Tierheim Haßberge: Ein Kraftakt geht zu Ende, ein neuer beginnt

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Das Tierheim des Landkreises Haßberge, hier die Hundezwinger im rückseitigen Bereich, nach Fertigstellung der Außenanlagen wird es in diesem Bereich auch größere Freiflächen für die Tiere geben. Fotos: Ronald Rinklef
Das Tierheim des Landkreises Haßberge, hier die Hundezwinger im rückseitigen Bereich, nach Fertigstellung der Außenanlagen wird es in diesem Bereich auch größere Freiflächen für die Tiere geben. Fotos: Ronald Rinklef
Britta Merkel (links) und Karin Kraus von der Tierschutzinitiative Haßberge nehmen symbolisch den Schlüssel für das neue Tierheim aus den Händen von Dieter Möhring (Zweckverband Fundtier Haßberge) und Landrat Wilhelm Schneider (rechts) entgegen.
Britta Merkel (links) und Karin Kraus von der Tierschutzinitiative Haßberge nehmen symbolisch den Schlüssel für das neue Tierheim aus den Händen von Dieter Möhring (Zweckverband Fundtier Haßberge) und Landrat Wilhelm Schneider (rechts) entgegen.
 
Amtstierärztin Simone Nowak (links) im Gespräch mit Eva Mangold (Hochbau) und Landrat Wilhelm Schneider
Amtstierärztin Simone Nowak (links) im Gespräch mit Eva Mangold (Hochbau) und Landrat Wilhelm Schneider
 
 
 
 
 
 
 
 
Dieter Möhring, Vorsitzender des Zweckverbands Fundtier Haßberge, mit symbolischen Schlüssel des Tierheims: Den bekommt wenige Sekunden später die Tierschutzinitiative überreicht, die das Tierheim betreiben wird.
Dieter Möhring, Vorsitzender des Zweckverbands Fundtier Haßberge, mit symbolischen Schlüssel des Tierheims: Den bekommt wenige Sekunden später die Tierschutzinitiative überreicht, die das Tierheim betreiben wird.
 
 

Der Landkreis Haßberge und seine Kommunen haben das neue Tierheim der Tierschutzinitiative Haßberge übergeben. Die beginnt nun mit der Einrichtung.

Das war vielleicht ein Heckmeck mit dem neuen Tierheim. Ganze sechs Jahre sind mittlerweile vergangen, seitdem das alte Tierheim in Haßfurt schließen musste, weil das Veterinäramt des Landkreises Haßberge dort untragbare hygienische Mängel festgestellt hatte. Sechs Jahre, in denen die Fundtierbetreuung mehr oder weniger in der Luft hing, improvisiert werden musste und manchmal nur mit Ach und Krach und durch die Unterstützung der Tierschutzinitiative Haßberge sowie umliegender Tierheime aufrechterhalten werden konnte.

Am Donnerstag, den 23. November, ist nun ein entscheidender Schritt in Richtung wiedererlangter "Fundtierbetreuungssouveränität" gelungen, sofern Behörden diesen Ausdruck verwenden - denkbar ist es ja: "Wie schaut es mit unserer Fundtierbetreuungssouveränität aus?", fragt der Abteilungsleiter. "Nicht so gut", antwortet der Mitarbeiter. Doch mit der nun erfolgten, symbolischen Schlüsselübergabe für das neue Tierheim in Zell am Ebersberg (Gemeinde Knetzgau) ist der Landkreis Haßberge auf einem guten Weg dahin: Die Tierschutzinitiative (TI) Haßberge, die künftig das neue Tierheim betreiben soll, erhielt aus den Händen von Landrat Wilhelm Schneider und Aidhausens Bürgermeister Dieter Möhring (der zugleich Vorsitzender des Zweckverbands Fundtier Haßberge ist) den Schlüssel, der Zugang zu dem 1000-Quadratmeter-Gebäudekomplex gewährt.

In rund eineinhalb Jahren Bauzeit entstand auf einem etwas über zwei Hektar großen Grundstück nahe der Autobahn A 70 ein "zweckmäßiges Tierheim, ohne übermäßigen Luxus", wie es der Landrat ausdrückte, "das aber dennoch den tierschutzrechtlichen Vorgaben genügt". Die veranschlagten Kosten in Höhe von 1,7 Millionen Euro konnten "nach jetzigem Stand" (einige Bauarbeiten im Außenbereich stehen noch an und auch, was die Einrichtung angeht, sind noch nicht alle Kosten ersichtlich) eingehalten werden. Angesichts der großzügigen Raumaufteilung für die Tierbehausungen und der besucherfreundlichen, weitläufigen Gänge (Stichwort "barrierefrei") ist dem Landkreis nach eigener Einschätzung "eine sehr kostengünstige Lösung" gelungen, wie Landrat Schneider betonte. Er sagte, dass eine sorgfältige Planung seitens des Landratsamtes in Zusammenarbeit mit der TI und dem Deutschen Tierschutzbund zu diesem Ergebnis geführt hätten. Insbesondere, dass das Tierheim "als Hallentragwerk in Holzbauweise" errichtet wurde und aus "zwei Hallen und einem Verbindungsbau" besteht, habe dazu beigetragen, dass die Bau- und Planungskosten im Rahmen blieben.

Karin Kraus und Britta Merkel von der Tierschutzinitiative haben mit ihrem Verein nun ein wichtiges Etappenziel erreicht: "Es war ein langer, langer Kampf mit viel Überzeugungsarbeit", sagte Kraus. Ihre Arbeit im neuen Tierheim will die TI schon in der kommenden Woche beginnen, bis die ersten Fundtiere einziehen, dauert es aber noch ein bisschen. Zunächst müssen die verschiedenen Räume entsprechend eingerichtet und gestaltet werden. Die offizielle Eröffnung des Tierheims für den Publikumsverkehr soll im Frühjahr 2018 erfolgen, sobald es eben möglich ist, wie Kraus erklärt, denn die TI legt Wert darauf, dass die Einrichtung möglichst vielen Besuchern offensteht. Denn auf die ist die TI angewiesen, gilt es doch, möglichst viele der betreuten Fundtiere an neue Besitzer zu vermitteln. In dem Tierheim gibt es Platz für 45 Katzen und 12 Hunde, außerdem gibt es einen Bereich für Kleintiere wie etwa Meerschweinchen oder Hasen. Auch exotische Tiere wie Großspinnen oder besondere Reptilien können - zumindest vorübergehend - in dem Tierheim untergebracht werden.

Die neue Unterkunft für die Fundtiere befindet sich direkt neben der Autobahn zwischen Haßfurt und Zell. Träger ist der Zweckverband Fundtier Haßberge, den die 26 Städte und Gemeinden im Landkreis gebildet haben. Hintergrund ist: Für die Fundtierbetreuung sind die Kommunen zuständig. Für die wäre es aber unzweckmäßig, jeweils ein eigenes Tierheim zu bauen. Deswegen gibt es eine kreisweite Lösung, bei der sich die Kommunen an den Baukosten des Tierheims beteiligen: Eine Million Euro stemmen sie anteilig gemeinsam, die restlichen 700 000 Euro übernimmt der Landkreis, der auch das über zwei Hektar große Grundstück gesucht und gekauft hat. Mit der komplizierten Grundstückssuche war übrigens schon Schneiders Vorgänger Rudolf Handwerker befasst, in dessen Amtszeit der Neubau eines Tierheims vom Kreistag am 28. April 2014 beschlossen worden war. Sowohl er, als auch sein Nachfolger mussten immer wieder Rückschläge hinnehmen, manchmal scheiterten die Verhandlungen über einen Grundstückserwerb im letzten Augenblick oder Proteste aus der Bevölkerung wurden laut, weil der geplante Standort sich zu nah an Siedlungsgebieten befinde. Handwerker war nun auch Gast bei der Schlüsselübergabe in Zell und der Altlandrat war sichtlich erleichtert, dass das langwierige Projekt nun so konkrete Züge angenommen hat.

Was die Betriebskosten betrifft, konnte das Landratsamt noch keine verlässlichen Angaben machen. Laut Ralf Röckelein-Sarré vom Hochbauamt gibt es nur eine Schätzung, demnach geht die Behörde von 180 000 Euro jährlich aus. Diese Betriebskosten müssten dann der Zweckverband Fundtier Haßberge und die TI gemeinsam stemmen. Etwa ein Drittel davon wird wohl für Personalkosten anfallen, derzeit sind nach Auskunft der TI zwei Vollzeitstellen vorgesehen, wobei Britta Merkel die Leitung des Tierheims übernehmen wird, zudem sollen voraussichtlich Fachkräfte (Tierpfleger/Tierarzthelfer) eingestellt werden. Wie die Stellen aufgeteilt werden, stehe noch noch nicht fest. Zudem wird ein Tierarzt stundenweise vor Ort sein, der nach der Gebührenordnung für Tierärzte bezahlt werden muss, wie Karin Kraus erklärt. Nachdem die Kommunen die Fundtierbetreuung über eine Einwohnerpauschale von 1,20 Euro pro Kopf finanzieren (ein Euro für die Fundtierbetreuung, 20 Cent für die Verwaltungskosten des Zweckverbands) stehen über den Zweckverband - entsprechend der Einwohnerzahl im Landkreis Haßberge - etwa 84 000 Euro für die Betriebskosten zur Verfügung, den Rest muss die TI über Spenden und Einnahmen aus Vereinsveranstaltungen finanzieren.

Nach Auskunft von Simone Nowak, Amtstierärztin am Landratsamt, werden besonders die Kosten für die tierärztliche Behandlungen im Quarantänebereich zu Buche schlagen, denn hier werden die Tiere untersucht und gegebenenfalls medizinisch behandelt, bevor sie im "normalen" Bereich untergebracht werden können. Deswegen sei das Ziel, möglichst wenig Zeit bis zur Vermittlung eines Tieres verstreichen zu lassen, weil so nach erfolgter Behandlung im Quarantänebereich mögliche weitere Ansteckungen, die Behandlungen nach sich ziehen, unwahrscheinlicher werden.