Die Angst vor dem Fremden zu überwinden, geht am besten mit einer gemeinsamen Aktion: Klaus Mandery und seine Mitarbeiter vom Bund Naturschutz stellen mit den Ebernern Asylbewerbern Apfelsaft her.
Schon bei Adam und Eva, ganz am Anfang der Welt, ging es um das kleine, runde Ding namens Apfel. Ein Symbol für Verführung und Sündhaftigkeit sind seither Interpretationen, die dem überaus gesundem Obststückchen angedichtet werden. Quasi verführt von den Massen an Äpfeln, die derzeit rund um Ebern an den Bäumen auf ihre Ernte warten, wurden auch Dr. Klaus Mandery vom Bund Naturschutz und seine Mitarbeiter Ulla Walther und Sascha Lysiuk. Sie wurden von den knackigen Äpfeln dazu verlockt, ein Integrationsprojekt für die Asylbewerber in Ebern auf die Beine zu stellen.
Gute Idee
"Ich dachte halt, das wäre mal etwas. Und Äpfel haben wir ja genug", meinte Klaus Mandery bescheiden, als er seine Idee, zusammen mit den Asylbewerbern Äpfel zu sammeln und Apfelsaft zu pressen, an die Ehrenamtlichen des Asylhelferkreises in Ebern herantrug.
"Ich weiß ja gar nicht, ob die Apfelsaft kennen und ob sie das überhaupt vertragen", äußerte Mandery auch seine Zweifel. Aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
So warteten an dem besagten Tag knapp 30 Frauen, Männer und Kinder aus den Asylunterkünften in der Alten Kaserne auf Klaus Mandery, um mit ihm und seinem Team zu den Streuobstwiesen zum Apfelpflücken zu gehen. "Das ist ja toll", freute sich Mandery, der auch schnell feststellen konnte, dass die Sache mit den unterschiedlichen Sprachen bei derartigen Aktionen überhaupt keine Rolle spielt. Die Menschen aus Syrien, Afghanistan und Afrika leerten die Bäume und füllten ihre Mägen mit dem regionalen Obst gleich vor Ort.
Vierl Handarbeit
Doch auch für den Apfelsaft blieb noch genug übrig. Dieser wurde direkt vor der Asylunterkunft in der Graf-Stauffenberg-Straße hergestellt.
Die Bewohner lieferten Wasser, um die Ernte zu waschen und Strom, um die Äpfel zu häxeln. Der letzte Schritt des Herstellungsprozesses, den Saft auszupressen, war Handarbeit für die Männer. Keiner fühlte sich unwohl in der multikulturellen Atmosphäre, alle packten mit an. Als dann die ersten Tropfen Saft ins Glas flossen, wurde auf die Premiere des internationalen Apfelpressens in Ebern angestoßen.
Mehrere Termine
"Das ist eine schöne Geschichte", so das Fazit von Klaus Mandery, der die ganze Sache fortsetzen will. Teil 1 und Teil 2 gingen schon erfolgreich über die Bühne, am Montag werden sich die Mitarbeiter vom Bund Naturschutz zum dritten Mal mit den Asylbewerbern und Flüchtlingen treffen. "Wir machen das noch paar Mal.
Weil die trinken das sehr gerne", findet Mandery, "und mir und meinen Mitarbeitern macht das sehr viel Spaß."
Für die Menschen aus den Kriegsländern ist es eine willkommene Abwechslung und eine Möglichkeit, sich irgendwie in die Gesellschaft einzubringen. "Beim letzten Mal wurde uns Tee zur Begrüßung angeboten", erzählt Klaus Mandery über die Willkommensgeste eines Mannes aus Syrien, den er mittlerweile als "feste Größe" unter den Apfelsaftpressern zählt.
Drei Männer aus Afghanistan und Kuba konnte Mandery auch schon mit nach Schottenstein nehmen, um ihnen die maschinelle Herstellung des Saftes zu zeigen.