Der Steinhauer Hans Saxinger hat seinem ursprünglichen Beruf als Rentner wiederentdeckt. In Vorbach und Umgebung hat der heue 83-Jährige bleibende Werke geschaffen.
"Wenn ich gestorben bin, wird mein Name noch lange durch viele meiner Werke an mich erinnern. Diesen habe ich überall eingemeißelt", sagt Hans Saxinger mit einem Grinsen im Gesicht. Viele Kunstwerke sind unter seinen Händen entstanden. Mit Schlag-, Zahn- und Spitzeisen, Krönel, Fäustel und Knüpfel, hat der sympathische Vorbacher größere und kleinere Kunstwerke aus Stein geschaffen und sich somit selbst mehrere "Denkmäler" gesetzt.
In Steinfels bei Weiden in der Oberpfalz ist der heute 83-Jährige geboren. Steine und Felsen oder Findlinge, haben fortan sein Leben mit bestimmt. Im Alter von acht Jahren kam Hans Saxinger nach Kirchlauter, wo sein Vater bei den von Guttenbergs als Kutscher eine Beschäftigung gefunden hatte. Als der Hans zwölf Jahre alt war, wurde sein Vater eingezogen und kam nicht mehr aus dem Krieg zurück. Seit 1944 gilt er als vermisst.
Der junge Hans Saxinger hat dann auch den Kirchlauterer Baron mit der Kutsche chauffiert und als 16-Jähriger in dessen Steinindustrie in Ebelsbach mit seiner Lehre zum Steinhauer begonnen. Der Pächter der Guttenbergschen Steinindustrie hieß damals Keupp.
Der Lehrling und das Grobe "Das war keine leichte Zeit", erinnert sich Hans Saxinger und er fährt fort: "Na ja, Lehrjahre sind halt keine Herrenjahre". Vom Polier gab's "so manche hinter die Ohren", wenn beim Behauen eines Steins mal mehr abplatzte als es sollte. "Das war damals so üblich", sagt er. Als Lehrling war man mehr für das "Grobe" zuständig. Die Feinarbeiten am Stein wurden von den "Alten" gemacht.
Sein Gesellenstück war ein so genannter "Bogenanfänger". Das ist der Anfang eines Rundbogens mit einem Fußsockel.
"Diesen musste ich aus rotem Sandstein fertigen, welcher schwer zu bearbeiten ist". Rote Sandsteine, so sagt Hans Saxinger, haben die Steinhauer nicht gemocht. Sein Lehrlingslohn war sehr karg. 40 Pfennig die Stunde hat er betragen. Der Gesellenlohn später 1,50 Mark.
Nach seiner Lehre hat er seinen Beruf von 1951 bis 1954 ausgeübt. Dann wurde er arbeitslos. "Solche Zeiten haben wir heute leider auch wieder", grübelt Saxinger.
Kurzer Abstecher Zu seiner Gesellenzeit ist dem Steinhauer seine Frau Emma "über den Weg gelaufen". 1954 wurde geheiratet. "Arbeiten wollte ich unbedingt. Deshalb habe ich mit meiner Frau die Koffer gepackt und wir sind nach Baden Württemberg gezogen", erzählt er. Dort hat er für ein Jahr eine Anstellung bei einem Grabsteinmacher gefunden, bevor es ihn und seine Emma in den Geburtsort seiner Frau, nach Vorbach, zurückzog.
Kurze Zeit arbeitete er im Steinbruch Schor in Albersdorf.
Die schwere Arbeit legte er ab, nachdem er bei der Firma Kugelfischer in Ebern Mitte des Jahres 1956 Arbeit fand. Dort war er bis zu seinem 60. Lebensjahr im Jahr 1990 beschäftigt. Und dann? "Dann ging es so richtig los mit der Steinhauerei. Wenn der über was war, war er wie ein Narr, solange, bis er fertig war", sagt Ehefrau Emma und ihrem Hans huscht bei dieser Aussage ein breites Grinsen übers Gesicht.
Angefangen hat das "Rentnersteinhauen" in Albersdorf. Die Kirche hatte investiert und für die Fenstergewände war kein Geld mehr da. Für etwa 400 Mark habe er diese gefertigt, was einem sehr schlechten Stundenlohn gleichkam. Ganz stolz ist er auf den Taufstein in der Vorbacher Johanniskirche, den er geschaffen und gestiftet hat. "100 Liter Bier habe ich bei der Einweihung dazu auch noch spendiert", sagt Saxinger.
"Na ja, vom Pfarrer ist er damals ja sehr gelobt worden", weiß seine Ehefrau Emma stolz zu berichten.
Vielfältige Arbeiten Auch das Käpelle in Unterpreppach, am Ruppacher Weg, hat er restauriert. Aus seiner Hand und durch seine handwerklichen Fähigkeiten entstand auch der Gedenkstein für die junge Försterin, Margit Vogl, die bei einer Pirsch im Wald im Jahr 1999 am Hohlen Stein im Alter von 27 Jahren gestorben ist. In Auftrag hat diesen Stein Förster Eberhard Ponader gegeben, der mit Margit Vogl zusammenarbeitete.
1997 hat Hans Saxinger in Vorbach das Käpelle bei der Familie Zöttlein und im Jahr 2003 das Käpelle bei der Familie Stöhr in Vorbach restauriert. Auch der Dorfbrunnen in seinem Heimatort entstand aus seiner Hand. "Den habe ich aus einem Findling aus dem Steinbruch Albersdorf gehauen", sagt Saxinger.
Wenn er in seinem Hof steht, kann er den Dorfbrunnen in einer Entfernung von etwa 40 Metern sehen und plätschern hören. Ab und zu nimmt er auch gerne auf der Bank daneben Platz. Und was ist bisher sein letztes Werk? "Das ist das Wappen am ,Häusla' in Vorbach, sagt der 83-Jährige und zeigt dieses gerne. Mit dem "Häusla" meint er den Gemeinschaftsraum der Vorbacher in der Ortsmitte.
Viele Arbeiten hat er für andere gemacht, viele aber auch für sich selbst. "Ja", sagt er, auch für mich habe ich einen Brunnen aus Stein gemeißelt, der bei uns im Hof steht. Auf drei Seiten ist ein Sternzeichen erkennbar. Was hat es damit auf sich? "Diese Sternzeichen kommen in meiner Familie vor, weshalb ich die Idee hatte, diese in Stein zu verewigen". Er selber zählt zum Sternzeichen Schütze, seine Frau Emma ist Stier und Sohn Herbert ist Wassermann.
"Ja, ja", sagt Emma Saxinger, "die Sternzeichen der anderen schauen in den Hof, meines in den Garten". "Na ja", antwortet schelmisch Hans Saxinger, "du machst ja auch fast den ganzen Tag im Garten rum und jetzt schaut dein Sternzeichen schon seit 1994 dorthin".
Seine Frau Emma war nicht immer mit Hans Saxingers "Rentnerhobby" einverstanden. "Du bist ja fast nur am Klopfen", schimpfte sie öfters, wenn er seine Steinhauerei ihren "Anschaffungen" vorzog. "Na ja, stimmt ja auch, der hat den ganzen Tag an Steinen rumgebissen", sagt die rüstige Rentnerin. Die meisten seiner Werke hat Hans Saxinger zu Hause im Hof geschaffen. Seit aber das Haus neu verputzt ist, darf er das nicht mehr. Zu viel Staub würde er beim Behauen der Steine aufwirbeln, sodass der neue Putz des Hauses darunter leiden würde.
"Seitdem muss der Opa auf die Wiese", weiß sein Enkel Florian zu erzählen.
War das Wappen am "Häusla" sein letztes Werk? "Mal sehen wie es mit meiner Gesundheit weiter geht", sagt Hans Saxinger und man kann bei seiner Begeisterung für sein Handwerk nicht glauben, dass er nicht doch wieder zu Schlag-, Zahn- und Spitzeisen, Krönel, Fäustel und Knüpfel greift, um sich ein weiteres "Denkmal" setzen.
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Symbolisch setzt Hans Saxinger am Familienwappen seines Hauses in Vorbach, welches er vor einigen Jahren aus Sandstein gemeißelt hat, Fäustel und Schlageisen an, während seine Frau Emma einen "Sandsteinschuh", der ebenfalls unter den Händen ihres Mannes entstanden ist, in Händen hält.
Foto: Helmut Will
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"Schau, das ist mein bisher letztes Werk", sagt Hans Saxinger, und zeigt auf das Wappen am Vorbacher "Häusla." Foto: Helmut Will
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Der Sandsteinbrunnen in der Ortsmitte von Vorbach, nicht weit vom Wohnhaus des Steinhauers, entstand auch unter seinen Händen. Gerne nimmt er dort in den Sommermonaten auf der Bank neben dem Brunnen Platz. Foto: Helmut Will
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Diese für einen Steinhauer typischen Werkzeuge sind das Handwerkszeug von Hans Saxinger in Vorbach, der noch im Rentenalter steinerne Kunstwerke aus Sandstein schlägt. Foto: Helmut Will