Nur mit Frauen-Quote zur erfolgreichen Politikerin? Weibliche Landratsstellvertretung löst Debatte aus
Autor: Teresa Hirschberg
LKR Haßberge, Freitag, 07. August 2020
Bisher dominierten Männer den Landratsposten im Kreis Haßberge, eine Frauen-Quote könnte dies jedoch ändern. Kritik am Vorschlag kommt auch von weiblicher Seite: Denn eine derartige Regelung könnte lokale Politikerinnen zwar fördern - oder herabwürdigen.
Es könnte ein politischer Meilenstein sein. Eine Frau als Stellvertreter des Landrats - das gab es im Kreis Haßberge noch nie. Ein entsprechender Antrag der Grünen spaltet aktuell die politischen Gemüter, wirft aber eine größere Frage auf: Können es Frauen in der Kommunalpolitik wohl nur per Quote zu etwas bringen?
"Will man Frauen fördern, wie immer bei Wahlkämpfen beteuert wird, muss man im Landkreis ein Zeichen setzen." Für Harald Kuhn ist es an der Zeit für Veränderung. Der Antrag seiner Partei fordert daher einen dritten Stellvertreterposten, der zwingend an eine Frau vergeben werden muss, sollten die ersten beiden Stellen bereits mit Männern besetzt sein - im konkreten Fall sind das Michael Ziegler und Oskar Ebert. Ein notwendiges Mittel zur Frauenförderung finden die einen, eine Reduzierung auf den Titel "Quoten-Landrätin" kritisieren andere.
Als Politikerin sichtbarer werden
"Der erste und zweite Vertreter sind ordentlich und gesetzlich korrekt gewählt. Es wäre fatal, wollten wir jetzt anfangen, daran herumzudoktern", mahnt Monika Schraut (ÖDP). Und dennoch: Wer in der Politik Stimmen sammeln will, müsse erst einmal gesehen werden. "Wenn es unser Ziel ist, politisch aktive Frauen zu haben, dann brauchen wir sie in sichtbaren Rollen." Eine gesetzliche Grundlage gebe es dafür bisher nicht. "Aber niemand hindert uns, hier praktisch und klug zu entscheiden", befürwortet Schraut die Frauen-Quote.
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Ganz anders dagegen Birgit Bayer: Die ehemalige Riedbacher Bürgermeisterin ging 2014 für die Freien Wähler selbst als Landratskandidatin ins Rennen. Ihre politischen Erfolge möchte sie jedoch nicht auf eine Quote zurückführen müssen. "Wenn wir eine Stellvertreterin wählen, wäre sie immer die Quoten-Frau. Darauf möchte ich mich nicht reduzieren lassen." Sie zweifle daran, dass eine Frauen-Quote der Gleichberechtigung dienen würde. Die Wählergemeinschaft Haßberge schaffe es auch so auf einen Frauenanteil von 40 Prozent - ganz ohne Quote, stellt Bayer klar. "Und darauf bin ich stolz."
Eine solche Regelung tue politisch engagierten Frauen keinen Gefallen, meint auch Heidi Müller-Gärtner (CSU). Dass sie zur Zweiten Bürgermeisterin von Maroldsweisach gewählt wurde, habe einen einfachen Grund: "Weil ich die meisten Stimmen im Gemeinderat bekommen habe. Somit bin ich den Wählern gerecht geworden." Die Einführung einer Quote sei der falsche Weg, um den Frauenanteil in der Kommunalpolitik zu erhöhen. Zwei andere Punkte halte sie für wichtiger: "Voraussetzung dafür, dass sich Frauen wählen lassen, ist, dass sie sich überhaupt trauen, sich aufzustellen." Und selbst dann mangele es oft an gegenseitiger Unterstützung. "Viele Frauen wählen keine Frau und wundern sich danach, dass keine in solchen Posten ist."