Hitzige Debatten im Gemeinderat Kirchlauter? Keine Seltenheit mehr. Doch an der Decke dreht sich kein Deckenventilator, um die Gemüter abzukühlen.
Wie ein Damoklesschwert schwebt ein Projekt über den Räten, das auf dem nahen Tonberg projektiert wird: der Bürgerwald-Windpark. So auch am Dienstagabend im Oskar-Kandler-Zentrum. Bei zwei Themen, die gar nichts miteinander zu tun haben, tauchte das Schreckgespenst Windpark auf.
Und den Räten im Nacken saßen mehrere Vertreter der Bürgerinitiative gegen den Windpark. Einer davon machte im Verlauf der Sitzung seinem Unmut über die Vorträge lautstark Luft, als er aufsprang und den Saal verließ, wobei die Tür phonstark ins Schloss knallte.
Worum ging's ? Um die weitere Zusammenarbeit in der Baunach-Allianz und die weitere Mitgliedschaft in der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte (kurz GUT). Aus beiden Gremien solle sich die Gemeinde
Kirchlauter verabschieden, fand Michael Tischner (Junge Liste) mit Blick auf den möglichen Windpark und dessen Standort in der Eberner Gemarkung. Seine Anträge indes fanden keine Mehrheit, so dass sowohl die Mitarbeit in der Baunach-Allianz, damit auch mit Ebern, fortgesetzt wird (Abstimmungsergebnis: 4:9) und der Bürgermeister bleibt auch Vertreter in der GUT-Gesellschafterversammlung (3:10 Stimmen).
Eine Trotzhaltung in Sachen Baunach-Allianz, wonach "wir da nicht mitmachen, wenn wir Windräder hingestellt bekommen", hielt Manfred Stadler vom Amt für ländliche Entwicklung für wenig zielführend und ein leidenschaftliches Plädoyer für ein Mitwirken in einer zweiten kommunalen Allianz. "Sie sollten über den Kirchturm hinaus denken und planen." Und Bürgermeister Karl-Heinz Kandler (SPD) stellte die Besonderheit und Chancen heraus, da "erstmals über Bezirksgrenzen hinaus die Zusammenarbeit gesucht wird und der Baunacher Stadtrat anfangs auch dagegen gewesen ist, sich mittlerweile aber anders entschieden hat".
Ein Ansatz, den auch Uwe Derra (FW) für wichtig hielt: "Es ist positiv, dass es zu einer Zusammenarbeit im Alt-Landkreis kommt. Das hat nichts mit Windrädern zu tun. Langfristig wirkt sich das nur positiv aus."
Und auch Martin Luckardt (SPD) fand, dass es sich bei den Windrädern um eine politische Angelegenheit handele, die auf die interkommunale Zusammenarbeit keinen Einfluss habe.
Das sahen Michael Tischner und Horst Gehring (CSU) aber ganz anders, die eine Zusammenarbeit innerhalb einer zweiten ILE "nicht sinnvoll" (Tischner) beziehungsweise "wenig plausibel" (Gehring) fanden.
Kerniger Protest kam auch von Ortssprecher Helmut Sieghörtner, der die "Lebensqualität" in Gefahr sah. "In der Baunach-Allianz bleiben wir eine Minderheit und kriegen keine Mehrheiten. Ebern und Baunach helfen uns da nicht." Sieghörtner weiter: "Um die Habgier einiger zu befriedigen, wird die Gesundheit anderer in Gefahr gebracht.
Mit 4:9 Stimmen wurde der Ausstieg aus der Baunach-Allianz aber abgelehnt. Dazu Eva-Maria Schmitt (Junge Liste): "Wegen 1800 Euro sollten wir uns nicht abhängen. Denn es gibt interessante Ansätze."
Biogasanlage in einem Seitental
Ähnlich verlief auch die Diskussion über den beantragten Austritt aus der GUT. Trotz einiger Vorbehalte und Bauchschmerzen fand sich dafür keine Mehrheit. Robert Muckelbauer (CSU): "Man kann sich dabei nicht wohlfühlen, wenn man 230-Meter-Räder vor die Haustür gestellt bekommt. Das ist moralisch nicht vertretbar." Was er genau damit meinte, schob Muckelbauer gleich nach: "Wir sollen in Ebern arbeiten, einkaufen und ins Krankenhaus gehen, aber der Stadtrat geht auf Kirchlauterer Befindlichkeit kein bisschen ein. Stattdessen wird unser Auftreten von einem Stadtrat als Bauernaufstand beschimpft."
Letztlich folgte der Gemeinderat aber der Argumentation von Gunther Häckner und Wilfried Neubauer, den Geschäftsführern der GUT, dass über eine Mitgliedschaft in der GUT mehr Einfluss auf Entscheidungen genommen werden könne als bei einem Ausstieg. Sonst fiele Kirchlauter beispielsweise auch beim nächsten Projekt, der Klärschlamm-Verwertung auf Landkreis-Ebene, raus.
Auch betonten beide nochmals die hehren Absichten, die Energiewende auf lokaler Ebene anzugehen, um damit auch die Wertschöpfung in der Region zu halten. "Jeder, der mit 1000 Euro einsteigen will, kann mitmachen." Eine Argumentation, die Helmut Sieghörtner als "Gehirnwäsche" abkanzelte,. So wie er empfanden aber nur Heidi Bayer (SPD), Michael Tischner (JL) und Horst Gehring (CSU), der mehrfach für eine "Biogasanlage in irgendeinem Seitental" plädierte.