Mehrere Maroldsweisacher Haushalte lassen sich ihre Wärme von der Biogasanlage liefern. Jetzt liegen erste Bilanzen vor.
Der Kaminkehrer geht zwar in ihren Häusern nicht mehr ein und aus, das Glück ist ihnen aber trotzdem geblieben: Die Nahwärmegenossenschaft Vorstadt
Maroldsweisach blickt auf die Endabrechnungen des ersten kompletten Versorgungsjahres und ist mehr als zufrieden: "Die Finanzierung passt punktgenau", freut sich Peter Pratsch als Genossenschaftsvorstand.
Seit Februar 2014 liefert die Biogasanlage von Werner Wunderlich und Steffen Beiersdorfer Wärmeenergie an insgesamt 25 Liegenschaften in Maroldsweisach. Im Schnellverfahren wurde das Nahwärmenetz akribisch geplant und gebaut und bietet den Nutzern die Unabhängigkeit vom Ölpreis.
Entscheidung wohlüberlegt
Dass es in der Gründungsphase der Genossenschaft ein Hängen und Ziehen gab, daran kann sich Peter Pratsch noch gut erinnern. "Manche waren schon überzeugt. Andere sind wieder abgesprungen. Andere haben gesagt, sie machen nur mit, wenn der Metzger Meyer auch mit macht, denn der setze ja nie sein Geld in den Sand", schildert Peter Pratsch die Diskussionen, die es im Vorfeld gab.
Vom Ergebnis überzeugt
Die heute "eingeschworene Gemeinschaft", die sich entschlossen hat, sich von der Biogasanlage versorgen zu lassen, hat die Heizkessel aus den Häusern befördert und dadurch Nutzraum gewonnen. Dass da auch keine mehr reinkommen, sind sich alle einig: "Dann schließen wir halt eine Hackschnitzelheizung oder eine andere Heizquelle an, wenn die Biogasanlage mal nicht mehr funktionieren sollte", fasst Peter Pratsch die Meinungen der Nutzer zusammen.
Die Mitglieder des Nahwärmenetzes tun damit etwas gegen den Klimawandel. Kompliziert ist das aber nur auf den ersten Blick. Mit Friedrich Schäfer aus Emskirchen hat die Maroldsweisacher Genossenschaft einen Fachmann an der Hand, der die Anlage vor Ort fast in- und auswendig kennt und die Bürger berät.
"Super im Griff"
Bei seinem Blick auf die Haushaltsabrechnungen des Jahres 2015 lobt er vor allem die Betreiber: "Ihr habt die Anlage super im Griff", so Schäfer. Die Spreizung, also die ausgehende und die eingehende Temperatur des Wassers und somit die Abgabe der Energie stimmen mit den Vorberechnungen fast exakt überein. Jeder Nutzer kann seinen Anschluss und seinen Verbrauch sowohl auf dem Computer als auch auf dem Handy zu jedem Zeitpunkt kontrollieren.
1000 Euro Einlage kostete die Bürger der Eintritt in die Genossenschaft. "Geld, das bleibt", betont Peter Pratsch. Angeschafft wurde das Nahwärmenetz durch eine Förderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und des Amts für ländliche Entwicklung Schweinfurt. Pratsch lobt aber auch die Beratung durch ein Kreditinstitut.Er weiß, dass dieser fachliche Rat ein ausschlaggebender Faktor war. Die Refinanzierung, die mit der Nutzung des Netzes gestartet hat, erfolgt über eine Grundgebühr und einen Arbeitspreis, der sich nach dem individuellen Verbrauch der Genossen richtet.
"Puffer" sind vorhanden
Der Nutzungspreis ist auf zehn Jahre fest. Wenn die Anlage zwischendrin wirklich einmal ausfallen sollte, ist genug Geld in der Kasse, um eine mobile Heizanlage binnen weniger Stunden anzuliefern und anzuschließen.
Von den extremen Sparern bis zu den Vielverbrauchern gibt es unter den Genossenschaftsmitgliedern alles. Friedrich Schäfer gibt den Haushalten Vorschläge an die Hand, wie sie den Verbrauch optimieren können. "Wir bezahlen aber nur das, was wir auch wirklich verbrauchen", stellt Peter Pratsch heraus.
Er übrigens managt zwar die Genossenschaft, profitiert aber selber nicht davon, da er am anderen Ende von Maroldsweisach wohnt. Gedanken, zur Erweiterung des Netzes hat er. "Wir haben viel mehr Energie, als Maroldsweisach brauchen würde", weiß Werner Wunderlich.
Modell mit Vorbildcharakter
Nun sind die Genossen aber erstmal stolz auf ihr Projekt und zeigen es gerne her. Von politischen Gegengedanken in Sachen Nutzung von erneuerbaren Energien lassen sie sich nicht entmutigen. "Wir bekommen immer wieder Anfragen, wie wir das machen, wie das bei uns läuft", erzählt Peter Pratsch. Denn, dass ein Nahwärmenetz durch eine Bürgerinitiative betrieben wird, ist eher selten. In Junkersdorf bei Königsberg wird selbiges derzeit gebaut.