Wer schaut in die Röhre, wer hängt am Glasfaser?

3 Min
Die Kabelrollen stehen schon bereit: In ;Losbergsgereuth wird eifrig gebuddelt. Foto: Ralf Kestel
Die Kabelrollen stehen schon bereit: In ;Losbergsgereuth wird eifrig gebuddelt. Foto: Ralf Kestel

Im Zuge der begonnenen Baumaßnahme in Losbergsgereuth könnten schnelle Datenleitungen bis in jedes Haus gelegt werden.

So erlebt man den VG-Bauamtsleiter selten. Genervt bisweilen sogar überfordert wirkend betrat Martin Lang am Montagabend auf ein völlig neues Betätigungsfeld: die Verlegung eines Glasfasernetzes durch eine Kommune. Ein Terrain mit glänzenden Zukunftsperspektiven. Verbunden aber mit immensen finanziellen Vorleistungen.

Und weil die ausgerechnet im kleinen Losbergsgereuth mit seinen etwas mehr als 100 Einwohnern ausgegeben werden sollen, fällt dem Marktgemeinderat die Entscheidung nicht leicht, wie sich im Verlauf der über 90-minütigen Diskussion zeigte, da teils Beschlüsse gefasst wurden, die mit "heißer Nadel gestrickt" worden waren.

Die Zeit drängt. In Losbergsgereuth läuft bereits der Ausbau der Ortsdurchfahrt. Im Zuge dieser Maßnahme wird ein durchgängiger Gehweg angelegt. In den kommen neue Versorgungsleitungen, wie auch eine Glasfaser-Hauptzuleitung der Telekom von Treinfeld her.
Die endet nach dem aktuellen Stand der Planungen an einem neuen Verteilerkasten (Multiplexer). Von dort aus werden sämtliche Haushalte dann über Kupferkabel mit VDSL ausgerüstet. Übertragungsraten bis 50 MBit sind dann im gesamten Ort problemlos möglich.


Über 200 MBit wären möglich

Weil aber die Hauptstraße sowieso komplett aufgebuddelt wird, tauchte die Idee auf, nicht nur eine Glasfaser-Hauptleitung zu verlegen, sondern die Glasfasertechnik bis ins jedes Haus zu führen. Dann wären 200 MB und viel mehr möglich.

Zehn Anschlusswillige sind aus der Hauptstraße bekannt, weitere meldeten sich aus der Siedlung - auch zu Wort, da sie an der Sitzung teilnahmen.

Technisch alles möglich, erklärte Fachingenieur Siegbert Reuther aus Bad Staffelstein, dessen Büro kurzfristig eingeschaltet worden war, wobei die offizielle Beauftragung - wie viele anderen Aufträge - erst viel später in der Sitzung vom Gemeinderat abgesegnet wurde.

Wie Reuther und Lang erklärten, sehe die Telekom diese Infrastrukturleistung bei solch kleinen Einheiten nicht als Pflichtaufgabe, weswegen die Gemeinde das Leitungsnetz bauen und bezahlen müsse. Die Telekom zahle dann, je nach Zahl der Anschlussnehmer, eine entsprechende Pacht für die Nutzung der vorhandenen Leerrohre.

Reuter wie auch Bürgermeister Willli Sendelbeck (SPD) fanden es ratsam, diesen Entwicklungsschritt in der Hauptstraße zu wagen, da die Gräben ohnedies gebaut werden und man somit viel Geld spare. Reuter: "Es wird nur eine etwas breitere Baggerschaufel notwendig."

Wie Martin Lang ausführte, kämen rund 28 000 Euro an Mehrkosten auf die Gemeinde zu. Weit höher liege dagegen der Aufwand, wenn glasige Hausanschlüsse auch in beiden Siedlungen erfolgen sollen, da in diesen Bereichen kaum Erdarbeiten anstehen. Vom Ingenieurbüro Kittner waren laut Lang Kosten bis zu 65 000 Euro errechnet worden. Deswegen riet auch Siegbert Reuther zur "Umsetzung erst in einem zweiten Bauabschnitt, mit den Kupferleitungen geht's auch noch fünf bis zehn Jahre lang".


Gleichbehandlung als Grundsatz

Das hätte aber eine Ungleichbehandlung zur Folge, innerhalb des Dorfes, aber auch innerhalb Gemeinde", wie Kurt Weißheimer (ÜWG) erkannte. "Da kommen schnell andere und wollen das auch."

Auch stellte sich für Weißheimer die Frage, ob bei der Befragung durch Ortssprecher Stefan Batz (der schätzte, dass sich 80 Prozent der 33 Haushalte dafür stark machen) deutlich gemacht worden sei, dass VDSL sowieso komme, für Glaserfaser-Hausanschlüsse aber noch private Kosten anfallen? Zwischen 1500 und 2000 Euro nannte Martin Lang, der zudem darauf hinwies, dass aufgrund der neuen Technologie die gesamte Hausinstallation neu konzipiert werden müsse. Freilich erkannte auch Lang, dass "wenn wir zusammen die rund 330 000 Euro investieren, dann ist Losbergsgereuth das schnellste Dorf weit und breit".

Als Bewohner der Siedlung die hohen Baukosten anzweifelten und Eigenleistungen anboten, ging Langs Souveränität komplett verloren. "Wenn da ein Kabel verlegt werden soll, muss das ratzfatz geschehen. Und nicht mal ein Wochenende lang buddeln und in 14 Tagen wieder." Außerdem stehe die Frage der Gewährleistung im Raum.

Also müsse eine Fachfirma beauftragt werden. Dazu brauche es eine Ausschreibung. Gemeinderäte wie Weißheimer, Petra Haubner und Ludwig Bock (alle ÜWG) erhofften sich so wiederum konkrete Preisangaben.

Das kostet aber Zeit. "Wenn wir nächstes Jahr weitermachen wollen, ist das ein Käse. Wenn, dann muss das in einem Zug passieren. Da dürfen wir uns nicht in die Taschen lügen", setzte Martin Lang auf Ehrlichkeit. Willi Andres (CSU) dagegen bremste den Tiefbau: "Wir sollten den Leuten nichts überstülpen."

Lang drängte auf eine Entscheidung, damit "die Firma weiß, was sie machen muss". Volker Zürl (CSU) schreckten zwar die hohen Kosten, fand aber dennoch, dass "wir das alles auf einmal machen sollten". Zu dieser Einschätzung kam auch Bürgermeister Sendelbeck: "Natürlich können wir unser Geld nur einmal ausgeben. Aber heuer ist Losbergsgereuth dran und dann müssen halt andere Aufgaben für ein Jahr lang mal zurückstehen."


Neue Ortsbeleuchtung

Auf Vorschlag von Steffen Kropp (SPD) näherte man sich dem Vorschlag, den ersten (billigen) Bauabschnitt in der Hauptstraße jetzt auf jeden Fall zu verwirklichen und derweil die genauen Kosten für die Siedlungen zu ermitteln.

Weitere Aufträge, die für Losbergsgereuth vergeben wurden, wobei Bauamtsleiter Lang mitunter einen Beschlussvorschlag nach dem anderen in die Runde gab (Bürgermeister Sendelbeck: "Hast jetzt nuch 'wos?"), betrafen die Erneuerung der Ortsbeleuchtung mit 14 LED-Leuchten sowie diverse Ingenieursleistungen mit einem Kostenvolumen von rund 62 000 Euro.

Zwischenzeitlich war sogar die Rede davon, dass die Gesamtmaßnahme Losbergsgereuth der Gemeinde bis zu 570 000 Euro kosten könnte.