Ohne Pfeifenrauchen würde er auswandern

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Mit Gelassenheit raucht Gerhard Zösch aus Sand seine Pfeife. In diesen Momenten sammelt sich der 64-Jährige. Fotos: Carmen Schmitt
Mit Gelassenheit raucht Gerhard Zösch aus Sand seine Pfeife. In diesen Momenten sammelt sich der 64-Jährige. Fotos: Carmen Schmitt
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Viele erkennen Gerhard Zösch schon, bevor sie ihn sehen. Am Duft seiner Pfeife. Wenn er sich eines seiner 40 Exemplare ansteckt, kommt er zur Ruhe. Dürfte er nicht mehr Pfeiferauchen, würde er auswandern, sagt er.

Gerhard Zösch greift mit seinen Fingerspitzen in den Tabaktopf. Nicht zu trocken und gerade feucht genug muss der Tabak sein. Geübt stopft er die krausen Brösel in den runden Pfeifenkopf. Unten sitzt der Tabak locker, oben drückt er ihn fest. Gerhard Zösch entzündet ein Streichholz und hält das brennende Hölzchen in die Pfeife. Er legt das Mundstück zwischen seine Lippen und zieht. Der Tabak glimmt. Es riecht fruchtig und nach Vanille.

Andenken aus dem Urlaub

Gerhard Zösch aus Sand am Main ist Pfeifenraucher aus Leidenschaft. Für ihn ist sein Hobby ein Ritual, mit dem er zur Ruhe kommt. Mitte der 80er hat er die Pfeife für sich entdeckt. Durch einen Bekannten ist er dazu gekommen, erzählt er. Seitdem ist seine Sammlung auf 40 Stück angewachsen. Pfeifen aus Italien, der Türkei, Belgien und Deutschland hat er von seinen Reisen mitgebracht.
Auch einige Geschenke sind dabei. Weggeschmissen hat er noch keine, auch wenn er manche nicht mehr rauchen kann, weil sie abgenutzt sind. "Das ist eben mein Tick." Im ständigen Gebrauch hat er 15. Am Tag raucht er eine Pfeife, meint er. Immer den gleichen Tabak. "Zum Kaffee, zur Zeitung oder abends zum Wein und beim Lesen." Dafür braucht er "Ruhe und Muße". Am liebsten sitzt er dann auf seiner Terrasse.

Der 64-jährige Rentner hat früher als Autoverkäufer gearbeitet. Nach einem langen, stressigen Arbeitstag hat er nach Momenten gesucht, in denen er sich sammeln konnte. Ohne Hast und Druck. "Wenn er seine Pfeife vorbereitet und sie dann raucht, weiß man, dass er jetzt abschaltet", sagt seine Ehefrau Roswitha. Hatte er wieder einmal einen besonders langen Arbeitstag, besuchte er einen befreundeten Pfeifenhersteller im Landkreis Rhön-Grabfeld und gönnte sich ein neues Stück.

Bei einer neuen Pfeife geht es dann ans "Einrauchen", was besonders wichtig ist, erklärt er. Dafür füllt Gerhard Zösch den Pfeifenkopf erst zu einem Drittel. Beim nächsten Mal stopft er doppelt so viel und schließlich eine ganze Portion Tabak. "Nach sieben oder acht Durchgängen hat sich eine gute Kohleschicht gebildet." Die schont das Holz, woraus die meisten Pfeifen gefertigt werden, meint Gerhard Zösch. Außerdem reibt er jeden Pfeifenkopf innen mit Honig ein. "Das hat mir mal ein Pfeifenraucher gesagt. Ob es wirklich etwas bringt, weiß ich nicht."

Markenzeichen Pfeifenduft

Gerhard Zösch geht ohne gestopfte Pfeife meist nicht aus dem Haus. Nur beim Fußballspiel kann er die Pfeife nicht gebrauchen. "Da bin ich zu aufgeregt." Dann würde er ständig an ihr ziehen. Dadurch werde die Pfeife zu heiß und könne kaputt gehen. "Wenn ich meine Pfeife dabei habe, bin ich beruhigter", sagt der Mann und lächelt. "Dafür vergisst er gern etwas anderes", meint seine Frau Roswitha schmunzelnd. Sie mag den Geruch der Pfeife.
Wie viele andere aus Gerhard Zöschs Umfeld auch. Oft hört er "Mensch Gerhard, rauch' doch mal 'ne Pfeife", erzählt er. Dass sich jemand an dem Rauch stört, hat er bisher nur einmal in einem Urlaub erlebt.

Mit dem Rauchverbot hat er kein Problem. "Das ist in Ordnung so." Man müsse schon Rücksicht nehmen. "Aber wenn sie das Pfeiferauchen in der Öffentlichkeit verbieten, dann wander' ich aus", sagt er und lacht.

Der Rentner ist viel unterwegs. "Alle Vierteljahr muss ich etwas Neues sehen." Gern fährt er zum Segeln oder ist mit seinem Mountainbike unterwegs. Wenn er sich dann eine Pfeife anzündet, brennt die gut eine Stunde. Je nach dem, wie viel Tabak er stopft.

Mit Zeit und Ruhe

Eine Pfeife wird gepafft, nicht auf Lunge geraucht, erklärt er. "Das Kunststück ist dabei, so zu ziehen, dass die Pfeife nicht zu heiß wird und nicht ausgeht." Danach sollte sie eine Stunde ruhen, bevor man sie sauber macht, meint der 64-Jährige. "Damit die Rückstände ganz ausgetrocknet sind." Bis er mit dieser Pfeife wieder raucht, wartet er einen Tag.

Ein Pfeifenraucher braucht also mindestens zwei Exemplare, wenn er sich jeden Tag eine Pfeife anstecken will. Er kann nicht darauf hoffen, dass ihm ein anderer mit einer Pfeife aushilft. Unter ihnen gilt: "Eine Pfeife und eine Frau verleiht man nicht", sagt Gerhard Zösch lächelnd. "Ohne Begründung. Die kommt nicht aus der Hand."