Druckartikel: Schneller informiert: Projekt "Kita-Wiki" soll Erziehern im Kreis Haßberge Arbeit erleichtern

Schneller informiert: Projekt "Kita-Wiki" soll Erziehern im Kreis Haßberge Arbeit erleichtern


Autor: Teresa Hirschberg

LKR Haßberge, Dienstag, 15. Dezember 2020

Der Landkreis Haßberge ist "Digitale Bildungsregion", doch diese Auszeichnung beinhaltet auch einen Auftrag: die Region in der Corona-Krise optimal zu vernetzen. Ein digitales Kita-Projekt zeigt, wie dies gelingen kann.
Ein zuverlässiger Videokonferenz-Anbieter ist im Lockdown wichtiger denn je: Die Bildungsregion Haßberge stellt bereits Zugänge zur Verfügung. Symbolfoto: Pixabay/jagritparajuli99


Der erste Schritt in Richtung Digitalisierung ist geschafft: Der Landkreis Haßberge wurde vom Bayerischen Kultusministerium als "Digitale Bildungsregion" ausgezeichnet. Das Siegel prangt bereits im Eingangsbereich des Landratsamtes. Doch der Bildungsbeirat will sich nicht auf diesem Erfolg ausruhen: Das nächste Projekt ist bereits gestartet.

Kitas und Kindergärten zu entlasten und sich pädagogisch auszutauschen, das ist das Ziel der neu geschaffenen Plattform "Kita-Wiki". Was aussieht wie eine klassische Wikipedia-Seite, soll den Erziehern im Landkreis als digitaler Treffpunkt dienen, um den anfallenden Organisationsaufwand zu verringern. Auf der Plattform, die ausschließlich Mitarbeitern der einzelnen Einrichtungen zugänglich ist, finden sich Formulare, Kontakte zu Ansprechpartnern und Beratungsstellen, Fortbildungstermine, aber auch Lehrmaterialien wie Lieder oder Bastelanleitungen.

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Initiiert hat das Projekt Stephanie Lenhart, Leiterin des Prappacher Kindergartens. "So muss man sich nicht durch einzelne Seiten klicken, sondern hat alles zentral", erklärt Lenhart den Vorteil der Seite. Gemeinsam mit der Kindergartenfachaufsicht und einem IT-Experten wurde zunächst besprochen, welche Ideen für die Plattform umsetzbar wären. Nun soll die Seite weiter mit Ideen bestückt werden. "Die Hoffnung ist, dass uns das Kita-Wiki den Alltag erleichtert und wir schneller auf die wichtigen Informationen zugreifen können."

Über Kita-Apps in Kontakt

 

Die Intranet-Seite ist allerdings nur für Erzieher und nicht etwa für Eltern nutzbar, betont Lenhart. "Die Kommunikation mit den Eltern muss jede Einrichtung selbst organisieren", ergänzt Katharina Tschischka, Kindergartenfachaufsicht am Landratsamt. Dafür hätten sich Kita-Apps als sehr sinnvoll erwiesen. "Vor allem als wir in den vergangenen Wochen immer wieder Gruppen in Quarantäne schicken mussten, konnten wir so die Eltern schnell erreichen."

Doch die Steuerungsgruppe der Bildungsregion tüftelt an weiteren Möglichkeiten, um den Landkreis während der Pandemie besser zu vernetzen. Für Kooperationspartner - wie Kindergärten, Schulen oder die Volkshochschule - werden Zugänge für Videokonferenzen über den Anbieter Go-To-Meeting bereitgestellt. In Absprache mit der Datenschutzbeauftragten Jasmin Mauer entschied man sich für den deutschen Anbieter und erwarb zwei Lizenzen. So könne sichergestellt werden, dass die genutzten Server innerhalb der EU stehen und die Konferenzen nicht für Fremde zugänglich sind.

"In Grundschulen und Kitas gibt es großes Interesse daran, weil sie selbst kein zentral organisiertes Angebot haben", berichtet Anja Güll, Koordinatorin für Bildung und Kultur am Landratsamt. Weiterführende Schulen wurden mittlerweile vom Kultusministerium mit Lizenzen für die Microsoft-Software "Teams" ausgestattet. "Insofern versuchen wir, mit diesem Angebot eine Lücke zu schließen und ein kostenfreies Angebot zu schaffen."

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Die Nutzer werden zuvor geschult und erhalten bei Problemen Unterstützung. Das Feedback sei bisher überraschend positiv ausgefallen: Bis auf vereinzelte Technikprobleme laufe die Nutzung zu 90 Prozent sehr stabil. "Bei anderen Anbietern hört man ja öfter, dass die Konferenzen gar nicht starten können, weil die Server überlastet sind", erzählt Güll. "Das ist hier noch nie passiert." Entscheidend für die Wahl des Anbieters sei auch die Barrierefreiheit gewesen - so ist Go-To-Meeting über Handy, Laptop und Festnetztelefon nutzbar.

Virtuelle Räume ausgebucht

 

Die Notwendigkeit der digitalen Kommunikation werde ab Mittwoch (16.12.) wieder besonders deutlich, wenn die Schulen in den Distanzunterricht zurückkehren, findet Susanne Vodde. "Aber das geht alles, darauf sind die Schulen vorbereitet", ist die Co-Vorsitzende des Bildungsbeirats überzeugt. "Hier hat die Bildungsregion in digitaler Form einen Quantensprung hingelegt."

"Langsam kommen wir aber an unsere Auslastungskapazitäten", merkt Güll an. "Das ist die erste Woche, in der auf beiden Lizenzen alle Räume ausnahmslos durchgebucht sind." Doch Landrat Wilhelm Schneider hat bereits eine Lösung: "Wenn wir mehr Kapazität brauchen, werden wir dafür sorgen. Denn unsere Einrichtungen haben schon genug Probleme und wir wollen sie unterstützen."

10 Besprechungen finden teilweise pro Tag in einem der digitalen Konferenzräume des Videochat-Anbieters Go-To-Meeting statt, zwei Räume stehen der Bildungsregion Haßberge derzeit zur Verfügung. Nun sollen die Kapazitäten ausgeweitet werden.

Der Weg zur "Digitalen Bildungsregion"

Seit 2015 trägt der Landkreis Haßberge bereits das Prädikat "Bildungsregion". Im Herbst 2018 wurde beschlossen, sich auch an der "Digitalen Bildungsregion", einer Initiative des Bayerischen Kultusministeriums, zu beteiligen. Im Februar 2019 trafen sich die Bildungsakteure der "Zukunftswerkstatt Digital" erstmals, um die dafür notwendige Bewerbungsmappe zu erstellen.

Mithilfe von digitalen Abfragen an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen des Landkreises wurde zwischen März und Juni eine erste Rohfassung der Bewerbung angefertigt. Am 8. Juli wurde die fertiggestellte Mappe beim Kultusministerium in München eingereicht. Die Nachricht, dass der Landkreis Haßberge die Auszeichnung erhalten soll, verkündete Kultusminister Michael Piazolo Anfang April 2020. Weil die für den 23. Oktober geplante, feierliche Übergabe des Siegels coronabedingt nicht stattfinden konnte, kam die Urkunde Anfang November schließlich per Post in Haßfurt an.