Trotz einer schweren Verletzung von Christian Dietrich und eines 0:2-Rückstands fing sich der ESC Haßfurt in der Eishockey-Bayernliga und schrammte mit 3:4 gegen den ECDC Memmingen nur knapp an einer Überraschung vorbei.
"Es geht ihm den Umständen entsprechend gut", teilte Kerstin Skaberna-Gollbach am späten Abend aus dem Schweinfurter Krankenhaus mit. Gemeint ist ESC-Angreifer Christian Dietrich, der nur 53 Sekunden nach dem Eröffnungsbully mit seinem Kopf voraus an die Bande knallte und dann regungslos liegen blieb. Dass der ESC Haßfurt nach einer halbstündigen Unterbrechung gegen den hohen Favoriten ECDC Memmingen in der Eishockey-Bayernliga nur knapp mit 3:4 (1:2, 1:1, 1:1) verlor, interessierte an diesem Abend nur an zweiter Stelle.
Wenigstens sind alle Knochen noch heil Die diensthabenden Rot-Kreuz-Mitarbeiter in der Eishalle, der Mannschaftsarzt der Gäste, Dr. Rainer Grosch, sowie der Notarzt des herbeigerufenen Rettungsdienstes befürchteten zunächst eine Verletzung der Wirbelsäulenknochen. Die erste genaue Untersuchung gab dann leichte Entwarnung.
"Das Röntgen war Gott sei Dank ohne Befund", sagte ESC-Vorstandsmitglied Skaberna-Gollbach. "Ob aber etwas am Rückenmark oder an den Nerven ist, ist noch nicht bekannt." Um dies zu klären, soll noch eine Magnetresonanztomographie (MRT) gemacht werden. Wann Dietrich das Krankenhaus verlassen kann, ist noch offen.
Trotz dieses Schocks lieferten seine Teamkollegen, die ebenso wie die Memminger von Hauptschiedsrichter Andreas Guck während der Unterbrechung in die Kabine beordert wurden, eine erneut kämpferisch exzellente Leistung ab. Dabei war die personelle Situation der "Hawks" noch einmal schlechter als zwei Tage zuvor in Höchstadt. Trainer Doug Kacharvich musste zusätzlich auf Pavel Weiß verzichten, der nach seiner Verletzung und einem dicken Bluterguss über dem Auge passen musste. Um wenigstens zwei Reihen ins Rennen schicken zu können, standen, wie schon gegen Lindau, Daniel Wildenauer und Alexander Stahl im Kader.
Und diesmal waren sie von Anfang an im Einsatz. "Die beiden Junioren haben wirklich gut gespielt", sagte Kacharvich.
Dzemla gleicht aus Dass die mit 22 Spielern angetretenen "Indians" durch Treffer von Martin Schweiger (9.) und den Ex-Kissinger Al Joanette (11.) in Führung gingen, war demzufolge nicht erstaunlich. Die Haßfurter Puckjäger ließen sich davon aber nicht aus ihrem Kampf-Konzept bringen, so dass Zoltan Revak nur zwei Minuten nach dem 0:2 zum 1:2-Anschluss einnetzte. Als Patrik Dzemla zehn Minuten später sogar der Ausgleich gelang (23.), dachten viele der knapp 250 Zuschauer mit Zuversicht an die erfolgreiche Aufholjagd gegen Lindau zurück.
Zwar brachte Patrick Zimmermann die Allgäuer noch vor der zweiten Pausensirene erneut nach vorne (33.). Einen "Zuckerpass" von Dzemla verwertete Zoltan Revak nach kurzem Alleingang aber eiskalt zum 3:3 - und das sogar in Unterzahl (50.). Joanette war es schließlich, der den Gast drei Minuten vor dem Ende zum dritten Mal in Führung brachte (57.), die bis zur Schlusssirene Bestand hatte. Selbst die Herausnahme des glänzend aufgelegten Torwarts Timo Jung, der mit zahlreichen Paraden glänzte, für einen weiteren Feldspieler eine Minute vor dem Ende brachte nichts mehr ein.
Lob von beiden Trainern für die Haßfurter Mannschaft Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der ESC-Kader derweil weiter dezimiert: Verteidiger Marcel Schorr kassierte wegen zu heftigen Reklamierens gleich zwei Disziplinarstrafen, was automatisch eine Spieldauerstrafe nach sich zieht.
Trotz der
erneuten Niederlage zeigte sich Trainer Doug Kacharvich erneut "stolz mit der Leistung der Jungs. Wie sie gespielt und gekämpft haben, war einfach toll." Sein Memminger Kollege, Jochen "Jogi" Koch, der als Co-Trainer unter Kacharvich unter anderem beim ESV Kaufbeuren arbeitete, lobte die Arbeit des Kanadiers. "Ich weiß, dass er eine Mannschaft super einstellen kann. Wir waren heute sicher etwas überheblich", sagte der ECDC-Coach. "Aber die Haßfurter waren ganz, ganz toll. Ein super Torwart und super Charakter. Gratulation zu diesem Team", sagte er zur Leistung des ESC. Der Sieg der "Indians" gehe aus seiner Sicht in Ordnung. "Aber wenn man so kämpft, hätte Haßfurt im Endeffekt einen Punkt verdient gehabt. Das muss ich ehrlich zugeben." Dem stimmte Doug Kacharvich zu. "Es war so eng. Natürlich hätte ich gerne einen Punkt geholt. Es hat nicht sollen sein."