Turbulenzen und Spielabbruch beim ESC Haßfurt

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Immer hitziger wurde die Partie im Laufe des Abends. Hauptschiedsrichter Marcus Bleier (links) zerrt den Haßfurter Dennis Friedberger aus dem Gewühl.
Immer hitziger wurde die Partie im Laufe des Abends. Hauptschiedsrichter Marcus Bleier (links) zerrt den Haßfurter Dennis Friedberger aus dem Gewühl.
Trainer Doug Kacharvich (links) und der junge Pascal Marx nach dem Spielabbruch fassungslos auf der Bank.
Trainer Doug Kacharvich (links) und der junge Pascal Marx nach dem Spielabbruch fassungslos auf der Bank.
 
Haßfurts Kapitän Zoltan Revak (links) bleibt gegen den Nürnberger Oliver Schnabel an der Scheibe.
Haßfurts Kapitän Zoltan Revak (links) bleibt gegen den Nürnberger Oliver Schnabel an der Scheibe.
 
Der Nürnberger Peter-Michael Hahn (vorne) setzt sich gegen den Haßfurter Stefan Ankenbrand durch und passt die Scheibe vor das ESC-Gehäuse.
Der Nürnberger Peter-Michael Hahn (vorne) setzt sich gegen den Haßfurter Stefan Ankenbrand durch und passt die Scheibe vor das ESC-Gehäuse.
 

Nach vielen turbulenten Szenen und Unruhe auf den Rängen wurde die Partie des ESC Haßfurt gegen den EHC Nürnberg in der Eishockey-Bayernliga im letzten Drittel vorzeitig beendet. Die Gäste führten zu diesem Zeitpunkt mit 5:2. Den "Hawks" drohen nun Strafen.

Verspäteter Beginn, völlig verdiente 2:0-Führung, ein erst gegebener und dann wieder aberkannter Treffer, eine Matchstrafe, eine Spielunterbrechung mit neuer Eisaufbereitung im letzten Drittel, massiv erboste Fans und ein Spielabbruch acht Minuten vor dem Ende: Solch einen Eishockeyabend gab es in Haßfurt noch nie. Die eigentliche Bayernligapartie gegen den EHC Nürnberg, in der die "Hawks" zum Zeitpunkt des Abbruchs mit 2:5 (1:0, 1:3, 0:2) zurücklagen, war angesichts der Vorkommnisse fast nur noch Nebeneffekt.

Was war passiert? Nachdem der Ingolstadter Hauptschiedsrichter Marcus Bleier das "Kellerduell" aufgrund eines Kommunikationsfehlers des ESC Haßfurt mit dem Bayerischen Eishockeyverband doch erst um 20 Uhr angepfiffen hatte, übernahmen die "Hawks" zunächst das Kommando.
Die Führung, die Patrik Dzemla bei einer doppelten Überzahl erzielte, war angesichts zuvor leichtfertig vergebener Möglichkeiten hochverdient (12.). Und als Dennis Friedberger wenig später mit einem Schlagschuss den vermeintlichen zweiten ESC-Treffer markierte, war die Freude natürlich sehr groß im ESC-Lager.

Das vermeintliche 2:0 zählt dann doch nicht

Doch nachdem die Tormusik verhallt war und die Spieler auf dem Eis das obligatorische Abklatschen mit ihren Teamkollegen, Trainer Doug Kacharvich sowie den Betreuern auf der Bank abgeschlossen hatten und zurück zum Mittelkreis fuhren, entschied Bleier nach Rücksprache mit seinen Assistenten auf "kein Tor". Grund soll ein vorangegangenes Handspiel gewesen sein. Beobachter, die ganz dicht am Geschehen waren, bestreiten dies aber vehement.

Nur 30 Sekunden nach dem ersten Seitenwechsel erzielte Eugen Nold dann aber doch das 2:0, als er ein schönes Zuspiel von Dennis Friedberger und Top-Beihilfengeber Martin Oertel nutzte (21.). "Bis dahin war nur eine Mannschaft auf dem Eis, und das waren wir", sagte Kacharvich. "Wir hatten das Spiel im Griff."

Eugen Nord kassiert eine Matchstrafe

Danach aber lief die Begegnung immer mehr aus dem Ruder. Auslöser war ein vermeintlicher Schlittschuhtritt von Eugen Nold, für den der Angreifer eine Matchstrafe aufgebrummt bekam. Er wollte sich lösen, als sein Nürnberger Gegenspieler auf dem Eis lag und ihn an den Beinen förmlich umklammerte. Offenbbar wirkte dies wie ein Tritt gegen den Kopf. "Ich habe nichts gemacht, das war absolut keine Absicht", meinte der perplexe Nold nach der Partie. "Ich persönlich habe mit einer Zweiminuten-Strafe gerechnet, und zwar für Beide."

Nach seiner Hinausstellung präsentieren sich die "Hawks" zeitweise völlig von der Rolle. Als nur drei Haßfurter Feldspieler auf dem Eis standen, nutzte Hahn dies zum Anschluss, wenig später Härtlein zum Ausgleich (30., 33.). Für die erstmalige Nürnberger Führung sorgte vier Minuten später Dubinsky (37.). Auch im Schlussabschnitt kassierten die Hausherren noch einige diskussionswürdige Strafzeiten, während die Mittelfranken durch Treffer von Seidinger (42.) und Hahn (45.) auf 2:5 davonzogen.

Erst Eis neu aufbereitet, dann doch der Abbruch

Einige ESC-Fans schmissen nun wieder einmal Gegenstände auf die Spielfläche. Schiedsrichter Marcus Bleier ließ nach knapp neun Minuten das Eis erst neu aufbereiten und brach die Begegnung nach einem weiteren Becherwurf kurz nach Wiederbeginn ab. "Das war doch alles eine Folge von den vielen, vielen Fehlentscheidungen. Das war meiner Meinung nach nicht normal", war Vorstandsmitglied Peter Vogel "restlos bedient."

Er zeigte auch Verständnis für die aufgebrachten Fans, die durch ihr Werfen mit Bechern, Münzen und anderen Gegenständen die Hauptverantwortlichen für den Abbruch waren. "Ich weiß, das darf nicht passieren, aber es ist halt passiert. Das Schiedsrichtergespann sah die Sicherheit und die Gesundheit der Spieler nicht mehr als gegeben an. Wir müssen jetzt mit den Konsequenzen leben", sagt Vogel und rechnet zumindest mit einer saftigen Geldbuße.

Treffen mit den Fans am Montag

Am Montag, 25. November (19 Uhr), findet in der Vereinsgaststätte "Hawks Inn" ein "Runder Tisch" statt. Vertreter des Vorstandes, der Mannschaft und Trainer Doug Kacharvich werden anwesend sein. Die Fans haben Gelegenheit, Fragen und Probleme anzusprechen und auch Kritik direkt zu äußern.