Ortsbuch krönt das Jubiläum in Prölsdorf

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Berthold Moser (links) überreichte an den Würzburger Domdekan Prälat Günter Putz das neue Ortsbuch von Prölsdorf. Foto: Klaus Schmitt
Berthold Moser (links) überreichte an den Würzburger Domdekan Prälat Günter Putz das neue Ortsbuch von Prölsdorf.  Foto: Klaus Schmitt
Sie alle freuen sich über ein Ortsbuch, das ihnen Berthold Moser (Zweiter von links) übergab. Weiter von links: Bürgermeister Matthias Bäuerlein, stellvertretender Landrat Oskar Ebert, Schwester Juliane Friedrich, Domdekan Prälat Günter Putz und Pfarrer Kurt Wolf. Foto: ks
Sie alle freuen sich über ein Ortsbuch, das ihnen Berthold Moser (Zweiter von links) übergab. Weiter von links: Bürgermeister Matthias Bäuerlein, stellvertretender Landrat Oskar Ebert, Schwester Juliane Friedrich, Domdekan Prälat Günter Putz und Pfarrer Kurt Wolf.  Foto: ks
 
Nach dem Festgottesdienst zogen die Gläubigen sowie die Vereine vom Platz vor der Kirche, wo die Messfeier stattgefunden hatte, durch den Ort zum Festgelände. Die vielen Gruppen boten ein imposantes Bild. Foto: ks
Nach dem Festgottesdienst zogen die Gläubigen sowie die Vereine vom Platz vor der Kirche, wo die Messfeier stattgefunden hatte, durch den Ort zum Festgelände. Die vielen Gruppen boten ein imposantes Bild.  Foto: ks
 
In Prölsdorf wird das Vereinsleben groß geschrieben. Die Schützen, Feuerwehr, Sänger, Blaskapelle, Sportler, Mondscheinclub und Kindergartenverein helfen zusammen. Deshalb war es für die Heimatkapelle Prölsdorf keine Frage, bei der 900-Jahr-Feier mitzuwirken. Hier ziehen die Musiker vom Kirchberg los. Foto: heki
In Prölsdorf wird das Vereinsleben groß geschrieben. Die Schützen, Feuerwehr, Sänger, Blaskapelle, Sportler, Mondscheinclub und Kindergartenverein helfen zusammen. Deshalb war es für die Heimatkapelle Prölsdorf keine Frage, bei der 900-Jahr-Feier mitzuwirken. Hier ziehen die Musiker vom Kirchberg los.  Foto: heki
 
Der Festzug auf der Marktstraße Foto: ks
Der Festzug auf der Marktstraße  Foto: ks
 
Auf dem Sportgelände war das Festzelt aufgebaut. Dort trafen sich die Festbesucher nach dem Festgottesdienst; hier die Prominenz.
Auf dem Sportgelände war das Festzelt aufgebaut. Dort trafen sich die Festbesucher nach dem Festgottesdienst; hier die Prominenz.
 
Die "Sängerlust" Prölsdorf wirkte beim Festkonzert in der renovierten Kirche mit. Foto: ks
Die "Sängerlust" Prölsdorf wirkte beim Festkonzert in der renovierten Kirche mit.  Foto: ks
 
Barbara Krause spielte die restaurierte Orgel beim Festkonzert. Foto: ks
Barbara Krause spielte die restaurierte Orgel beim Festkonzert.  Foto: ks
 
Die renovierte Sebastianskirche Foto: ks
Die renovierte Sebastianskirche  Foto: ks
 
Zahlreiche Vereine wirkten bei der 900-Jahr-Feier in Prölsdorf mit ihren Fahnenabordnungen mit. Foto: ks
Zahlreiche Vereine wirkten bei der 900-Jahr-Feier in Prölsdorf mit ihren Fahnenabordnungen mit.  Foto: ks
 

Zur 900-Jahr-Feier machte sich Prölsdorf mit einer eigenen Chronik das schönste Geschenk.

Was soll das für ein Buch werden, das sechs Monate vor seiner Veröffentlichung gerade einmal aus zwei Seiten besteht? Und die sind auch noch leer. Das kann nichts werden, würde man vermuten. Weit gefehlt. Aus dem "Werk" mit den zwei leeren Seiten wurde ein 464 Seiten starkes Buch: das Ortsbuch von Prölsdorf. Es ist eine Chronik des Dorfes im Steigerwald, das am Wochenende seine 900-Jahr-Feier beging und das 250. Weihejubiläum seiner Kirche Sankt Sebastian feierte. Das Ortsbuch, das Berthold Moser, Leiter des Festausschusses, am Sonntag offiziell vorstellte, ist ein Höhepunkt der 900-Jahr-Feier des Dorfes.

Die Prölsdorfer hatten im Januar 2015 mit den Vorbereitungen für ihr Doppeljubiläum begonnen. Die Vertreter der Ortsvereine (unter anderem Schützen, Sport-Club, Feuerwehr, "Heimatkapelle", "Sängerlust", Mondscheinclub) trafen sich zu einer ersten Sitzung.
Eine Frage war rasch geklärt: Welches Motto soll das Fest haben? "Spontan", so erinnert sich Berthold Moser, kam die Idee, die Geschichte des Dorfes in das Motto einzubinden. Prölsdorf hat eine lange und vor allem reiche Geschichte. Der Ort war einst sogar Sitz eines Gerichts, und der jährliche Ostermarkt am Ostermontag weist auf die lange Markttradition hin. "Ein Dorf mit Geschichte" lautete das Motto, das an den vier Festtagen jetzt in Prölsdorf überall zu lesen war.

Der ersten vorbereitenden Sitzung folgten weitere Zusammenkünfte. Ein Festausschuss wurde gebildet, und die ersten Eckpunkte wurden festgesetzt. Berthold Moser, der auch Dirigent der Heimatkapelle und Kirchenpfleger ist, wurde in die Leitung des Gremiums berufen. Er freut sich, dass die Zusammenarbeit der Vereine klappte. "Sehr gut und reibungslos" sei die Kooperation gelaufen, macht er den Vereinen ein dickes Kompliment, und auch genügend Helfer für die vier Festtage jetzt von Freitag bis Montag seien gefunden worden.

Einig waren sich die Prölsdorfer, dass sie für die 900-Jahr-Feier und das 250. Kirchenjubiläum einen Glanzpunkt setzen wollten. "Wir lassen uns etwas Besonderes einfallen", sagte Berthold Moser. Das Besondere war, dass das Dorf ein Ortsbuch, eine Chronik, schreiben wollte. Nicht nur eine dünne Festschrift, wie sie sonst bei Vereinsjubiläen üblich ist. Die Verantwortlichen setzten sich mit dem Heimatgeschichtlichen Arbeitskreis Rauhenebrach und dessen Leiter Friedrich Klaus in Verbindung. Fortan gab es regelmäßige Treffen, Daten wurden gesammelt und ausgewertet. Die Vereine waren eingebunden. Insgesamt wirkten rund 30 Personen an der Entstehung der Chronik mit.

Wie fast immer bei solchen Projekten kam nach der ersten Euphorie und den ersten Ergebnissen eine Flaute. Im Februar 2016 lagen nur zwei fertige Seiten vor, und die waren leer, wie Berthold Moser skizzierte. Aber dann kam neuer Schwung in das Vorhaben. Die Seiten füllten sich. Jedes Anwesen in Prölsdorf wurde mit aktuellen und teilweise historischen Bildern aufgenommen. Auf diese Weise ist ein Werk mit 464 Seiten entstanden.

Nicht nur wegen des Ortsbuches, sondern auch wegen der viertägigen Feier insgesamt geht Oskar Ebert, der stellvertretende Landrat und frühere Bürgermeister von Rauhenebrach, davon aus, dass das Doppeljubiläum selbst in die Geschichte von Prölsdorf eingehen wird. Er bescheinigte den Prölsdorfern ein starkes Heimatgefühl und großes Engagement für ihren Ort und die Menschen, die dort leben. 2004 sei die Dorferneuerung in Prölsdorf gestartet worden. Erfolgreich, wie er sagte. "Prölsdorf ist ein Schmuckstück geworden." Entscheidend seien aber die Menschen. In Prölsdorf sei zu spüren, dass die Menschen ein starkes Heimatgefühl entwickelt haben, sagte Ebert.

Vier Tage feierten die Prölsdorfer. Neben dem offiziellen Bieranstich mit der bayerischen Bierkönigin Sabine-Anna Ullrich (Bericht in der gestrigen Ausgaben) gehörten Fußballspiele, der Gemeindeteil-Wettbewerb "Spiele der Vorzeit", ein politischer Frühschoppen mit der Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) und die Vorstellung der Ortschronik zu den Programmpunkten. Ferner gab es ein Konzert mit der "Sängerlust" Prölsdorf und der Organistin Barbara Krause in der renovierten Kirche (siehe gesonderten Bericht auf dieser Seite) und einen Festgottesdienst mit dem Würzburger Domdekan Prälat Günter Putz. Der Geistliche wirkte vor rund 40 Jahren als Kaplan in der Pfarrei Untersteinbach, die ebenso wie die Pfarrei Prölsdorf heute zur Pfarreiengemeinschaft Heilig Geist Rauhenebrach gehört. Der Würzburger Domdekan stellte den Gottesdienst, den Pfarrer Kurt Wolf, Diakon Erich Müller sowie Sänger und Musiker mitgestalteten, unter das Motto: "Wir brauchen Heimat". An Günter Putz überreichte Berthold Moser später ein Exemplar des Ortsbuches.

Übrigens: Die zwei leeren Seiten in der Chronik gibt es wirklich. Die Autoren haben zwei Seiten unbedruckt gelassen. Dort können zwei Bilder von der renovierten Kirche eingeklebt werden. Bei Drucklegung des Buches war die Restaurierung des Gotteshauses noch nicht abgeschlossen. Daher werden diese Bilder demnächst nachgereicht.


Die Kirche erstrahlt in neuem Glanz

Zur 900-Jahr-Feier von Prölsdorf und dem 250. Weihejubiläum der Kirche Sankt Sebastian ist das Gotteshaus renoviert worden. Pünktlich zum Doppeljubiläum sind die Arbeiten abgeschlossen worden. Das Wort pünktlich darf man in diesem Zusammenhang wörtlich nehmen. Um 19.30 Uhr am Freitagabend, dem ersten Festtag des Doppeljubiläums, hat der Orgelbauer Thomas Eichfelder die Kirche nach getaner Arbeit verlassen, wie Kirchenpfleger Berthold Moser berichtete.

Das wurde alles erledigt: Die Kirche bekam eine neue elektrische Anlage, die Orgel wurde restauriert und in ihren ursprünglichen Zustand versetzt, der Innenputz wurde teilweise erneuert, das Gotteshaus erhielt innen einen neuen Anstrich, die Empore wurde komplett abgebaut und neu aufgebaut (im Holz saß ein Schädling), die Stufen zum Altarraum wurden erneuert, und alle Figuren wurden gereinigt und neu vergoldet.

Die Kosten belaufen sich laut Kirchenpfleger auf 280 000 Euro. Den Löwenanteil trägt das Bistum Würzburg. Die Gemeinde steuert zehn Prozent bei, und 1200 Stunden Eigenleistung haben die Prölsdorfer selbst aufgebracht. Für die Restfinanzierung ist noch eine besondere Aktion angedacht: Bürger können Patenschaften für einzelne Orgelpfeifen erwerben.

Der Vorsitzende des Festausschusses, Berthold Moser, trug nicht nur große Verantwortung und einen großen Teil der Arbeit bei der Vorbereitung der 900-Jahr-Feier, sondern als Kirchenpfleger auch einen enormen Teil der Last bei der Kirchenrenovierung: Wie schafft man das, zumal auch der Beruf (er ist bei der Firma Henfling in Ebelsbach tätig) Leistung fordert? "So etwas kannst du nur machen, wenn du genügend Helfer im Hintergrund hast", sagt Berthold Moser. Und seine Familie hat ihn tatkräftig unterstützt.

Bei all der Arbeit ist ihm dann doch ein kleines Malheur passiert: Als am Freitagabend der Orgelbauer die Kirche verließ, drückte Moser auf einen Schalter in der Kirche, um die elektrische Anlage abzustellen. Es war der falsche Schalter. Fünf Minuten lang läuteten die Glocken in Prölsdorf. Moser interpretierte sein Missgeschick so: Jetzt wussten alle Prölsdorfer, dass die Arbeiten abgeschlossen sind...