Stettfelder pilgern seit vier Jahrzehnten

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Ankunft in Rattelsdorf. Gottfried Busch (Mitte vorn) trug lange Jahre das Wallfahrtsbild, Willibald Viering (links) und Walfried Karch (rechts) die Fahnen. Beide sind heute noch dabei. Fotos: Christian Ziegler
Ankunft in Rattelsdorf. Gottfried Busch (Mitte vorn) trug lange Jahre das Wallfahrtsbild, Willibald Viering (links) und Walfried Karch (rechts) die Fahnen. Beide sind heute noch dabei. Fotos: Christian Ziegler
Im Tagebuch von Georg Rümer ist 1890 vermerkt: "2 Mark 50 als sie [eine Dienstmagd] nach Vierzehnheiligen gewallt ist am 6. September"
Im Tagebuch von Georg Rümer ist 1890 vermerkt: "2 Mark 50 als sie [eine Dienstmagd] nach Vierzehnheiligen gewallt ist am 6. September"
 
Bei Gerhard Böhm laufen alle Fäden zusammen; der Termin für die Wallfahrt, die Sicherheitsvorkehrungen, Besprechungen mit dem Helferteam und die Organisation des Busses.
Bei Gerhard Böhm laufen alle Fäden zusammen; der Termin für die Wallfahrt, die Sicherheitsvorkehrungen, Besprechungen mit dem Helferteam und die Organisation des Busses.
 
1981 begleitete Pfarrer Ottmar Pottler (vorne) seine Stettfelder Schäfchen
1981 begleitete Pfarrer Ottmar Pottler (vorne) seine Stettfelder Schäfchen
 
Die Radwege sorgen für Sicherheit und die aufgehende Sonne für gute Stimmung.
Die Radwege sorgen für Sicherheit und die aufgehende Sonne für gute Stimmung.
 
Pfarrer Schirmer hielt in seinen Gottesdienstaufzeichnungen 1945 fest: "Von Stettfeld gingen am Samstag, 7. Juli, 50 Personen, darunter drei Männer nach 14-Heiligen und kamen am Sonntag, 8. Juli, wieder zurück."
Pfarrer Schirmer hielt in seinen Gottesdienstaufzeichnungen 1945 fest: "Von Stettfeld gingen am Samstag, 7. Juli, 50 Personen, darunter drei Männer nach 14-Heiligen und kamen am Sonntag, 8. Juli, wieder zurück."
 

Die Christen aus der Gemeinde Stettfeld laufen seit 40 Jahren zu der Basilika der 14 Nothelfer nach Vierzehnheiligen bei Kloster Banz. 1975 hatte man die alte Tradition der Fußwallfahrt neu belebt.

Am Samstag, 2. Mai, starten die Stettfelder zu ihrer Jubiläumswallfahrt nach Vierzehnheiligen. Vor 40 Jahren, am 6. September 1975, begann der Musikverein, die alte Tradition der Fußwallfahrt zu beleben, damals aus Dankbarkeit für ein gelungenes Kreismusikfest.

Der Gang nach Vierzehnheiligen ist in der Bevölkerung tief verwurzelt. Das geht aus den Nachforschungen von Norbert Kandler hervor. Er fand in den Stettfelder Gotteshausrechnungen aus den Jahren 1653 bis 55 die Hinweise auf "Verzehrkosten für Wallfahrer" unter anderem nach Vierzehnheiligen. Gut 200 Jahre später, 1890, ist im Tagebuch von Gemeindevorsteher Georg Rümer folgende Ausgabe vermerkt: "2 Mark 50 als sie [eine Dienstmagd] nach Vierzehnheiligen gewallt ist, am 6ten September". Dass auch später Bittgänge stattfanden ist sehr wahrscheinlich, allerdings liegen erst ab 1945 wieder verlässliche Aufzeichnungen vor.
Pfarrer Schirmer vermerkt für 1945: "Von Stettfeld gingen am Samstag, 7. Juli, 50 Personen, darunter 3 Männer, nach 14Heiligen und kamen am Sonntag, 8. Juli wieder zurück."

Mit schwerem Gepäck

Und bis heute gibt es Zeitzeugen, die diese Wallfahrten schildern können. Thea Schöpplein und Angelina Ziegler damals 13 und 15 Jahre, erinnern sich an ihre schweren Rucksäcke mit Verpflegung. Ein Laib Brot, eine Dose Wurst und ein Gugelhupf musste für zwei Tage reichen. "Es war eine beträchtliche Personenzahl, und es wurde viel unterwegs gebetet, Rosenkranz, Litanei und spezielle Gebete zu den Heiligen", erinnert sich Thea Schöpplein.

In Vierzehnheiligen ging man erst einmal zur Beichte, und natürlich wurde auch das Wallfahreramt feierlich begangen. Es gingen hauptsächlich Frauen mit, als einziger männlicher Teilnehmer ist den beiden Frauen Josef Müller in Erinnerung geblieben. Auch die Übernachtung war nicht so komfortabel wie heute. Auf dem Dachboden des Schwesternhauses war ein großer Raum mit Strohsäcken ausgelegt auf denen Männlein und Weiblein in ihrer Wallfahrerkleidung nächtigten.

Von Amerikanern kontrolliert

Hugo Mennel, geboren 1930, erinnert sich sehr gut, dass er im Sommer 1945 als 14-Jähriger die Fahne von Stettfeld nach Vierzehnheiligen und zurück trug. Der Wallfahrtsführer war Johann Spath. Er erinnert sich an Ottilie Böck, Betty Then, Josefa Hüttner und Ottilie Güßbacher. Letztere fungierte als Dolmetscherin, sobald sie von amerikanischen Soldaten angesprochen wurden. Die kontrollierten die Teilnehmerzahl der Wallfahrer die sich unterwegs nicht verändern durfte. Warum Hugo Mennel sich gerade an diese Wallfahrt so gut erinnern kann, liegt daran, dass er auf dem Heimweg kurz vor Stettfeld seinem aus dem Krieg heimkehrenden Vater begegnete.

Von den folgenden Jahren weiß man, dass immer wieder eine Gruppe nach Vierzehnheiligen wallte, es gab jedoch kein festes Datum und keine musikalische Begleitung. Erst als eben 1975 der Musikverein aus Dank für das gelungene Fest die Tradition wiederbelebte, wurde der Pilgergang wieder fester Bestandteil im Terminkalender der Stettfelder. Damals wurde auch ein Wallfahrerbuch angelegt und Daten und Ereignisse eingetragen. Seit 1990 sind alle Teilnehmer namentlich aufgeführt und ihre Funktion sowie die Anzahl der Wallfahrten eingetragen. Ein Wallfahrtsbild war schon vorhanden und wurde stolz vorne weggetragen. Da es etwas ramponiert war, stiftete die Familie Viering 1998 ein neues Wallfahrtsbild. Jetzt, pünktlich zur Jubiläumswallfahrt hat die Familie auch das alte Bild wieder herrichten lassen. Am Sonntag wird es von Pfarrer Rusin gesegnet und am 2. Mai wieder mit nach Vierzehnheiligen getragen.

Pfarrer Pottler war dabei

Sein Vorgänger Pfarrer Ottmar Pottler war ein großer Befürworter der Wallfahrt, und das schlug sich in einem immer größeren Teilnehmerkreis nieder. Pottler begleitete seine Stettfelder oft und setzte sogar einen Bus für die Senioren ein. Die Fahrt bis Vierzehnheiligen gestaltete er dann mit Gebeten und Liedern als "Wallfahrt auf Rädern", wie er es nannte.

Seiner Haushälterin Maria Müller war die Wallfahrt besonders wichtig. Sie ließ es sich sogar an ihrem 70. Geburtstag nicht nehmen, mit den Stettfeldern zu gehen, zum 40. Mal. Dafür bekam sie unterwegs ein Ständchen dargebracht.

Auch der ehemalige Mesner, Karl Wilhelm, ist den Wallfahrern unvergesslich. An jedem der vielen Wegkreuze und Gedenksteinen wusste er ein passendes Gebet.

So ist es heute

Wenn sich die Stettfelder am Samstag, 2. Mai, wieder nach Vierzehnheiligen aufmachen, hat sich einiges verändert. Die Rucksäcke können in einem der Begleitfahrzeuge abgelegt werden. In Rattelsdorf gibt es eine Brotzeit. Unterwegs sorgt Helmut Vogel für Getränke, und in Staffelstein ist Zeit für ein gutes Mittagessen. Die Wallfahrt ist durch das Team um Gerhard Böhm bestens organisiert und gut abgesichert. Über die Lautsprecher erreichen die Gebete alle Teilnehmer, und die Musikkapelle schmettert dazu die passenden Lieder. Der Rosenkranz hat zwar auch seinen Platz, aber die Gebete sind moderner und greifen die Probleme der Zeit auf. Der Heimweg muss nicht mehr zu Fuß bewältigt werden. Ein Bus bringt die Pilger am Abend zurück nach Stettfeld wo sie vom Dorfsee aus zur Pfarrkirche ziehen und den Tag mit einem Gebet abschließen.

Am Sonntag, 3. Mai, geht eine Fußgruppe nach der Morgenmesse um 7.45 Uhr von Vierzehnheiligen zurück nach Stettfeld. Es wäre schön, wenn viele Wallfahrer die Gruppe gegen 17.30 Uhr von der Annakapelle (Maiandacht, 17 Uhr) zur Pfarrkirche begleiten würden. Gleichgeblieben sind wohl die Beweggründe für die Wallfahrt. Miteinander gehen, miteinander beten, die Schöpfung neu in den Blick nehmen und sich als Christ wahrnehmen. Da das Jubiläum heuer mit dem Kriegsende vor 70 Jahren zusammenfällt, stehen die Gebetsanliegen besonders im Zeichen des Friedens.

Die 40. Wallfahrt

Folgender Ablauf ist am Samstag, 2. Mai, vorgesehen:
5.30 Uhr Morgengebet in der Pfarrkirche Stettfeld
9.15 bis 10 Uhr Brotzeit in Rattelsdorf
13.15 bis 15 Uhr Mittagspause in Staffelstein
16 Uhr feierlicher Einzug der Fuß- und Bus-Wallfahrer in die Basilika
17.30 Uhr Gottesdienst mit Festpredigt (Franziskanerpater)
Wer nicht gehen kann, dem steht der Bus zur Verfügung:
14.40 Uhr Abfahrt in Steinbach
14.50 Uhr Abfahrt in Ebelsbach
15.00 Uhr Abfahrt am Rathaus Stettfeld
Anmeldung für die Busfahrten (auch für Aktive) bei Gerhard Böhm, Telefon 5102 oder im Pfarramt Ebelsbach , Telefon 391.