Wenn Schüler aggressiv oder aufsässig werden

2 Min
Schulleiter und -sozialarbeiterinnen tauschten ihre Erfahrungen aus. Foto: Ralf Kestel
Schulleiter und -sozialarbeiterinnen tauschten ihre Erfahrungen aus. Foto: Ralf Kestel

Grund- und Mittelschule wie auch Friedrich-Rückert-Gymnasium in Ebern bieten Jugendlichen bei psychischen oder familiären Problemen Hilfestellungen an.

Als es um Probleme von und mit Schulkindern ging, fielen auf dem Pausenhof Schüsse. Ein knallharter Zufall. In der Grundschule tauschten die Jugendsozialarbeiterinnen und Chefs von Gymnasium, Grund- und Mittelschule ihre Erfahrungen aus, während ein Waidmann die Schussfestigkeit seines Jagdhundes den staunenden Grundschülern vorführte.

Nein, Schusswaffengebrauch ist an Schulen im Stadtgebiet kein Thema, aber Problemfelder gibt es zuhauf. Die variieren je nach Altersklasse. Es gibt aber Verknüpfungspunkte. Dazu zählt das weltweite Datennetz, in dem anzügliche Fotos kursieren, wie auch der fehlende Rückhalt und/oder die Kontrolle im Kreis der (Teil-)Familie und der wachsende Leistungsdruck.

Der Fall eines allein stehenden Eigenbrötlers, der sich junge Mädchen mit dem Versprechen auf Alkohol und Zigaretten ins Haus holte, damit mit sie ihm Pornos anschauen, wurde vor Jahren vor dem Landgericht Bamberg zwar längst (mit Verurteilung) abgeschlossen, steht aber als Beispiel dafür, dass "auch in der Provinz nicht mehr die heile Welt vorherrscht", wie es Mittelschulrektor Philipp Arnold formulierte. "Die Auffälligkeiten nehmen zu", bestätigte Michaela Schäfer, Diplom-Sozialpädagogin am Friedrich-Rückert-Gymnasium.

Und schon in der Grundschule machen sich Ängste breit. Streit, Mobbing, Konflikte Schüler/Lehrer oder Lehrer/Eltern, Gewaltbereitschaft, Schulschwänzen oder Hausaufgaben- Verweigerung nannte Jugendsozialarbeiterin Monika Fuchs als tägliche Themen.

Zwei ihrer Schützlinge erzählen dazu, dass "wir mir ihr alles besprechen können". Die Viertklässerinnen Magdalena und Angelina meinen damit "Probleme mit Lehrerinnen, oder schlechte Noten, aber auch wenn andere Mädchen oder Jungs herumzicken".

Mit fortschreitendem Alter werden die Probleme nicht weniger. Der Notendruck fängt in der dritten Jahrgangsstufe an und "wurde nicht weniger", wie Konrektorin Jutta Helbig in ihren vielen Berufsjahren feststellte. Auch ihrer Chefin Ingrid Mandery ist in den "letzten 10 bis 12 Jahren ein enormer Wandel" aufgefallen, weil "die Noten bei Gesprächen mit Eltern stets im Hinterkopf sind ", weshalb eine Sozialarbeiterin eine "andere Gesprächsführung" ermögliche. Mandery: "Der Druck auf die Kinder ist wirklich enorm, dabei gibt es doch gerade in Ebern viele gute Beispiele, wie man auch auf anderen Wegen als über das Gymnasium Karriere machen kann." Neben ihr saß Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD).

Was Philipp Arnold in der Überzeugung bestärkte, dass "in den Jahrgangsstufen 3 bis 6 viel zu schnell aussortiert wird". Dabei entschlüpfte ihm sogar der Begriff vom "Therapieren durch Lehrkräfte".

Eine Aufgabe, die viele Pädagogen überfordert. "Durch die Internet-Medien haben die jungen Leute keinen schonenden und erklärenden Zugang mehr zu einer sexualorientierten Welt", weiß Philipp Arnold.

Stichwort: Sexing. Noch so ein Aufgabenfeld neben Gewalttätigkeiten und Mobbing, die "Selbstzweifel bis zum Suizid" hervorrufen, wie die Jugendsozialarbeiterinnen schon erlebten. "Das sind oft Probleme, die eine Schule nicht mehr bewältigen kann", ist sich Mittelschulrektor Arnold sicher, der auch beklagte, dass "die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht". Der Jesserndorfer: "Es ist ein Fakt, dass manche Schüler die 3,50 Euro für die Mensa nicht haben." - "Aber einen Handy-Vertrag", warf Kollege Schmidt vom Rückert-Gymnasium ein.

Einig waren sich Schulleiter- und -Sozialarbeiter wie auch Bürgermeister Hennemann, dass "manche Eltern gar nicht mehr agieren und Lehrer diesen Mangel nicht abfedern können". Hennemann: "Auch wenn der Erfolg einer Sozialarbeit an der Schule kaum taxiert werden kann, ist es doch positiv, wenn damit ein paar Heimaufenthalte abgewendet werden."

Rektor Arnold: "Durch Schulsozialarbeiter lernen wir als Lehrer, viele vordergründigen Probleme der Jugendlichen ganz anders zu sehen und zu verstehen. Das zeigt positive Auswirkungen. Ich bin froh, dass es das an unserer Schule gibt, die ich mir ohne Jugendsozialarbeit nicht mehr vorstellen kann. Es gibt viele Ansatzpunkte."
In großen Städten spricht dabei schon von "Brennpunkten".