Regionale Produkte bei der "Kulinea" in Haßfurt

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Viele Fachleute halfen zusammen, um die Genussmesse Kulinea aus der Taufe zu heben. So der frühere Kreisfachberater Heinz Müller (Zweiter von rechts) und Regionalmanagerin Jennifer Knipping (daneben) sowie Claudia Schwarz aus Knetzgau vom Landwirtschaftsamt Schweinfurt (Dritte von links). Foto: kra
Viele Fachleute halfen zusammen, um die Genussmesse Kulinea aus der Taufe zu heben. So der frühere Kreisfachberater Heinz Müller (Zweiter von rechts) und Regionalmanagerin Jennifer Knipping (daneben) sowie Claudia Schwarz aus Knetzgau vom Landwirtschaftsamt Schweinfurt (Dritte von links). Foto: kra
Auf der Kulinea haben Erzeuger am 23. und 24. Februar die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsentieren. Margit Ehehalt-Lewin ist mit ihren kreativen Naturseifen dabei, hier ihre Seifentorte. Foto: Katja Kölbl
Auf der Kulinea haben Erzeuger am 23. und 24. Februar die Möglichkeit, ihre Produkte zu präsentieren. Margit Ehehalt-Lewin ist mit ihren kreativen Naturseifen dabei, hier ihre Seifentorte. Foto: Katja Kölbl
 

Mit der Messe "Kulinea" in Knetzgau bietet sich im Februar ein neuer regionaler Marktplatz. Bis dahin läuft die Ausstellung über "Nachhaltige Ernährung", die am Montag im Foyer des Landratsamts in Haßfurt eröffnet wurde.

Transparente, Plakate, ein Flyer - viele Worte, viele Bilder standen im Blickpunkt der Ausstellungseröffnung im Haßfurter Landratsamt am Montag. Dass hier in den nächsten vier Wochen über nachhaltige Ernährung und regional erzeugte Lebensmittel aufgeklärt und auf die Verbraucher- und Erzeugermesse "Kulinea" in Knetzgau hingewiesen wird, ist sicher für manchen eine etwas "trockene Kost".

Bei den Ausstellern geht's rund

Eigentlich müsste man dazu einen Blick in die Werkstatt von Margit Ehehalt-Lewin werfen. Sie gehört zu den rund 40 Ausstellern, die am Samstag/Sonntag, 23./24. Februar, ihre Produkte in der Franz-Hofmann-Halle in Knetzgau präsentieren. Neben Lebensmittelherstellern sind Kunsthandwerker, Goldschmiede und andere Direktvermarkter mit dabei.
Das rundet das Angebot ab um weiterführende regionale Spezialitäten.

Gerade baut die 47-Jährige in ihrer "Villa Schaumberg" in Knetzgau eine Seifentorte für die "Kulinea". Die rosafarbene Kreation riecht zum Anbeißen lecker. Öle und Pflanzenbutter stammen aus kontrolliert ökologischem Anbau. Im Keller des Einfamilienhauses stapeln sich die Rohstoffe, aus denen im Kaltrührverfahren die duftenden Naturerzeugnisse werden. Rezepte, Namen und Verpackungen denkt sich die ehemalige Telekom-Beamtin selbst aus.

Ihre Familie und Freundin Ruth Wagenhäuser, eine Konditorin, mischen mit. So entstanden etwa "Avocalypse", "Gärtnerslust", "Scharfe Klinge", "Knutscherle" oder "Göttergatte". Ihre handgemachte Naturseife verkauft Ehehalt-Lewin auf Märkten und übers Internet. Auf der "Kulinea" will sie erstmals drei Hautcremes in Glastiegeln anbieten: eine Fußcreme mit Lavendel und Teebaumöl, eine Handcreme mit Grapefruit und dem Harz Benzoesiam sowie eine Calendulapflegecreme.

Nur aus pflanzlichen Fetten

Die Liebe zu Seifen kam 2007: "Ich habe mich vor über 20 Jahren schon einmal damit beschäftigt. Aber damals wurden Seifen nur aus tierischen Fetten hergestellt, und das kam für mich nicht in Frage."

Bis sie ihre eigene Seifenlauge braute, verging noch ein Jahr. "Ich hatte einen Heidenrespekt vor der Lauge. Davon kann man ja blind werden. Meine erste Lauge habe ich draußen auf der Terrasse gemacht", erzählt sie. Mittlerweile setzt sie die Schutzbrille ohne Angst auf. "Ich weiß ja jetzt, wie es geht."

Zwischen 45 und 90 Minuten entsteht der Seifenleim. Der wird in eine Form gegossen, nach zwei Tagen ausgeformt und geschnitten. Dann bricht Ehehalt-Lewin die Kanten und lässt ihre Seifen sechs Wochen im Keller trocknen. Das alles macht ihr riesigen Spaß. Nur eines nicht: die Sicherheitszertifizierung.

Seifen unterliegen der Kosmetik-Verordnung (KVO). Darum muss ein vereidigter Sachverständiger ihre Seifenrezepte auf Plausibilität sowie die Rohstoffe und das Ergebnis überprüfen. Das kostet Zeit, Geld - und dauert. Das Ergebnis immerhin ist die Bestätigung: 100 Prozent Bio.

Wenige Kilometer weiter in Oberschwappach, bereitet sich eine weitere Ausstellerin auf die "Kulinea" vor. Elisabeth Schertel hat 2011 ihre "Kräuterstube" eröffnet. Das Ladeninnere hält, was der Name verspricht. Da stehen Salze, Ketchup, Chutney, Fruchtaufstriche, Sirup, Liköre und Essig aus Wildkräutern.

Geheim, geheim ...

Die findet Elisabeth Schertel sogar in Oberschwappach "in bestimmten Ecken" - mehr will sie nicht verraten. Was sie dort erntet, verarbeitet sie. Zu ihrem Wissen kam die 60-Jährige unter anderem bei einer Heilkräuterausbildung im Allgäu. Von der "Kulinea" verspricht sie sich "mehr Bekanntheit". Bislang ist sie von den Besuchern des Schlosses Oberschwappach abhängig, macht sie deutlich.

Auch Seifenherstellerin Ehehalt-Lewin hofft auf neue Kunden. Den Verkaufsraum ihrer "Villa Schaumberg" kennen wenige. Das soll sich ändern.

Bei der Genussmesse sind viele bekannte Namen dabei, etwa Weiki-Hof Endres (Zell), Demeterhof Dünninger (Goßmannsdorf) oder Gutsgasthof Andres (Pettstadt). Aber, wie die Ausstellerliste zeigt, sind auch neue oder weniger bekannte Akteure zu erleben. Wer neugierig ist: Die "Kulinea" und ihr Ausstellerverzeichnis stehen im Internet.

Ausstellungseröffnung in Haßfurt am Montag

Die lustige Kartoffel auf dem Plakat sollte reden können: "Nehmt mich!", sollte sie rufen, nicht den Pulver-Kartoffelbrei. Bei der Ausstellungseröffnung am Montag im Haßfurter Landratsamt redeten sich nicht nur Claudia Schwarz vom Landwirtschaftsamt Schweinfurt, sondern auch der frühere Kreisfachberater Heinz Müller fast ein wenig in Rage. Ihr Feuer ehrt sie: Da greifen die Deutschen am liebsten zu Apfelsaftschorle, um ihren Durst zu löschen, und haben keine Ahnung, dass 80 Prozent des Saftes aus China kommen.

Dumpingpreise

Man könne nur ahnen, was der chinesische Bauer für sein Produkt bekomme, wenn hier der heimische Landwirt für sein "handverlesenes Produkt" mit einem Minimalpreis abgespeist werde. Müller unterstrich: "Jeder Einzelne ist aufgefordert mitzuwirken. Mehr Wertschätzung für regional produzierte Lebensmittel - darum geht's!" An die anwesenden Schulvertreter appellierte er: "Sie müssen den Kindern wieder die einfachsten Spielregeln beibringen!"

Die "Kulinea" ist sein Herzensanliegen, das bemerkten die Gäste der Ausstellungseröffnung. Müller hat sie in seiner aktiven Zeit als Kreisfachberater mit angeregt und begleitet sie jetzt ehrenamtlich, "30 Jahre Kontakte: Das ist wichtig, um Türen zu öffnen", schmunzelte er am Rande. Freilich sind die zwei Regionalmanagerinnen am Landratsamt, Jennifer Knipping und Veronika Ullsperger, sehr engagiert; sie haben Helfer mit an Land gezogen. Beispielsweise Petra Lettang vom Haßfurter Kulturamt, die die Auftaktveranstaltung am Mittwoch, 20. Februar, um 19 Uhr in der Haßfurter Stadthalle organisiert.

Oder eben Claudia Schwarz, auch zuständig für den Landkreis Haßberge. Die Knetzgauerin ist eine Streiterin auf dem Feld der Hauswirtschaft, und sie steuerte die informativen Plakate aus dem Landwirtschaftsministerium bei, die, wie sie gestern am Rande Birgit Gerhard von der Johann-Peter-Wagner-Volksschule Theres Auskunft gab, von jeder Schule bestellt werden können. "Nachhaltige Ernährung", die Botschaft weht auf dem Banner.

"Wir haben die Wahl"

Es dreht sich nicht nur um "pflanzenbetonte Mischkost", wie Schwarz erläuterte, sondern um viel mehr: "Wir haben die Wahl, wie wir uns verhalten. Jeder Deutsche verbraucht elf Tonnen Kohlendioxid. Klimaverträglich wären zwei Tonnen. Essen ist ein Baustein, wo ich mich anders verhalten kann." Wer etwas weniger Fleisch isst, der lebt nicht nur gesünder, sondern verringert damit die Kohelndioxid-Abgase. Der Kauf regionaler Lebensmittel verbessere die Klimabilanz weiter. Weder brauche es Schiff noch Flugzeug als Transportmittel, noch so viel Verpackung.

Sie habe sich kürzlich mit einem Studenten über "Saisonalität" unterhalten, fuhr sie fort, und der habe überrascht zugegeben, dass ihm nicht bewusst gewesen sei, dass die Saison für Tomaten ja im Herbst aufhört.
Auf was sollen Verbraucher achten? Auf weniger verarbeitete Lebensmittel. "Eine Kartoffel hat kein Fett", so Schwarz. Beim Fertigprodukt, sehe das anders aus.

"Aus meiner Sicht ist es das Verhalten, das man ändern muss", unterstrich Claudia Schwarz zudem im Blick auf Stromverbrauch. Bei Neuanschaffungen sollte man energieeffiziente Geräte kaufen. Eine Hausfrau, die ihre Wäsche statt mit 60 nur mit 40 Grad Celsius wäscht, spart die Hälfte Energie.

Für das eigene Verhalten und den eigenen Konsum wird die "Kulinea" sicher Anregungen geben. Stellvertretender Landrat Bernhard Ruß (SPD) sieht in der geplanten Messe einen "Fanfarenstoß": Um im Landkreis Haßberge auch überregional deutlich zu machen, dass es hier Qualität gebe, "die ihresgleichen sucht".