Weihbischof Ulrich Boom stellte sich in Haßfurt der Diskussion mit den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Fragen der jungen Leute betrafen nicht nur die Kirche, sondern waren auch persönlich, und nicht alle Antworten kamen so wie erwartet.
"Was machen Sie in ihrer Freizeit?", "Haben sie ein Smartphone?", "Was war Ihr schönstes Erlebnis als Pfadfinder?", "Wann hatten Sie ihre erste Freundin?", "Wie wichtig ist der Diözese die Jugendarbeit?" Ulrich Boom sollte und wollte viele Fragen beantworten. "Was du schon immer von einem Bischof wissen wolltest" - dieses Motto wurde beim Informations- und Diskussionsbesuch des Würzburger Weihbischofs anlässlich der laufenden Visitation im Alt-Dekanat Haßfurt gerne wahrgenommen.
Eineinhalb Stunden nahm sich der 66-Jährige Zeit auf dem Begegnungs- und Jugendfest in Haßfurt am Sonntag Zeit, um mit den knapp 30 Jugendlichen und jungen Erwachsenen vor und im Pfarrsaal der Kreisstadt ins Gespräch zu kommen. Dabei wurde teilweise viel gelacht, wie etwa beim Kennenlernspiel "alle, die..." Dabei mussten "alle, die" beispielsweise einmal Ministranten waren oder noch sind, ihren Platz verlassen und sich einen anderen suchen. Dumm nur, dass in dem großen Kreis immer ein Stuhl zu wenig war. Und damit sich Ulrich Boom auch einmal erhebt, lautete eine der Aussagen: "Alle, die Weihbischof sind." Nach einem weiteren Spiel mit einer Reflexionslinie konnten dann auf einem kleinen Podest mit vier schwarzen und einem roten Sessel für den Gast aus Würzburg Fragen gestellt werden.
Davon wurde reichlich Gebrauch gemacht. Der erst zehnjährige Elmar Geuß aus Ebern wollte von Weihbischof Boom wissen, wie er es findet, "dass katholische Pfarrer nicht heiraten dürfen." Der Geistliche verwies unter anderem auf die immens langen Arbeitstage, wodurch Familien letztlich auch zu kurz kämen. Zwar könne er sich die Abschaffung des Zölibates "ohne Weiteres vorstellen. Aber da muss sich vieles ändern", meinte Ulrich Boom. Mit dieser Antwort war der Schüler "nicht zufrieden", wie er im Anschluss sagte. "Ich habe etwas anderes erwartet", sagte er. "Ich habe erwartet, dass er etwas Konkretes sagt." Er ist jedenfalls der Meinung, dass Priester heiraten dürfen. "Gott hat selbst gesagt: Vermehrt euch. Aber dann tut man das ja nicht." Ansonsten aber war der junge Ministrant mit der Veranstaltung zufrieden.
Sandra Lohs aus Haßfurt sprach den ehemaligen Baunacher und Miltenberger Pfarrer anlässlich der "Prunk- und Protzdebatte" um den Limburger Bischofssitz direkt auf den Reichtum der Kirche an. "Wann ist eine arme Kirche?", fragte die 22-jährige Theologiestudentin. "Eine arme Kirche ist dann, wenn sie nicht auf Reichtum setzt", lautete die Antwort. Es gehe ihm dabei nicht darum, kein Geld zu haben. Im Mittelpunkt stehe vielmehr die Verwendung. Er setze "nicht auf Vermögen, sondern auf den Reichtum Gottes", betonte Boom. Ohne dass der Kirche zur Verfügung stehende Geld wäre Jugendarbeit in dieser Form allerdings auch nicht möglich. Damit beantwortete er gleichzeitig die Frage nach der Bedeutung von Jugendarbeit in der Diözese. "Sie ist sehr wichtig. Wenn es nicht so wäre, dann würden wir auch nicht so viele finanzielle Mittel zum Beispiel für Personal bereitstellen", betonte der Geistliche. War Sandra Lohs einverstanden? "Auf jeden Fall. Ich fand den Bischof authentisch. Er hat so geantwortet, wie ich mir das gewünscht habe."
Zurück zu den ersten vier Fragen: In seiner Freizeit, wenn er denn welche hat, hört Ullrich Boom gerne Musik, geht spazieren oder liest. Auch ein Smartphone besitzt er, sogar ein Mini-i-Pad. Und die Apps, die er sehr oft benutzt, sind die Online-Ausgabe eines Nachrichtenmagazins, WhatsApp sowie "ab und zu die App von Eintracht Frankfurt." Mit und bei den Pfadfindern gefielen im besonders die Zeltlager, und die Frage nach der ersten Freundin beantwortete er mit einem Augenzwinkern: "Ich habe jetzt immer noch gute Freundinnen - und viele Freunde."
Insgesamt beurteilte er die kirchliche Jugendarbeit im Alt-Dekanat Haßfurt und im heutigen Dekanat Haßberge sehr positiv. "Es ist eine sehr engagierte Jugend hier, und man merkt, dass sie die Vielfalt sehr gut präsentieren", betonte der Weihbischof. Er ermunterte vor allem die kleinen Gemeinden mit wenigen Jugendlichen, sich zusammenzuschließen und gemeinsam Jugendarbeit zu betreiben. Zugleich hob er die Bedeutung solcher Begegnungen hervor. "Die sind schön und wichtig", lobte er das Treffen mit der Jugend, für die er sich gerne die Zeit nimmt. "Wenn wir dafür keine Zeit haben, dann sind wir fehl am Platz. Und wenn wir keine Zeit mehr füreinander haben, dann funktioniert eine Gesellschaft nicht. Das gilt für die Kirche als auch für die Gesellschaft insgesamt."
Für ihn war die Frage- und Antwortrunde in Haßfurt derweil "ganz normal." Es gab keine für ihn außergewöhnlichen Fragen, sondern "das ganz normale Spektrum."
Der Hauptorganisator der Zusammenkunft, Regionaljugendseelsorger Matthias Vetter, zog ebenfalls ein positives Fazit. Er fand den Austausch zwischen Weihbischof und Jugendlichen "supergut, weil sie miteinander ins Gespräch gekommen sind, weil sie ihre Fragen stellen durften und weil der Bischof jugendgemäß geantwortet hat."
Zuvor feierte Ullrich Boom in der Ritterkapelle zusammen mit dem Haßfurter Stadtpfarrer Stephan Eschenbacher einen der beliebten "eXtra"-Gottesdienste mit dem Thema "Standhaft", musikalisch umrahmt von der Band "Lost in the moment."