Vom Moderator zum Musiker: Reinhold Beckmann begeistert in Eltmann

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Reinhold Beckmann (Mitte) & Band begeisterten mit ihren Songs und ihrem Programm die Zuhörer in der Stadthalle. Die Zuschauer gaben stehende Ovationen. Foto: Günther Geiling
Reinhold Beckmann (Mitte) & Band begeisterten mit ihren Songs und ihrem Programm die Zuhörer in der Stadthalle. Die Zuschauer gaben stehende Ovationen.  Foto: Günther Geiling

Wer kennt ihn nicht, den Sportschau-Moderator und Talkshow-Gastgeber Reinhold Beckmann? Aber das ist nur die eine Seite eines Mannes, der die Musik und das Gitarrenspiel liebt. In Eltmann brachte er die ganze Stadthalle zum Mitsingen.

"Hallo Eltmann, hier bei euch beginnt der Süden, und was ich gleich zu Beginn gelernt habe, die Bürger von Eltmann nennen sich Eltmänner. Was sagt dazu die Gleichstellungsbeauftragte? Wäre die nicht für Elt-frauen?", scherzte Reinhold Beckmann zu Beginn. "Und außerdem habe ich bei Sandra Aumüller noch erfahren, dass euer Bürgermeister schon fast 20 Jahre im Amt ist. Das ist ja länger als Angela Merkel!" Als der gebürtige Hamburger dann noch den Hinweis eines Freundes draufsetzte, "du kannst alle großen Säle, in denen du warst, vergessen. Erst wenn du in der Stadthalle von Eltmann auftrittst, hast du es geschafft", hat er nach wenigen Sätzen die 200 Konzertbesucher für sich gewonnen.

Bekannt als Moderator

Viele Besucher waren sicherlich auch gekommen, um den berühmten Sportmoderator einfach einmal von seiner anderen Seite zu erleben und er gab sogar vor dem Konzert die Möglichkeit, mit ihm in diesem Buch zu blättern. "Musik war für mich schon immer wahnsinnig wichtig gewesen. Schon als 15-Jähriger hatte ich eine kleine Band, ich ging auch viel zu Konzerten und habe mir sogar einmal überlegt, ob ich nicht Musik studieren sollte. Musik ist für mich schon immer von besonderer Bedeutung gewesen."

Dann absolviert er jedoch eine Ausbildung als Radio-, Fernseh- und Videotechniker und studierte anschließend Germanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in der Domstadt Köln, wo er zwölf Jahre lebte. Seit 27 Jahren wohnt er nun in Hamburg.

Als Fußballexperte in der Sportschau erreichte er eine besondere Fernsehpräsenz, ist aber auch durch Talkshows und zahlreiche Dokumentationen bekannt geworden. Wie kommt er nun in dieses Musikgeschäft? "Musik macht einfach glücklich. Ich habe schon immer Musik gemacht und als Berufsmusiker erwartet dich auch eine große Freude", sagte er. Die Initialzündung für seiner Musikerkarriere sei bei einem Auftritt in der Sendung "Inas Nacht" erfolgt, wo er gemeinsam mit Gastgeberin Ina Müller gesungen habe. Das habe ihn nicht mehr losgelassen, gestand er.

"Jetzt mit 63 Jahren mit einer eigenen Band, mit eigenen Stücken und Texten aufzutreten, ist für mich ein tolles Geschenk. Bisher tourten wir eigentlich mehr durch Norddeutschland, jetzt tasten wir uns gerade nach Baden-Württemberg und Bayern vor und werden begeistert aufgenommen", erzählte er. Dabei verschwieg Beckmann bei seinem Smalltalk zwischen den Stücken nicht, dass er in dem kleinen Twistringen, einer katholischen Enklave, aufgewachsen ist und dort auch viel Gemeinschaftsgefühl erlebte.

Tiefgreifend und authentisch

Twistringen wurde dabei fast so etwas wie eine Liebeserklärung an seine Kindheit und Jugendstreiche, die auch seine Texte in den Songs bestimmen. Aber auch die vielen Begegnungen mit namhaften Politikern in seiner Fernsehtätigkeit schafften den Übergang zu kurzen gesellschaftspolitischen Aufnahmen. Das verleiht seinen Songs eine gewisse Identität.

"Da waren die Tage und es fällt nur ein Wort. Alles, was wir waren, ging über Bord. Wir hatten den Ausweg fast verpasst. So viel gewagt, so oft versagt, das Leben hat verrückt gespielt", war dann der Auftakt einer ganzen Reihe von Liedern seines neuen Albums "Freispiel". Dabei griff er viele Situationen aus dem Leben heraus. Bei der Liebesballade "Sei mein Lächeln" gab er auch Ratschläge und fragte seine Zuhörer: "Was ist das beste Gegengift für Einsamkeit?" Als jemand einwarf, "die Hochzeit", ergänzte er "Geborgenheit zu zweit. Festhalten! Es gibt nichts Besseres."

Mit seinem Song "Wohin in dieser Welt?" erinnerte er an den kleinen Flüchtlingsjungen, der in der Türkei tot am Strand angespült wurde, und damit an Flüchtlinge und Asylsuchende. "Das Meer ist wild und es vergisst; ohne Ziel und der Himmel fällt ins Meer, Hoffnung über Bord, einer hat's dem Wind erzählt." Nachdenklich machend und fast etwas entschuldigend habe er dies doch ansprechen wollen, weil es ihn so berühre. Aus solchen Gründen engagiert er sich schon 20 Jahre in einem Netzwerk für Jugendliche in Hamburg. Dazu passten auch gut seine Songs "Am Rande der Zeit", in dem es um die Zerrissenheit in der Welt geht, oder "Gangster" über die Welt der "Zocker, Loser, Millionäre".

Dann lenkte er den Blick wieder auf das Leben, in dem Männer wehleidiger seien als Frauen, und er untermauerte seine These mit dem "Hypochondersong", in dem es heißt: "Ich bin meine größte Sorge, bin ständig auf der Hut. Nicht lange her, ich wäre fast verendet, ich fürchte nur das Schlimmste, wenn das wehtut."

Nicht nur Beckmanns Gesang, sondern auch die Solostücke auf seiner Gitarre begeisterten. Auch die jungen Bandmitglieder beherrschen ihre Instrumente mit absoluter Souveränität. Niemand blieb sitzen bei der Ballade "Noch einmal mit dir nachts durch Bremen" oder der Erinnerung an die erste Liebe "Charlotte" mit dem Refrain "Alles, alles nur für dich".

Stehende Ovationen und Beifallsstürme wollten am Ende des Konzerts kein Ende nehmen.