Wendelin hat es in Zeil nun ruhiger

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Am Sonntag segnete der Zeiler Pfarrer Michael Erhart den sanierten Wendelinus am Augsfelder Weg. Bei der kleinen Segensfeier assistierte links als "Ministrant" Zweiter Bürgermeister Dieter Köpf. Foto: Brigitte Hamm
Am Sonntag segnete der Zeiler Pfarrer Michael Erhart den sanierten Wendelinus am Augsfelder Weg. Bei der kleinen Segensfeier assistierte links als "Ministrant" Zweiter Bürgermeister Dieter Köpf. Foto: Brigitte Hamm
Richard Schlegelmilch (beim Zeiler Weinfest der "Abt Degen") reimte humorvoll als Schäfer, und da musste Heimatforscher Heinrich Weisel (im Vordergrund) an manchen Stellen schmunzeln. Foto: Brigitte Hamm
Richard Schlegelmilch (beim Zeiler Weinfest der "Abt Degen") reimte humorvoll als Schäfer, und da musste Heimatforscher Heinrich Weisel (im Vordergrund) an manchen Stellen schmunzeln. Foto: Brigitte Hamm
 
Heinrich Weisel spricht vor den Gästen der Segensfeier. Foto: Brigitte Hamm
Heinrich Weisel spricht vor den Gästen der Segensfeier. Foto: Brigitte Hamm
 
Die große Gruppe der Steinhauerzunft Foto: Brigitte Hamm
Die große Gruppe der Steinhauerzunft Foto: Brigitte Hamm
 
Die zahlenden Landwirte (von links): Helmut Wohlleber, Franz Diehm, Robert Hetterich, Wolfgang und Imelda Hetterich, Peter Pottler und Alex Brunner, mit Pfarrer Michael Erhart (Zweiter von links) und 1. Bürgermeister Thomas Stadelmann (rechts) vor der Wendelin-Statue Foto: Brigitte Hamm
Die zahlenden Landwirte (von links): Helmut Wohlleber, Franz Diehm, Robert Hetterich, Wolfgang und Imelda Hetterich, Peter Pottler und Alex Brunner, mit Pfarrer Michael Erhart (Zweiter von links) und 1. Bürgermeister Thomas Stadelmann (rechts) vor der Wendelin-Statue Foto: Brigitte Hamm
 
Die Segensfeier war gut besucht. Foto: Brigitte Hamm
Die Segensfeier war gut besucht.  Foto: Brigitte Hamm
 

Die Statue ist nach der Renovierung an ihren neuen Standort am Augsfelder Weg umgezogen.

Die renovierte Wendelinus-Statue hat jetzt einen neuen Standplatz. Am Sonntag versammelten sich etliche Zeiler zu einem kleinen Segensgottesdienst am Augsfelder Weg, wo sich die Statue des Heiligen nun befindet. Vielleicht gefällt es dem Wendelinus hier besser? An seinem alten Platz an der Umgehungsstraße sind die Autos nur so an ihm vorbeigeflitzt, hier holpern die Besucher der Höfe am Weg gemütlich vorbei, vielleicht bleibt auch mal ein Radler auf dem Weg zwischen Zeil und Augsfeld zu einer stillen Einkehr stehen.

Im Namen der Zeiler Landwirte hieß Helmut Wohlleber die Gäste, die Zeiler Steinhauer und auch die vielen Augsfelder willkommen. Wohlleber erinnerte als Sprecher der Zeiler Landwirte an die Jagdversammlung vor dreieinhalb Jahren, als man über den äußerst schlechten Zustand der Statue sprach. Dass der Wendelinus saniert werden sollte, das befürworteten (und zahlten) die Landwirte und auch Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD). Wie gut die Restaurierung gelungen sei, lobte Wohlleber, könne nur beurteilen, wer die Statue vorher gesehen habe.

Stadelmann sprach die gute Zusammenarbeit der Landwirte mit der Stadt Zeil ein. Er findet den Platz am Augsfelder Weg, wo die meisten Landwirte angesiedelt sind, gebührend.

Symbol für das Gottvertrauen

Pfarrer Michael Erhart segnete die Statue und sprach in der Predigt eine Episode aus dem Leben des heiligen Wendelin an. Ähnlich wie im Märchen vom "Hasen und dem Igel" sei auch Wendelin in kurzer Zeit von einem zum anderen Ort gekommen. Doch nicht durch eine List, wie im Märchen, sondern durch sein Gottvertrauen. Dieser Vorsprung an Gottvertrauen und die Nähe zu Gott sei es, was ihn als Heiligen auszeichne und ihn zum Fürsprecher werden lasse. Wendelin, der irisch-schottische Königssohn, sei wie Jesus von ganz oben nach ganz unten herabgestiegen.

Der Zeiler Heimatforscher Heinrich Weisel nahm mit auf eine Zeitreise. Und da wurde das alles andere als einst friedliche Verhalten der Zeiler und Augsfelder lebendig. Die Wendelin-Statue soll der Überlieferung nach (Hugo Fößel hatte es von seinem Vater Peter Fößel erzählt bekommen), 1813 von einem Schäfer aus Dankbarkeit gestiftet worden sein. Dieser war in den Mainauen mit seinen Schafen durch Hochwasser in Not geraten und hatte auf einer mit Erde angeschwemmten Erhöhung die Gefahr überstanden.

Streit an der Landesgrenze

Der Wendelin stand damals südwestlich der Stadt, nahe bei Knetzgau und der Augsfelder Flurgrenze. Später wurde die Statue in die Nähe der Umgehungsstraße umgesetzt. Wer hier jetzt am Augsfelder Weg als Spaziergänger oder Radfahrer unterwegs sei, meinte Weisel, der meine doch, ein friedliches Stückchen Erde zu erleben. Ein Blick ins Zeiler Stadtarchiv, so Weisel weiter, belehre eines besseren. Jahrhundertelang gab es zwischen Zeil und dem Haßfurter Vorort Augsfeld Streit über die Nutzung der Weiderechte.

Vor allem gehörten die beiden Kontrahenten unterschiedlichen Territorien: Zeil zum Fürstbistum Bamberg und Augsfeld mit der Amtsstadt Haßfurt im Rücken zum Fürstbistum Würzburg. Somit war die gemeinsame Flurgrenze auch Landesgrenze, an der es zu handfesten Auseinandersetzungen und gewalttätigen Zusammenstößen kam.

1585 kam es zu einer Schlichtung; neue Grenzsteine mit der Jahreszahl 1587 wurden gesetzt. Doch um 1670/80 waren weitere Streitereien protokolliert. Ruhe zwischen den Nachbarn kehrte erst 1815/20 ein, als die alten Territorien Zeil und Augsfeld gemeinsam unter bayerische Hoheit und Verwaltung kamen.

Schlegelmilch als Schafhirte

Die Segensfeier endete mit dem gemütlichen Beisammensein im Hof von Bauer Robert Hetterich. Hier trat noch Richard Schlegelmilch als Schafhirte auf und erzählte in humorvollen Reimen, wie sich das landwirtschaftliche Leben in 50 Jahren veränderte.