Das Herzstück der Papierfabrik in Eltmann wird ausgetauscht. Sechs Tage Stillstand müssen genügen, um die 90 Tonnen schwere Stoffaufbereitung auszubauen und durch eine neue Anlage zu ersetzen.
Das ist die Frage, die alle Kinder am meisten interessiert: Wie holt man die Druckerschwärze aus dem Altpapier, damit wieder neues weißes Papier für die Zeitung hergestellt werden kann? Dieser Prozess ist tatsächlich das Herzstück der Papierfabrik in Eltmann (Kreis Haßberge). Andreas Reichert, der Werkleiter, und sein 240 Mann starkes Team stehen vor einer logistischen Meisterleistung: Ein 90 Tonnen schweres Ungetüm aus Stahl muss in der Papierfabrik demontiert und übers Dach ins Freie bugsiert werden. Die neue Maschine kommt auf dem gleichen Weg ins Haus. Für die ganze Aktion bleiben nur sechs Tage Zeit.
Maßarbeit für Riesen "Länger können wir die Papiermaschine nicht stillstehen lassen", sagt Reichert. Minimale Ausfallzeiten sind der Trumpf, mit dem sich das Riesenwerk im unterfränkischen Eltmann auf einem schwierigen Markt behauptet.
Die Krise vieler Zeitungsverlage bekommen auch die Papierhersteller zu spüren. Ältere Papierfabriken schließen reihenweise, weil sie weder bei den Qualitätsansprüchen der Verlagshäuser mithalten noch beim Papierpreis konkurrenzfähig sein können. "Wir liegen mit der Verfügbarkeit unserer Papiermaschinen in Eltmann an der Weltspitze", sagt Reichert.
Auf der Erfolgsschiene Der Unternehmer Wolfgang Palm aus dem schwäbischen Neukochen hat seit 1994 in Eltmann gut 500 Millionen Euro investiert und zuletzt für 50 Millionen Euro sogar ein eigenes Kraftwerk und einen Gleisanschluss gebaut. "Wir gehören ja zu den energieintensiven Unternehmen im Land", sagt der Firmenchef, dessen Unternehmensgruppe mit 3000 Mitarbeitern einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet.
Mit dem Gaskraftwerk in Eltmann, das eine Großstadt wie Bochum mit Strom versorgen könnte, hat Palm 2007 seine eigene Energiewende vollzogen. Die aktuelle Investition mit "nur" rund sechs Millionen Euro ist vor allem eine Garantie dafür, dass die Maschinen in Eltmann noch lange laufen werden, mit denen der Unternehmer in Franken zum Pionier wurde: Palm verarbeitet ausschließlich Altpapier, um neues Zeitungsdruckpapier herzustellen (unter anderem für die Titel der Mediengruppe Oberfranken). Jeden Tag wandern 1400 Tonnen Papier durch den Bauch der Fabrik im Maintal. Deren "Bauspeicheldrüse" ist 40 Meter lang und 90 Tonnen schwer, die Stoffaufbereitung. Hier liegt der Schlüssel für die Effizienz und die Qualität der Papierherstellung.
Was wird aus dem Schlamm? "Das Papier, das aus der Maschine rauskommt, kann nur so gut sein wie der Rohstoff, aus dem es entsteht", sagt
Reichert. Und damit beantwortet er die Kinderfrage: Wie kommt die Druckerschwärze aus der Zeitung? Das geschieht mit Hilfe von Seifenlauge in dem riesigen Stahlzylinder. Dort wird der Altpapierbrei wieder und wieder gewaschen, bis nur noch reine Papierfasern übrig sind.
Die neue Maschine macht das besser und mit viel weniger Strom und Chemie. Der schwarze Schlamm, der bei dem Prozess übrig bleibt, rund 120 000 Tonnen im Jahr, wandert als Brenn- oder Zuschlagstoff in die Zement- und Ziegelindustrie.