Man muss es im Gesamten sehen", betont Ziegler. "Wenn sich Gewerbe beispielsweise in Knetzgau ansiedelt, profitieren die anderen auch", ergänzt Hans Albert.


Engpass

Ein Problem ist, dass nicht alle Gemeinden das gleiche Angebot unterbreiten können. Sand und Eltmann haben kaum Bauplätze anzubieten, die Nachfrage der Einwohner aus den eigenen Orten ist dort größer als das Angebot. In anderen Kommunen der Lebensregion dagegen gibt es Bauplätze. Und: Bei den aktuell niedrigen Zinsen ist die Bereitschaft von Privatleuten, Bauplätze zu verkaufen, noch niedriger als ohnehin schon.

Und Leerstände in den Dörfern? Auch darauf wurden die Besucher des Standes hingewiesen. Aber so viele Leerstände gibt es in den Orten der Lebensregion gar nicht. Noch nicht. Aber die Situation ist erkannt, denn in den kommenden Jahren könnte sich die Leerstandsproblematik verschärfen. Oberaurach hat, um diesem Trend entgegenzuwirken, schon vor Jahren ein Förderprogramm aufgelegt, das laut Albert "weiter aufgebessert" werden soll. Michael Ziegler hat die Beobachtung gemacht, dass die Menschen zunehmend bereit sind, auch in die Belebung von Leerständen zu investieren. "Die Nachfrage hat zugenommen", schildert er.


Neue Broschüre

Die beiden Tage auf der Messe waren für die Bürgermeister anstrengend. Sie verteilten Broschüren, darunter eine ganz neue mit dem kompletten Bauplatzangebot aller zehn Kommunen, und standen den Besuchern Rede und Antwort.

Ob das Ganze konkret etwas bringt, wissen sie zunächst einmal nicht. Denn eine solche Messe lässt sich nicht in Zahlen fassen. Aber die zehn Kommunen sind davon überzeugt, dass es einen Effekt gibt und dass sich auch der Erfolg einstellt. "Wichtig ist", betont Michael Ziegler, "dass man gesehen wird."


Firmen auf der Messe

Die Immobilienmesse Franken in Bamberg nutzen viele Unternehmen aus der Baubranche, um sich und ihre Leistungen darzustellen. Darunter sind Firmen aus dem Kreis Haßberge wie die Schreinerei Krines in Sand, MR Heizungsbau in Ebelsbach oder die Ofengalerie in Zeil.

Firmenchef Klemens Reinwand ist mit seinem Heizungsbaubetrieb aus Ebelsbach seit Anfang an in Bamberg dabei. Für ihn ist die Messe "ein Muss". Er besucht vier bis fünf Messen im Jahr, aber die Bamberger Schau ist für ihn die mit Abstand wichtigste, und die Anmeldung für 2018 bringt er bereits auf den Weg.


Kontakt aufnehmen

Bekommt man auf einer solchen Messe konkrete Aufträge? Ja, das kommt vor, sagt Reinwand. Die Zahlen schwanken von Jahr zu Jahr. Aber wichtig für ihn wie auch die meisten anderen Firmen ist, dass man sich vorstellen kann, ins Gespräch kommt und Kontakte anbahnt.

Ähnliche Erfahrungen hat Gunther Krines aus Sand gemacht. Er führt mit seinem Bruder die dortige Schreinerei, die sich auf Wintergärten, den Fenster- und den Türenbau sowie in jüngster Zeit verstärkt auf den Einbruchschutz spezialisiert hat. Das Sicherheitsbedürfnis der Menschen sei enorm gestiegen, weiß Gunther Krines. Seine Firma hat sogar schon schusssichere Scheiben eingebaut.

Er ist wie Reinwand sehr zufrieden mit der Messe in Bamberg. Die vielfältigen und attraktiven Stände sowie die Resonanz der Besucher überzeugen ihn und sein Unternehmen. Er hat festgestellt, dass die Leute heute "umfangreicher beraten werden" wollen; der Trend gehe zu einem "wertigen" Hausbau.

Noch eine Firma aus dem Kreis Haßberge bestätigt die Bedeutung der Messe. "Wir ziehen viel aus dem Stand", sagt Nikolaus Zimmermann, der für die Ofengalerie Zeil vertreten war.